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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Priester dürfen keine Zeit finden, sich von ihrer Überraschung zu erholen.«
    Mythor ging ebenfalls an Deck. Carlumen verfügte über insgesamt sieben verschiedenartig konstruierte Wurfmaschinen. Jeweils eine befand sich im Bug, im Heck und im Kastell, die restlichen vier waren entlang der Längsseiten verteilt.
    Zusammen mit Mythor bediente Tertish eine der Schleudern. Kopfgroße, kantige Felsbrocken dienten als Geschosse, die imstande waren, sogar doppelt fingerdicke Planken zu durchschlagen.
    Mittlerweile hatte die Fliegende Stadt sich dem letzten der Schiffe bis auf etwa fünfzig Schritte genähert. Tertish löste die Verspannung, der Schleuderarm zuckte hoch. Sie verfehlte das Ziel um etwa eine halbe Körperlänge, trotzdem zersplitterte der Stein eine Rah. Die Segelfetzen knatterten im Sturm.
    Noch vierzig Schritt. Carlumen war so tief gesunken, daß sie sich mit den Masten der Schiffe auf einer Höhe befand.
    Der von Glair erzeugte Wirbelsturm brach in sich zusammen. Schlagartig verstummte das Donnern und Tosen, das alle anderen Geräusche mühelos übertönt hatte.
    Jetzt hörte man Befehle, die zwischen den Schiffen hin und her gingen. Auf dem einen zählte Mythor zehn Krieger; sie deckten Carlumen mit einem wahren Pfeilhagel ein.
    Tertish hob die Rechte zum Zeichen – nacheinander wurden sämtliche Katapulte ausgelöst. Ein Mast knickte um und begrub mehrere Tatasen unter sich. Andere Geschosse durchbrachen eine der Verstrebungen zwischen den Rümpfen.
    Auf der Fliegenden Stadt traten nun ebenfalls Bogenschützen in Aktion. Sie besaßen den Vorteil, Brandpfeile verschießen zu können.
    Vereinzelte Feuer flackerten auf, erloschen jedoch sehr schnell wieder.
    »Der Priester flieht!«
    Während auf den anderen beiden Schiffen in aller Hast neue Segel aufgezogen wurden, sprang der Priester von Bord des letzten Katamarans ins Wasser.
    Unablässig traten die Wurfböcke in Aktion. Holz splitterte, Wasser füllte langsam den Schiffsrumpf.
    Neben Mythor brach ein Rohne zusammen. Im Nu war der Sohn des Kometen bei ihm. Der Mann schrie wie ein Besessener, obwohl der Pfeil nur eine Fleischwunde im Oberarm verursacht hatte. Mit einem einzigen Fausthieb schickte Mythor ihn ins Reich der Träume, dann brach er den Schaft des Pfeils ab, die Spitze vermochte er jedoch nicht aus der Wunde zu lösen.
    »Schafft ihn unter Deck und verbindet ihn«, befahl er. Seine Aufmerksamkeit wurde wieder von den Geschehnissen beansprucht.
    Carlumen hatte das Schiff erreicht, der Widderkopf prallte gegen den noch stehenden Mast und drückte ihn zur Seite, wodurch der Rumpf halb unter Wasser getaucht wurde. Enterhaken verkrallten sich in der Schwammscholle, doch die Seile wurden schnell zertrennt.
    Dann sank das Schiff. Erneut aufziehende Nebelschleier hüllten die Fliegende Stadt ein. Durch den Dunst hallten schaurige Laute.
    »Der Nebel verstärkt die Geräusche«, erklärte Tertish.
    Zu sehen waren nur verschwommene Schemen. Irgendwo knarrten Riemen, ächzten Schiffsplanken.
    Jeder ahnte, daß die beiden tatasischen Schiffe fast zum Greifen nahe waren.
    »Die Priester haben den Nebel um sich herum zusammengezogen«, rief Tobar aus. »Wir können sie nur mit Hilfe von Brandpfeilen entdecken.«
    »Still!« zischte Tertish.
    Da war wieder das Geräusch von Rudern, die ins Wasser eintauchten. Zumindest eines der gesuchten Schiffe mußte unmittelbar voraus sein. Der Nebel trug Stimmen heran.
    Wortlos bedeutete Tertish dem Sohn des Kometen, ihr zu helfen. Gemeinsam hoben sie eine Feuerschale an und kippten deren glühenden Inhalt in den Wurflöffel der Bugschleuder. Vorübergehend flammte die Holzkohle auf, doch erstarben die bläulich züngelnden Flammen schnell wieder.
    Vergeblich versuchte Mythor, den wallenden Brodem mit den Augen zu durchdringen.
    Der Ruderschlag wurde lauter.
    »Mehr nach links«, flüsterte Tertish. Knarrend schwang das Katapult herum.
    Im nächsten Moment löste sie die Spannseile. Zischend stieg die Glut empor, um gleich darauf wie ein Regen feuriger Himmelssteine in die Tiefe zu stürzen, immer von neuem aufflackernd und wieder vergehend.
    Der Nebel fraß auch das letzte Leuchten.
    »Nichts«, machte Tobar enttäuscht.
    »Abwarten…« Tertish zwang ihn, über die Wehr zu blicken, wo in diesem Moment ein wahrer Funkenreigen aufstob. Schattenhaft wurden die Umrisse eines Schiffes erkennbar, ehe die Glut in der Nässe erstickte.
    »Beidrehen!« schrie die Amazone.
    Ein Schatten wuchs vor der Fliegenden Stadt auf,

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