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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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die Widderhörner bohrten sich in den Schiffsrumpf, bis sie fast zum Stillstand kam. Jenen Carlumern, die sofort den Katamaran enterten, stellte sich keinerlei Widerstand entgegen. Nur die umherliegenden Rüstungen verrieten, daß die Krieger den Weg ins Wasser gewählt hatten. Vermutlich waren sie und der Priester von dem dritten Schiff aufgenommen worden.
    »Kommt zurück!« befahl Tertish. »Wir setzen die Verfolgung fort.«
    Wuchtige Axthiebe dröhnten durch die Dämmerung. Planken zersplitterten, und schäumend ergoß sich das Wasser durch die Lecks. Innerhalb kürzester Zeit würde auch dieser Katamaran sinken.
    Urplötzlich zerriß ein vielfach verästelter Blitz den Nebel. Schwarzes, lichtloses Feuer sprang auf die Masten über, und im Nu waren Holz und Metall von düsteren Lohen überzogen.
    Caerylls Söldner und einige Amazonen, die sich noch an Bord des Schiffes befanden, wanden sich in zuckenden Krämpfen. Bis man auf Carlumen die Heimtücke dieser magischen Falle erkannte, waren sie nahezu handlungsunfähig.
    »Ins Wasser!« brüllte Tertish aus Leibeskräften. »Das ist eure einzige Chance.« Kaum jemand schien sie zu hören. Ehe Mythor sie zurückhalten konnte, schwang die Amazone sich auf eines der Widderhörner und sprang von dort aus auf das Schiff. Sie prallte schwer auf und vermochte sich wegen ihres steifen linken Armes kaum abzufangen. Für die Dauer eines Herzschlags sah es so aus, als hätte sie die Besinnung verloren, doch dann kam sie schwankend hoch. Die schwarzen Flammen leckten nach ihren Beinen.
    Den ersten Krieger, den sie erreichte, stieß sie rücklings ins Wasser. Die Berührung ließ sie heftig zusammenzucken, ihr Gesicht verzerrte sich zur schmerzerfüllten Grimasse.
    »Bleib!« Fronja hielt den Sohn des Kometen zurück, als er Tertish folgen wollte. »Die Gefahr ist zu groß für dich. Bedeuten dir die Nächte nichts mehr, die wir miteinander verbracht haben? Willst du aufgeben, was in deinem Leben wirklich von Bedeutung sein könnte?«
    »Ich muß Tertish beistehen.« Mythor verstand Fronja nicht. Wenn sie eifersüchtig war, dann auf Glair oder Shaya, die Suchende, von der sie allerdings kaum viel wissen konnte. Ganz gewiß aber nicht auf Tertish.
    Der Katamaran sank. Einer der entstehenden Wirbel drohte die Amazone mitzureißen, die sich nur noch schwach bewegte.
    Ohne länger zu zögern, sprang Mythor. Er tauchte unter, spürte, daß der Sog auch nach ihm griff, aber er kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Als er prustend hochkam, war Tertish verschwunden.
    Wieder tauchte er. Die Sicht unter Wasser war kaum schlechter als oberhalb.
    Ein Körper glitt neben ihm in die Tiefe. Mit kräftigen Schwimmstößen strebte Mythor hinterher. Es mußte einer der Wälsen sein, der da in die Tiefe gezerrt wurde. Als der Kometensohn zupackte, trieb ihm ein harter Schlag die Luft aus den Lungen. Aber plötzlich fühlte er sich angehoben, um ihn her lief das Wasser ab. Hilfreiche Arme streckten sich ihm entgegen, zerrten ihn über die Wehr und ließen ihn sanft auf die Schwammscholle sinken.
    Die Freunde hatten schnell reagiert und zwei Schleppsegel als Fangnetze ausgeworfen.
    »Wir haben alle aufgefischt«, sagte Gerrek. »Bis auf einige leichte Verbrennungen sind sie wohlauf. Nadomir meint, sie hätten verdammtes Glück gehabt, daß das Schiff so schnell unterging.«
    Mythor sah, wie Fronja sich verstohlen mit dem Handrücken über die Augen wischte. Weinte sie? In letzter Zeit hatte er mehrmals den Eindruck gewonnen, daß ihr Verhalten sich geändert hatte. Auch glaubte er, daß ihre Gesichtszüge irgendwie weicher geworden waren.
    Doch davon war jetzt keine Spur mehr. Sie wirkte, sogar verbittert, als sie sich ihm zuwandte.
*
    Das dritte Schiff war und blieb verschwunden. Der zunehmend dichter werdende Nebel hatte es verschluckt.
    »Wie nahe sind wir der Insel?« wollte Mythor von Tobar wissen.
    Der Tatase zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht. Eine Stunde, vielleicht mehr, vielleicht auch weniger. Auf jeden Fall sind wir bereits in den Einflußbereich des Dämons eingedrungen.«
    »Wir sollten versuchen, über den Nebel aufzusteigen«, schlug Tertish vor.
    Aber obwohl Carlumen zunehmend an Höhe gewann, wurden die Verhältnisse kaum besser.
    Die Nacht brach herein. Nur der leicht im Abnehmen begriffene Mond schimmerte als verwaschener, fahler Fleck durch den Nebel.
    Irgendwann erklang aus der Tiefe ein leises, gleichmäßiges Plätschern.
    »Das ist die Brandung, die gegen die

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