Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Sohn des Kometen winkte ab.
    »Fällt dir nichts auf?«
    Die Amazone kniff die Brauen zusammen.
    »An der Insel?«
    »Im allgemeinen. Der ständige, Alpdruck, der auf uns lastete, ist merklich schwächer geworden.«
    »Du meinst, diese Insel liegt so weit von Tata entfernt, daß wir die Ausstrahlung des Dämonentors kaum zu spüren bekommen.«
    »Möglich. Jedenfalls glaube ich nicht, daß uns im Augenblick Gefahr droht.«
    »Das heißt, du willst allein gehen.«
    »Gerrek wird mich begleiten. Immerhin ist er in der Lage, auch nachts zu sehen.«
    »Dann bleibe ich nicht an Bord zurück«, begehrte Fronja auf. »Wenn es darauf ankommt, verstehe ich ebenfalls, ein Schwert zu führen.«
    Mythor erkannte, daß jeder Widerspruch die Tochter des Kometen nur in ihrem Vorhaben bestärkt hätte. War sie tatsächlich eifersüchtig? Je länger er darüber nachdachte, desto mehr glaubte er, eine gewisse Zurückhaltung gespürt zu haben, als sie zuletzt miteinander das Lager teilten.
    Mit einer flüchtigen Handbewegung wischte Mythor Bedenken dieser Art beiseite. Ein Boot wurde zu Wasser gelassen. Während Fronja im Bug Platz nahm, setzte Gerrek sich so, daß für den Sohn des Kometen nur die Ruderbank übrigblieb.
    »Beuteldrachen sind also nicht nur vorwitzig, sondern auch arbeitsscheu«, bemerkte Mythor spöttisch und griff nach den Riemen.
    Gerreks struppiger Kinnbart begann zu zittern.
    »Beuteldrachen sind die treuesten, tapfersten und hilfsbereitesten Freunde, die du dir nur vorstellen kannst.«
    »Ich kenne bloß einen«, erwiderte Mythor grinsend.
    »Was soll das wieder heißen? Willst du damit behaupten, daß ich…?« Gerrek stand kurz vor einem Hustenanfall. »Überhaupt bin ich der einzige Beuteldrache, den die Welt kennt. Du solltest also wissen, daß alle diese Eigenschaften, die ich dir genannt habe, wirklich zutreffen.« Ein Aufleuchten huschte über sein Gesicht, und aus seinen Nüstern stoben winzige Funken hervor. »Aber womöglich sagst du das nur, um dich neben Fronja setzen zu können. Meinetwegen nimm sie endlich in die Arme, dann werde eben ich rudern.«
    Viel zu heftig erhob er sich. Das kleine Boot begann zu schwanken, trübes Wasser schwappte über die Bordwand herein.
    Gerrek schrie auf, versuchte mit ausgebreiteten Armen die Bewegung abzufangen, machte damit aber alles noch schlimmer. Schon stand er bis zu den Knöcheln im kalten Naß.
    »Setz dich wieder«, verlangte Mythor.
    »Wir sinken«, schrie Gerrek. »Diese grüne Brühe ekelt mich an.«
    »Dann hör endlich auf, wie ein Verrückter zu schaukeln.«
    »Laß mich rudern, du bist viel zu stürmisch.«
    Der Beuteldrache machte einen unbeholfenen Schritt auf Mythor zu. Im nächsten Moment verlor er das Gleichgewicht und fiel bäuchlings ins Meer.
    Mythor und Fronja hatten das schwankende Boot wieder unter Kontrolle, als Gerrek prustend, spuckend und wild um sich schlagend an die Oberfläche kam.
    »Helft mir!« kreischte er. Ein Schwall Salzwasser, den er selbst erzeugte, schlug ihm ins Gesicht. Er schluckte und ging abermals unter.
    Mythor hob ein Ruder aus seiner Verankerung und senkte es ins Wasser. Gleich darauf begann er schallend zu lachen.
    Erneut kam Gerrek hoch. Kaum bekam er Luft, schrie er auch schon aus Leibeskräften um Hilfe.
    »Hinstellen!« versuchte Mythor, ihn zu übertönen.
    »Hä?«
    »Du bist fast an Land.«
    Wie ein Stein sackte der Beuteldrache ab.
    »Tatsächlich«, staunte er dann. »Ich kann stehen.« Mit dem Handrücken wischte er sich über die Nüstern. »Also, mir nach, ich führe euch sicher.«
    Wie er auf den Strand zustapfte, den Bauch weit vorgeschoben und die Hände eingetaucht, bot er ein Bild für Götter. Büschel von Tang und Seegras hingen an ihm herab.
    »Ein Seeungeheuer«, flüsterte Fronja. »Wenn er sich so sehen könnte, würde er bestimmt tagelang nicht mehr mit uns reden.«
    »O nein«, erscholl es plötzlich. Gerrek war stehengeblieben und starrte ins Wasser. Vermutlich spiegelte er sich in dessen dunkler Oberfläche, denn blitzschnell begann er, sich zu säubern. Dabei schimpfte er in allen Tonlagen.
    In dem feinkörnigen, hellen Sand des Ufers hatten auflaufende Wellen und viele winzige Tiere bizarre Muster hinterlassen. Mythor zerrte das Boot so weit, daß selbst die Flut es nicht davontreiben konnte. Carlumen lag ungefähr zweihundert Schritt entfernt.
    Noch immer schimpfend, trottete der Beuteldrache langsam näher.
    »In Vanga«, behauptete er, »ist mir so etwas nie passiert.«
    »In

Weitere Kostenlose Bücher