Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Hartes.
    Ein Kristall des DRAGOMAE.
    Im nächsten Moment preßte er das Bruchstück an seine Stirn. Als würde ein düsterer Vorhang zerreißen, fielen schlagartig alle Einflüsse von ihm ab.
    Nadomir war noch immer ohne Besinnung; Tobar wälzte sich in Krämpfen am Boden. Und Caeryll wirkte mehr wie eine Mumie denn wie der rüstige Krieger, als der er bislang erschienen war.
    Mythor preßte dem Königstroll ebenfalls den DRAGOMAE-Baustein an die Stirn – mit dem Erfolg, daß Nadomir unkontrolliert um sich zu schlagen begann. Einen zweiten Kristall vom Steuertisch zu nehmen, wagte er nicht, mußte er doch befürchten, damit der Schlange Yhr einen zu großen Freiraum zu verschaffen.
    Auf Tobar zeigte der Kristall allerdings rasch eine belebende Wirkung. Verwirrt sah der Tatase sich um, dann sprang er mit einem gellenden Schrei hoch.
    »Sie werden uns töten!«
    »Unsinn«, widersprach Mythor schroff. »Hole Gerrek her. Aber beeile dich.«
    Er konnte erkennen, daß Carlumen auf dem Wasser niederging. Genau zwischen den Priestern.
    Die Schlange des Bösen antwortete nicht auf sein Verlangen, die Fliegende Stadt wieder in die Luft zu bringen. Nur vorübergehend wurde ihr gut zehn Schritt messender Körper sichtbar, und ihr Schädel mit der gespaltenen Zunge pendelte vor dem Sohn des Kometen hin und her.
    Endlich erklang Gerreks schrilles Flötenspiel. Yhr verschwand mit einem wütenden Zischen. Die Aura des Unheimlichen wurde merklich schwächer. Nach einer Weile fand der Kleine Nadomir die Besinnung wieder.
    »Wo bin ich?« ächzte er leise.
    »Auf Carlumen. Wir haben die Insel Tata erreicht.«
    » Car… lumen? «Er wiederholte den Namen so ungläubig, als hätte er ihn nie zuvor gehört. »Ich war in den Karsh-Bergen, und nun finde ich mich hier wieder.«
    »Du hast geträumt.«
    Der Königstroll nickte zögernd.
    »Ja, allmählich entsinne ich mich. Wir waren zu unvorsichtig.«
    Zitternd streckte er die Hände aus.
    »Den Kristall, gib ihn mir.«
    Von Deck her erklangen Schreie und Kampf lärm. Mythor konnte nur vermuten, daß die ersten tatasischen Schiffe längsseits gingen.
    »Du kannst mir ohnehin nicht viel helfen«, sagte der Königstroll. »Steh unseren Freunden im Kampf bei.«
*
    Eine beklemmende Atmosphäre schlug Mythor entgegen, als er wieder an Deck kam. Gut zwei Dutzend Krieger hatte mittlerweile die Fliegende Stadt geentert. Unter anderen Umständen hätten die Carlumer sie wohl hinweggefegt, so jedoch wirkte jeder Widerstand unkontrolliert. Unheimliche Kräfte lähmten die Waffenarme der Verteidiger. Auch Mythor blieb davon nicht verschont, trotzdem stürmte er verbittert vorwärts.
    Noch immer lastete ein Alptraum auf Carlumen. Der Kometensohn sah die drei Priester über dem Wasser schweben. Keiner von ihnen war mehr als vierzig Schritt entfernt.
    Ein Katamaran ging soeben längsseits. Überall wurde gekämpft. Mythor sah Tertish und zwei ihrer Amazonen sich den Weg zum Schwungrad freischlagen, wo eine Handvoll Carlumer verzweifelt gegen eine Übermacht standhielt.
    Und noch etwas sah er: die Priester näherten sich zusehends. Zugleich wurde der Druck des Bösen erneut stärker.
    Im Schutz eines Beiboots hatte sich ein Rohne verschanzt und schickte Pfeil auf Pfeil den Angreifern entgegen. Er bemerkte den Gegner nicht, der den »Fisch« am Heck umrundete und sich anschlich.
    Mythor stieß einen warnenden Aufschrei aus. Der Rohne wirbelte herum, riß schützend den Bogen hoch; der Pfeil, den er auf der Sehne liegen hatte, schnellte ungezielt davon. So wenig er damit sein Leben zu retten vermocht hätte, so wenig hätte der Sohn des Kometen noch eingreifen können. Trotzdem brach der Tatase wie vom Blitz getroffen zusammen. Ein Wurfmesser steckte in seiner Brust, und Sadagar huschte wie ein flüchtiger Schatten schon wieder davon.
    Mythor nahm das Messer an sich und wandte sich dem Rohnen zu.
    »Gib mir deinen Bogen, schnell!«
    Mythor mußte sich beeilen, denn ein weiterer Katamaran näherte sich und war im Begriff, das Ziel zu verdecken. Er hielt sogar den Atem an, um nicht im letzten Moment dem Pfeil durch eine ungewollte Bewegung eine andere Richtung zu geben.
    Dann schoß er.
    Aber er hatte den Bruchteil eines Augenblicks zu lange gezögert. Oder der Katamaran war schneller heran. Jedenfalls durchbohrte der Pfeil das prall gebauschte Vorsegel.
    Es dauerte mehrere bange Atemzüge, bis zwischen den beiden Masten hindurch der Blick auf den Priester wieder frei wurde. Obwohl der Pfeil abgelenkt worden

Weitere Kostenlose Bücher