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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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daß wir uns dort sehen lassen sollten. Außerdem werden sie ihre Reittiere weiter unten angepflockt haben.«
    Sadagar pfiff leise zwischen den Zähnen. Ein Aal wand sich zwischen den engen Maschen einer Reuse.
    Das rohe Fleisch schmeckte zwar nicht sonderlich gut, aber es stillte zumindest den ärgsten Hunger.
    »Behalten wir die Richtung bei?« wollte Necron schließlich wissen.
    Tobar nickte stumm.
    Der Nebel war längst nicht mehr so dicht wie an der Küste. Vor ihnen erstreckte sich eine fruchtbare, hügelige Ebene. Auf frisch gepflügten Feldern war erst kürzlich Mist ausgebracht worden.
    »Das ist der Dung von Bolk-Rindern«, erklärte Tobar. »Sie werden als Zug- und Lastentiere bevorzugt. Ihre Körperausdünstungen sind nicht minder streng.«
    »Wäre nichts für mich, die Krume umbrechen und Jauche ausschütten«, bemerkte Aeda.
    Sie hielt inne, als der Wind seltsame Geräusche mitbrachte, die sich wie eine Mischung zwischen dem Blöken von Wild und dem Grunzen eines Schweins anhörten.
    »Truks«, flüsterte Tobar. »Rührt euch nicht von der Stelle. Sobald sie Fremde wittern, werden sie unruhig.«
    »Willst du uns nicht verraten, was…«
    »Truks sind Reittiere. Wenn vor uns eine Herde grast, treibe ich vielleicht einige auf.« Ehe ihn jemand zurückhalten konnte, war der Tatase verschwunden.
    Es wurde ruhig, und mehr als die Hälfte einer Stunde verging, ohne daß Tobar zurückkehrte.
    »Er hat sich davongemacht«, behauptete Necron.
    »Still!« rief Aeda.
    Hufgetrappel näherte sich. Augenblicke später gab der Dunst vier große, gazellenähnliche Tiere frei. Auf dem ersten kauerte Tobar in gebückter Haltung, er führte die anderen an Stricken hinter sich her.
    »Steckt eure Messer weg«, rief er »Oder habt ihr es auf mich abgesehen?«
    »Nein«, machte Necron irritiert »Wir dachten…«
    »… daß ich mich aus dem Staub gemacht hätte. Hier.« Er warf den verdutzten Nykeriern ein Bündel zu. Als Aeda die gegerbten Häute aufwickelte, kamen etliche Brotfladen zum Vorschein.
    Tobar pflockte die Truks an, die recht unruhig reagierten. Immer wieder warfen die langbeinigen, sehnigen Tiere schnaubend ihre schmalen Schädel herum.
    »Sie werden sich an euch gewöhnen«, sagte der Tatase und tätschelte ihre Flanken. »Sie sind schnell und ausdauernd. Bessere Reittiere könnten wir uns nicht wünschen.«
    Aeda nickte kauend.
    »Du hast dich hoffentlich nirgendwo blicken lassen.«
    »Wo denkst du hin. Das Brot stammt aus einem einsamen Gehöft. Weit und breit war niemand zu sehen.«
    »Hast du irgend etwas herausgefunden, was für uns wichtig sein könnte?«
    »Nur das ein Trupp Sklaven auf der Heerstraße nach Tarang unterwegs ist. Wären wir zu Fuß weitergegangen, wären wir wahrscheinlich mit ihnen zusammengetroffen.« Er lachte. »Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns einer der Widerstandsgruppen anzuschließen, die gegen Catrox’ Herrschaft sind.«
    »Wovon sprichst du?« fragte Sadagar überrascht.
    »Von den Tatasen, die noch daran glauben, daß Prinz Taremus eines Tages auf den Thron zurückkehren wird. Taremus ist legitimer Sohn von König Urus, er nahm als einziger seines Geschlechts vor nunmehr fast sieben Heptaden den Kampf gegen die Dunkelmächte auf.«
    »Dann ist er heute ein alter Mann. Trotzdem, wo finden wir ihn?«
    Tobar fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, dann kratzte er sich am Hinterkopf.
    »Das ist es eben. Prinz Taremus wurde damals auf der Toteninsel beigesetzt. Es heißt, daß Unbekannte ihn meuchlings ermordeten.«
    »Ein Toter soll euer Herrscher werden?« fuhr Aeda auf. »Du glaubst dieses Weibergeschwätz? Womöglich führt der Prinz sogar eure Widerstandsgruppen an.«
    »Eines ihrer Verstecke ist relativ nahe«, sagte Tobar.
    »Dann zeige uns den Weg. Worauf wartest du eigentlich noch?« *
    Fast drei Stunden ritten sie durch weites, ebenes Land, bevor die bislang spärlich wachsenden Bäume sich zu einem flachen Wäldchen vereinten. Durch den Nebel zeichneten sich die Umrisse einer flachen Bergkette ab.
    Tobar brach mit seinem Truk in das dichte, den Waldrand säumende Unterholz ein. Die Nykerier hatten mittlerweile gelernt, mit ihren Tieren umzugehen, und folgten ihm dichtauf.
    Rasch wurde der Untergrund felsiger. Obwohl die Sicht nur wenige Schritte weit reichte, wußte Tobar genau, wohin er sich zu wenden hatte. Für Aeda und die Steinmänner sah ein Baum wie der andere aus – wären sie plötzlich auf sich allein gestellt gewesen, sie hätten sich vermutlich

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