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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sie auf, die Klinge mit leicht angewinkeltem Arm von sich haltend.
    Wieder belauerten sie einander. Diesmal schnellte die Amazone vor, doch Gruuhd wich ihr aus, und der Knauf seines Schwertes traf schmerzhaft ihren Oberarm.
    »Nicht ungeschlachter Kraft bedarf es, eine Klinge siegreich zu führen, sondern der Verstand muß daran beteiligt sein. Nur dann hast du Aussicht, dein Leben zu erhalten.«
    Was Gruuhd sagte, versetzte Tertish in ihre Kindheit zurück, als sie mit Burra, Gudun und Gorma zusammen in die Kunst des Zweikampfs eingewiesen worden war. Eine kleine Ewigkeit schien seit jenen Tagen vergangen zu sein und vieles hatte sich verändert. Gudun und Gorma lebten nicht mehr, sie waren in der Schattenzone gefallen; von Burra gab es keine Nachricht.
    Fast hätte Tertish zum zweitenmal Gruuhds Schwert zu spüren bekommen. Im letzten Moment wehrte sie seine Klinge ab. Der Rohne setzte sofort nach, und sie sah sich gezwungen, ihm die Waffe aus der Hand zu hebeln.
    Lächelnd schob sie dann ihr Seelenschwert in die Scheide zurück. Sie streckte Gruuhd ihre Rechte hin, die dieser ohne Zögern ergriff.
    »Fürwahr«, sagte sie, »es gibt genügend große Kriegerinnen, die sich anfangs dümmer angestellt haben. Der Schwertkampf liegt dir im Blut, eine andere Erklärung habe ich nicht.«
    Gruuhd wollte etwas erwidern, wurde indes schon im Ansatz unterbrochen. Das große, trichterförmige Windhorn am Heck der Fliegenden Stadt saugte Luft an und stieß diese durch die unterhalb befindlichen Sirenen wieder aus.
    Das bedeutete Alarm.

3.
    Längst lag die See ruhig unter Carlumen. Die Sonne hatte den Höhepunkt ihres Laufs überschritten; ihr Schein färbte das Meer golden.
    Hin und wieder sichtete man einen Schwarm großer Fische, deren kantige Rückenflossen schäumend die Wogen durchpflügten. Sie begleiteten Carlumen, warteten vielleicht auf die Abfälle, die über Bord geworfen wurden.
    Nur wenige Wolken zogen am Himmel dahin. Die Luft war klar, und die Sicht reichte so weit wie selten.Mit der Zeit wirkte die endlose Wasserwüste zermürbend.
    Joby, das zwölfjährige Bürschchen mit dem sommersprossigen Gesicht, nicht viel größer als ein Aase, aber zweifellos der Größte, wenn es darum ging, sich fremden Besitz anzueignen, sichtete den winzigen dunklen Punkt am Horizont als erster.
    »Das muß ein Schiff sein«, meinte er.
    »Kurs?« fragte Mythor.
    »Wir halten direkt darauf zu«, antwortete der Kleine Nadomir.
    Obwohl Carlumen weit schneller war als jedes Schiff selbst unter vollen Segeln, holte man nur langsam auf. Die Sonne war bereits eine ganze Handbreit weitergewandert, als aus dem einen Punkt drei kleine wurden.
    »Das sind tatasische Doppelrumpfschiffe«, behauptete Joby. »Hat Tobar nicht erwähnt, daß wir uns auf ihrer Route befinden?«
    »Sie kommen aus der Schattenzone und segeln nach Tata zurück«, nickte Nadomir. »Demnach werden nur die Dämonenpriester und jeweils eine Handvoll Krieger an Bord sein.«
    Unaufhaltsam sank die Sonne dem Horizont entgegen. Ihre Strahlen begannen, die Wolken rot zu färben. Fast schon im Zenit funkelte der Stern, nach dem man sich in den vergangenen Nächten gerichtet hatte.
    Ein heiseres Krächzen zerriß die Luft. Zwei mächtige, gut mannsgroße Vögel stießen aus der Höhe herab und ließen sich vor Carlumen in die Tiefe stürzen. Sinnend blickte Mythor ihnen hinterher, wie sie erst dicht über dem Wasser die Schwingen ausbreiteten. Nur flüchtig berührten sie die Wogen, aber als sie gleich darauf schwerfällig wieder in die Höhe stiegen, zappelten silberne Fische in ihren Fängen.
    »Sie fliegen nach Norden«, bemerkte Fronja, die sich seit kurzer Zeit ebenfalls auf der Brücke aufhielt.
    »Und?« machte Joby. »Wollen wir Vögel jagen oder Dämonen?«
    »Tiere dieser Größe brauchen die Küste«, fuhr Fronja fort. »Das bedeutet, daß irgendwo vor uns eine Insel liegt.«
    Segel hoben sich gegen den dunkler werdenden Horizont ab. Obwohl fast Flaute herrschte, waren sie gebauscht.
    »Da ist Wettermagie im Spiel«, meinte Nadomir. »Das erklärt, weshalb wir nicht schneller aufholen konnten.«
    Mythor nickte.
    »Zweifellos handelt es sich um Katamarane von Tata. Wir werden Alarm geben.«
*
    Tertish war sofort auf die Brücke geeilt.
    »Versenkt sie«, forderte die Kriegsherrin, kaum daß sie der drei Schiffe ansichtig wurde, denen Carlumen, noch immer mindestens viertausend Schritt entfernt, folgte. »Das sind wir Tobar schuldig.«
    Aber die Fliegende Stadt holte

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