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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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herkommen.
    Verärgert, weil sie noch immer zitterte, ging sie auf einen Schatten unter den Bäumen zu. »Ich habe dir gesagt, du sollst beim Wagen bleiben«, sagte sie auf Arabisch.
    »Fürwahr«, bestätigte Mansur.
    Sie gab ihm seine Axt zurück – er nannte sie
Parvaneh
, Schmetterling. Er schob sie seitlich in seinen Gürtel, so dass sie unter seinem Umhang verschwand und nur sein traditioneller Dolch in der kunstvollen Scheide vorn in der Mitte zu sehen war. Die Wurfaxt war als Waffe bei den Arabern selten, aber nicht bei dem Stamm, dem Mansur angehörte. Seine Ahnen hatten mit den Wikingern Handel getrieben, die bis nach Arabien vorgestoßen waren und dort gegen die exotischen Reichtümer des Landes nicht nur Waffen eingetauscht hatten, sondern auchdas Geheimnis, wie sie den edlen Stahl für ihre Klingen herstellten.
    Gemeinsam gingen Herrin und Diener zwischen den Bäumen den Hang hinunter, Adelia stolpernd, Mansur mit so sicheren Schritten, als wäre er auf einer Straße.
    »Welcher von den beiden Ziegenkötteln war es?«, wollte er wissen.
    »Der, den sie Gervase nennen. Der andere heißt Joscelin, glaube ich.«
    »Kreuzfahrer«, sagte er und spuckte aus.
    Auch Adelia hatte keine gute Meinung von Kreuzfahrern. Salerno lag auf einer der Routen ins Heilige Land, und die meisten Soldaten des Kreuzfahrerheeres waren unerträglich gewesen, ganz gleich ob auf dem Hin– oder Rückweg. Auf dem Hinweg hatten sie, strohdumm und voller Begeisterung für das Werk Gottes, die Harmonie zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen und Rassen im Königreich Sizilien gestört, indem sie gegen die Anwesenheit von Juden, Moslems und sogar Christen protestierten, die ihren Glauben anders praktizierten als sie. Häufig hatten sie sie sogar angegriffen. Auf dem Rückweg waren sie meist verbittert, krank und verarmt – nur wenige waren mit dem Vermögen oder der heiligen Gnade belohnt worden, auf die sie gehofft hatten – und bereiteten daher ebenso viele Probleme.
    Sie kannte einige, die gar nicht weiter nach Outremer gefahren waren und stattdessen in Salerno blieben, bis sie dessen Freigebigkeit erschöpft hatten, ehe sie nach Hause zurückkehrten, um sich vor ihrer Stadt oder ihrem Dorf mit ein paar erlogenen Geschichten und einem Kreuzfahrermantel großzutun, den sie für wenig Geld auf dem Markt von Salerno erstanden hatten.
    »Na, dem hast du ganz schön Angst eingejagt«, sagte sie jetzt.
    »Ein guter Wurf.«
    »Nein«, sagte der Araber. »Ich hab ihn verfehlt.«
    Adelia fuhr ihn an. »Mansur, jetzt hör mir mal zu. Wir sind nicht hier, um die Bevölkerung abzumurksen …«
    Sie verstummte. Sie waren zu einer Schneise gelangt und sahen ein kleines Stück entfernt den anderen Kreuzfahrer, den Beschützer der Priorin, der Joscelin genannt wurde. Er hatte einen der Hunde gefunden und bückte sich gerade, um ihn an die Leine zu nehmen, während er den Jäger ausschimpfte, der neben ihm stand.
    Als sie näher kamen, hob er den Kopf, lächelte, nickte Mansur zu und wünschte Adelia einen guten Tag. »Ich bin froh, Euch in Begleitung zu sehen, Mistress. Hier sollte eine hübsche Lady nicht allein umherstreifen, und übrigens auch sonst niemand.«
    Keine deutliche Erwähnung des Vorfalls auf der Hügelkuppe, aber geschickt formuliert. Eine Entschuldigung für seinen Freund, ohne sich direkt zu entschuldigen, und ein Tadel in ihre Richtung. Aber warum nannte er sie »hübsch«, wo sie es doch gar nicht war und in ihrer derzeitigen Rolle auch nicht sein wollte? Konnten Männer nicht anders als galant sein? Wenn dem so war, so dachte sie widerstrebend, dann hatte der da wahrscheinlich mehr Erfolg als die meisten.
    Er hatte den Helm und die Kappe abgenommen, so dass sein volles schwarzes Haar zu sehen war, das sich schweißfeucht lockte. Seine Augen waren erstaunlich blau. Und trotz seines Standes zeigte er Höflichkeit gegenüber einer Frau, die offenbar selbst keinen besaß.
    Der Jäger stand etwas abseits, schwieg und betrachtete die anderen mürrisch.
    Sir Joscelin erkundigte sich nach dem Prior. Sie war so umsichtig, auf Mansur zu zeigen und zu sagen, der Arzt glaube, dass der Patient gut auf die Behandlung angesprochen habe.
    Sir Joscelin verneigte sich vor dem Araber, und Adelia dachte, dass er auf seinem Kreuzzug zumindest gutes Benehmen gelernt hatte. »Ah ja, die arabische Medizin«, sagte er. »Wir haben großen Respekt vor ihr gewonnen, diejenigen unter uns, die im Heiligen Land waren.«
    »Wart Ihr zusammen mit Eurem

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