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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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war, hatte er sich in die linke Schulter des Besessenen gebohrt. Der Mann schwankte. Ein düsteres Glimmen erfüllte sein Gesicht, das verhärtet und glasig wirkte.
    Mythor legte einen zweiten Pfeil auf. Doch er kam nicht mehr zum Schuß, weil Carlumen sich aufbäumte. Ein gräßliches Zischen, das selbst die Tatasen zurückschrecken ließ, hallte über die See.
    Zwischen mannshoch aufgepeitschten Wasserwirbeln wurde der geschuppte Körper einer riesigen Schlange sichtbar. Mythor wußte sofort, daß dies Nadomirs Werk war. Mit Hilfe der DRAGOMAE-Kristalle war es ihm gelungen, die im tillornischen Knoten gefangene Schlange Yhr zum Beistand zu zwingen.
    Carlumen hob sich aus dem Wasser empor. Die heftigen Schwankungen machten es dem Sohn des Kometen unmöglich, den zweiten Pfeil abzuschießen.
    Gut zehn Schritt hoch, nahm die Fliegende Stadt Kurs aufs offene Meer. An Bord wurde noch immer gekämpft, aber die Verteidiger gewannen nun sichtlich die Überhand.
    Yhrs mächtiger, kantiger Schädel zuckte herum. Flüchtig tastete die gespaltene Zunge über die See, bevor die Schlange zupackte und zwischen ihren Kiefern eines der Schiffe zerbrach, die sich anschickten, der Fliegenden Stadt den Weg zu verlegen. Mit Planken und Segelfetzen im Maul, stieg die Schlange höher hinauf.
*
    Die Katamarane der Tatasen verschwanden ebenso im Dunst wie die befestigte Hafenstadt Tarang. Drückend schwer legte der Nebel sich auf Carlumen, als wolle er alles Leben ersticken.
    »Nach wie vor sind schwarzmagische Kräfte wirksam«, stellte Fronja fest. »Es wird schwer sein, den Fluch der Priester und ihres Dämons abzuschütteln.«
    Das Rauschen der Brandung drang aus der Tiefe empor und flüchtig wurde eine Steilküste sichtbar. Ein vergleichsweise winziges Doppelrumpfboot kämpfte dort gegen die Strömung an. Keiner der Besatzung schien die Fliegende Stadt zu bemerken.
    »Komm«, sagte Fronja und legte ihren Arm um Mythors Hüfte. »Es wird Zeit, daß du dich auf der Brücke sehen läßt. Tertish und Glair haben die Probleme ganz gut im Griff.«
    Er nickte flüchtig, Fronja schmiegte sich eng an ihn, aber ganz sicher war dies der falsche Augenblick für Zärtlichkeiten.
    Die Küste kam näher. Eine frische Brise blies aus Südost, doch der Nebel lichtete sich nur wenig.
    »Wir verlieren an Höhe«, stellte Mythor überrascht fest.
    Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen. Nur wenige Sterne standen im Zenit; das Licht aller anderen war zu schwach, um den Dunst zu durchdringen. Fackelschein fiel auf schäumende Wogen. Golden schimmerte ein großer Fischschwarm, der davon angelockt wurde.
    Kurz darauf setzte Carlumen auf. Erneut verspürte Mythor einen Hauch des Bösen, der über der Fliegenden Stadt zusammenschlug. Es mußte Ebbe herrschen, denn die Strömung trug Carlumen weiter aufs offene Meer hinaus.
    Tertish, die Mythor vor dem Aufgang zum Bugkastell stehen sah, eilte auf ihn zu.
    »Was sollen wir tun?« wollte sie wissen. »Wir treiben zu weit ab.«
    »Vielleicht ist es gut, die Nacht nicht in unmittelbarer Nähe Tatas zu verbringen.«
    Von den Barrikaden her wurden Geräusche laut. Dort, wohin der blakende Schein der wenigen Fackeln nicht reichte, machte sich jemand an den Booten zu schaffen.
    »Tatasen?« fragte Fronja unwillkürlich.
    »He!« rief Tertish. »Wer ist da?«
    Die Geräusche verstummten abrupt. Mythor glaubte, einen flüchtigen Schatten zu sehen.
    »Die kaufen wir uns.« Tertish stürmte vor, von Mythor und Fronja unmittelbar gefolgt.
    »Stehenbleiben!« klang es ihnen wütend entgegen.
    Die Stimme kannten sie. Sie gehörte Aeda, der Steinfrau.
    Während Tertish versuchte, in dem trüben Halbdunkel mehr zu erkennen, wurde das Beiboot zu Wasser gelassen.
    »Was habt ihr vor?«
    »Das geht dich nichts an, Amazone. Nicht einmal Mythor dürfte unsere Beweggründe wirklich verstehen.« Das war Sadagar. »Keinen Schritt weiter. Und laß dein Schwert fallen. Ich schlage mich nicht gern mit Freunden.«
    »Das verlangt auch niemand von dir«, erwiderte Tertish spöttisch. Sie duckte sich leicht, um unvermittelt loszurennen, in nächsten Moment bohrte sich ein Wurfmesser neben ihr in die Barrikaden.
    »Es wäre besser, du würdest nicht versuchen, uns aufzuhalten. Auch du nicht, Mythor…«
    Aber zwischen ihnen stand das Böse, das Carlumen überflutete. Tertish hatte den ungefähren Standort der Steinfrau erkannt. Einen lauten Kampfschrei ausstoßend, schnellte sie sich vor. In ihrer Rechten blitzte die gebogene

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