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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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gerade zu Ihnen, allerdings hatte ich es nicht ganz so eilig.« Sein Lachen war erfrischend, brachte aber gleichzeitig Zoes Wangen zum Glühen.
    »Witzig«, gab sie verlegen zurück. »Ich muss zum Bäcker.«
    Da sie kaum wagte, ihn anzusehen, nickte sie ihm nur verhalten zu und marschierte weiter. Wenigstens hatte niemand ihren Zusammenstoß gesehen. Das enge Seitengässchen lag menschenleer vor ihr. Was machte der junge Kommissar überhaupt hier, abseits der Haupteinkaufsstraße? Vermutlich war es eine seiner Polizeiaufgaben, den kleinen Ort genau in Augenschein zu nehmen. Birkheim dürfte er innerhalb von einer Stunde eingehend inspiziert haben, so dass er seine Ermittlungen nun auf den Nachbarort ausweitete.
    Seine Schritte näherten sich hinter ihr. »Wie praktisch! Da vorn gibt es doch ein Café, richtig?«
    »Ja …«, erwiderte Zoe gedehnt und blickte ihn fragend von der Seite an.
    »Wir könnten zusammen einen Kaffee trinken.« Er lief neben ihr her und hob leicht das Kinn an.
    Zoe biss sich auf die Lippen und ging schweigend weiter. Ein Wiedersehen mit Strater hatte sie sich wirklich anders vorgestellt, irgendwie cooler und nicht auf der Straße in Emmelshausen. Unbemerkt verdrehte sie die Augen. Ein paar Schritte weiter hielt sie vor der Konditorei und öffnete die Eingangstür. Leon stellte sich neben sie vor den Verkaufstresen.
    »Soll das Ja heißen?«
    »Wo? Hier etwa?« Plötzlich musste Zoe dem Drang widerstehen, sich mit der flachen Hand gegen die Stirn zu schlagen. Eine noch dämlichere Antwort hätte sie wohl kaum geben können! Sie sollte sich wirklich langsam zusammenreißen und nicht vergessen, dass der gutaussehende Typ neben ihr in erster Linie eine Amtsperson war.
    Ihr Blick fiel in das Café, das an den Verkaufsbereich grenzte. Der Boden ging dort von pflegeleichtem PVC in einen Industrieteppich über. Die Polster der Stühle sahen seit jeher aus wie Sofabezüge. Es hielten sich nicht viele Gäste in dem Café auf, doch Zoe kannte jedes einzelne Gesicht. Im Mokkastübchen trafen sich einheimische Senioren zum Nachmittagskaffee und zerquetschten Torte mit der Gabel auf ihren Tellern zu Brei. Manchmal fanden Touristen den Weg hierher, wenn aufgrund einer Großveranstaltung sämtliche Hotels in Kastellaun ausgebucht waren.
    Für Zoe hatte es bisher keine Veranlassung gegeben, sich weiter als bis zur Ladentheke zu bewegen. Brot und Kuchen kaufte sie zum Mitnehmen. Das Geschäft war ihr so vertraut, dass sie sich vorkam wie das erwachsen gewordene Kind in einem Fernsehwerbespot für Karamellbonbons. Damals war es ihr gerade einmal gelungen, sich die Nase an der Frontseite der mit bunten Gummidrops gefüllten Behälter platt zu drücken. An die Öffnung oberhalb heranzukommen, war ein langgehegter Kindertraum gewesen. Die alte Frau Schierer war regelmäßig nachsichtig dreinblickend hinter ihrem Verkaufstresen hervorgekommen, um Zoe ihre Tüte mit Konfekt zu füllen. Nie würde Zoe das Knistern ihrer gestärkten Schürze vergessen.
    Frau Schierer war vergangenes Jahr auf Zoes Behandlungstisch gelandet, und die Süßigkeitenbehälter reichten ihr inzwischen bis an die Hüfte. Sie griff nach einem ihrer Lieblingsschokoriegel und wog ihn prüfend in der Hand. Die waren ihr auch einmal größer vorgekommen. Sie legte den Riegel wieder zurück. Als Kind hätte Zoe sich, ohne zu zögern, daran satt gegessen, bis sie keinen Appetit mehr auf das Mittagessen gehabt hätte.
    »Hey, kommen Sie, es ist nur ein Kaffee, kein Date!« Strater stupste sie kumpelhaft mit dem Ellbogen an.
    »Dann hätten wir das ja geklärt.« Zoe lächelte zaghaft.
    Er wedelte mit einer schwarzen Mappe vor ihr herum. »Außerdem handelt es sich um einen geschäftlichen Termin. Ich habe die Ergebnisse der Leichenproben. Ziemlich aufschlussreich!«
    Hinter seinem Rücken verzog eine Frau mittleren Alters angewidert das Gesicht. Das kam davon, wenn man lauschte! Zoe musste grinsen. Ihre Neugier war geweckt, woran sein lockendes Augenzwinkern nicht unbeteiligt war.
    Sie wählten einen Tisch am Fenster, das zwischen blütenweißen Kaffeehausgardinen den Blick auf die vorbeilaufenden Passanten freigab. Aus dieser Perspektive sah der vordere Ladenbereich völlig anders aus. Zoe kam sich vor wie jemand, der nach Jahren ins eigene Haus zurückkehrte und sich dabei wie ein Gast fühlte. Irgendwie fehl am Platz. Das signalisierte auch der Seitenblick der Kellnerin, bei der Strater zwei Tassen Kaffee bestellte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte

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