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Die Toteninsel

Die Toteninsel

Titel: Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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genug von diesen seltsamen Späßen.«
    »Ich will dir nichts tun.« Für ein durch Magie zum Leben wiedererwecktes Gerippe klang die Stimme verdammt menschlich. »Ich möchte mich nur davon überzeugen, daß du wirklich der bist, für den du dich ausgibst.«
    »Gut«, nickte Mythor. »Aber wirf die Sense weg.«
    »Nicht«, warnte Robbin. »Wer weiß, was der Kerl im Schilde führt.«
    Doch es war bereits zu spät. Das Skelett streckte einen knochigen Arm aus und tastete hinter Mythors Ohr, wo das runde Mal saß. Im nächsten Moment lachte der Sohn des Kometen schallend auf, während sein Gegenüber vor ihm auf die Knie sank und versuchte, ihm die Füße zu küssen. Sanft, aber mit Nachdruck zog Mythor ihn wieder hoch.
    »Deine Verkleidung ist täuschend. Wen habe ich vor mir?«
    »Ich bin Cronim, Totenwächter, Fährmann und königlicher Einbalsamierer in einem, oh Retter der Tatasen.«
    Mythor wurde fast ärgerlich. Ähnlich überschwenglich hatte seinerzeit auch Tobar reagiert.
    Der Totenwächter trug eine schwarze Lederrüstung, die seinen ganzen Körper umschloß. Aus der Nähe betrachtet, konnte man die Silberfäden erkennen, mit denen das Skelett aufgestickt war. Von weitem wirkte es verblüffend echt. Cronim trug außerdem einen Helm mit zugeklapptem Visier, der wie ein Totenkopf geformt war. Auch diese Teile verströmten bereits bei Dämmerung einen eigenartig silbernen Schimmer.
    Als der Wächter das Visier öffnete, wurde das Antlitz eines uralten Mannes sichtbar, in dem Wind und Wetter deutliche Spuren hinterlassen hatten. Nur in den Augen des Alten brannte ein verzehrendes Feuer der Hoffnung. Bewundernd hing sein Blick an Alton.
    »Trägst du auch den Helm, den Schild sowie Bogen und Köcher bei dir? Ich sehe sie nicht.«
    Unwillkürlich zuckte Mythor zusammen. Kein Zweifel. Cronim meinte die gesamte Ausrüstung des Lichtboten.
    Mythor entschloß sich, bei der Wahrheit zu bleiben.
    »Ich habe sie besessen, aber alle wieder verloren«, sagte er. »Nur das Schwert Alton ist mir geblieben.«
    Der Alte breitete die Arme aus.
    »Ich glaube dennoch, daß du unser Volk endlich von Catrox erlösen wirst. Auch deine Freunde sind mir willkommen. Ich denke, viele Fragen mögen euch beschäftigen. Begleitet mich in mein Heim, wo wir miteinander reden können, ohne die Ruhe der Toten länger zu stören.«
*
    Eine kleine, baufällige Hütte, hingeduckt zwischen den herabhängenden Ästen etlicher Bäume, das war Cronims Behausung.
    »Ich benötige nicht mehr für mein Wohl«, sagte er. »Meine Aufgabe ist es, die Gräber vor Fledderern zu schützen und die Insel zu pflegen, damit Tatas Könige auch im Land der Toten nicht vergessen, wo ihre wirkliche Heimat liegt. Reichtum würde mich nur an der Erfüllung meiner Pflicht hindern.«
    Die Hütte war in zwei kleine Räume geteilt. Während Mythor und seine Freunde sich um einen klobigen Tisch herum niederließen, verschwand Cronim für kurze Zeit im Nebenraum. Als er sich dann wieder zu ihnen gesellte, hatte er sich zwar umgekleidet, wirkte deshalb aber nicht minder sonderlich als zuvor.
    Er trug jetzt eine Totenmaske und ein schwarzes Gewand, beides mit einem Skelett aus Silberstaub bemalt. Seine mächtige Sense hängte er an die Wand.
    »Wein?« fragte Cronim. »Seit sieben Heptaden verwahre ich einen Krug voll. Nun ist endlich der Tag gekommen, ihn zu öffnen.« Ohne eine Antwort seiner Gäste abzuwarten, stellte er tönerne Becher auf den Tisch und schenkte ein.
    Der Wein schmeckte nicht allzu herb und war von der Farbe reifen Sommerweizens. Dick wie Sirup floß er durch die Kehlen.
    »Wir befinden uns auf einer Insel, die Tata vorgelagert ist?« begann Mythor schließlich.
    Cronim nickte eifrig.
    »Kaytim, die Gräberstätte der tatasischen Könige und ihrer Familien, liegt eine halbe Tagesreise von der Südküste entfernt. Als Toteninsel ist sie ein geheiligter Ort, trotzdem setzen hin und wieder Grabräuber über, die sich an den Schätzen vergreifen wollen. Keiner von ihnen ist je zurückgekehrt. Ich habe viele Fallen errichtet, eine habt auch ihr kennengelernt. Und ein System von Äolsharfen durchzieht die Ruhestätten der Könige, durch das meine Stimme bis zum Donnerhall hin verstärkt wird. Etliche Plünderer sind vor Angst schon dem Wahnsinn verfallen und haben sich ins Meer gestürzt.«
    Der Alte mußte schwer unter der Einsamkeit gelitten haben. Es tat ihm sichtlich gut, mit Mythor und dessen Freunden reden zu können.
    Nach dem zweiten Becher Wein löste

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