Die Toteninsel
jetzt losrenne, nehmt euch die Krieger rechts und links von mir vor. Sie dürfen mich nicht aufhalten.«
»Gut«, nickte Necron. Aeda und er hielten ihre letzten Messer in Händen.
Sadagar lief los. Die Tatasen, die sich ihm entgegenstellten, brachen wie vom Blitz gefällt zusammen. Im Vorüberhasten entriß der Steinmann einem von ihnen das Schwert und die gut mannslange Kette.
Instinktiv nahm er wahr, daß ihm jemand folgte. Ohne zu überlegen, wirbelte er mit vorgestreckter Klinge herum.
Dann war da nur noch die Statue des Dämons. Schweiß brach Sadagar aus allen Poren, als er sich ihr näherte. Er spürte das Böse, das nach ihm griff. All seine Empfindungen, sein über lange Zeit hinweg aufgestauter Haß, entluden sich in einem gellenden, schier unmenschlichen Schrei.
Sadagar ließ das Schwert fallen. Mit beiden Händen umklammerte er das eine Ende der eisernen Kette und schwang sie über seinem Kopf.
»Catrox«, brüllte er. »Du wirst uns nie besiegen.«
Ein heftiger Ruck riß ihn nach vorne. Die Kette hatte sich in einem Arm der Statue verfangen. Wie ein Wahnsinniger begann Sadagar daran zu zerren. Brennend ruhte der Blick der kristallenen Augen auf ihm.
Eine zweite Kette wickelte sich um einen anderen Arm. Die Statue begann zu wackeln.
»Steinmänner halten immer zusammen«, rief Necron. »Zieh jetzt, Sadagar.«
Catrox’ Abbild neigte sich vornüber. Für die Dauer etlicher Herzschläge sah es so aus, als wollten die sechs pechschwarzen Hände nach Sadagar greifen, doch brachte dieser sich mit einem kraftvollen Sprung außer Reichweite.
Die Statue stürzte. Ringsum wurden Entsetzensschreie laut. Die wenigen Krieger, die noch gegen die Nykerier kämpften, stießen sie aus.
Klirrend zerbarst der schwarze Stein. Schauriges Gelächter hob an und schwoll zu ohrenbetäubendem Lärm.
Krampfhaft preßte Sadagar die Hände auf die Ohren, vermochte sich dadurch aber kaum Linderung zu verschaffen. Den anderen erging es nicht besser. Ihre Gesichtszüge verzerrten sich zu Fratzen; dieses dämonische Lachen trieb sie an den Rand des Wahnsinns.
Eine dröhnende Stimme brach über sie herein:
»Es ist lächerlich, daß drei Nykerier ausgezogen sind, sich mit mir zu messen. Ich bin überrascht, euch noch unter den Lebenden zu sehen, aber ihr sollt willkommen sein in meinem Tempel.«
»Woher weiß er…?« hauchte Necron entsetzt.
»Der Priester in Loonkamp«, rief Aeda.
»Ja«, lachte der Dämon. »Der Priester, der dich leider nicht mehr in meine Gewalt bringen konnte, hat mir sein Wissen gegeben. Was ist aus den anderen Nykeriern geworden? Sind sie wenigstens tot?«
Catrox’ Statue begann zu pulsieren, als würde sie von Leben beseelt. Krachend schleiften die Arme über den felsigen Boden.
»Raus hier!« brüllte Sadagar aus Leibeskräften.
Der Dämon schwieg jetzt, aber eine immer raschere Veränderung ging mit der Statue vor. Sie blähte sich auf, und ihre Farbe wurde die des Feuers.
Sadagar zerrte die heftig widerstrebende Aeda mit sich, während Necron in fliegender Eile die letzten Wurfmesser zusammenraffte. Kalte, düstere Flammen, die ihren Ausgang in der zerborstenen Statue nahmen, breiteten sich aus.
Die Zügel ihrer Truks durchschnitten die Nykerier einfach. Auch die Tiere schienen das Grauen zu spüren, denn sie versuchten, sich ihrer Reiter zu entledigen. Immer wieder wurden Sadagar und seine Begleiter an die rauhe Felswand gedrängt.
Hinter ihnen lösten sich die ersten größeren Steine von der Decke.
»Die Höhle stürzt ein«, brüllte Tobar.
Staub war plötzlich überall. Aber schon im nächsten Moment durchbrachen sie den pflanzlichen Vorhang und hielten erschöpft zwischen den ersten Bäumen inne. Tief aus dem Berg drang ein dumpfes Grollen.
»Diesmal hatten wir noch Glück«, stöhnte Sadagar.
Aeda nickte schwer.
»Unsere Aufgabe wird dadurch nicht gerade leichter, daß Catrox uns erwartet. Er weiß nun, daß wir auf Tata weilen.«
»Vielleicht…«, sagte Tobar erregt, schwieg dann aber, als sei das, was er eben hatte kundtun wollen, doch nicht für andere Ohren bestimmt gewesen.
»Heraus mit der Sprache«, forderte Necron ihn auf. »Was hast du auf dem Herzen?«
»Vielleicht«, fuhr der Tatase fort, »sind wir nicht völlig alleingelassen. Als Sklave habe ich gehört, daß es eine weitere Zufluchtsstätte gibt, wo jeder Aufrechte willkommen ist und Schutz genießt. Dieser Ort heißt Korung, was soviel wie Freistatt des Lichts bedeutet.«
»Also«, sagte Aeda, »Auf
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