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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Pfeife. »Herrje, Isobel hat aufgehört, zu wachsen, als sie mit ihrer Beterei anfing! Hätte sicher eine gute Nonne abgegeben, so wie die den Kopf voller Apostel hat. Hält sich selbst für einen. Erzählt sie jedes Mal, wenn sie mich aufsucht.«
    »Sie verlässt doch nur selten das Haus. Sind Sie befreundet?« Der Förster schüttelte belustigt den Kopf. »Freunde? Wir leben nur im selben Dorf, das genügt, um über jeden Schritt informiert zu sein.« Er hielt kurz inne, bevor er Leon mit wissenden Augen anblickte. »Sie wird dem Mädchen kaum eine Hilfe sein, wenn man ihr und dem Jungen die Sache in die Schuhe schiebt.«
    Leon stutzte. »Das ist eine ziemlich ernste Andeutung, die Sie da von sich geben, noch dazu als Amtsperson. Wer behauptet denn, dass Zoe Lenz oder Josh Ziller etwas mit den Morden zu tun hat?«
    Er nahm an, dass der Förster Josh gemeint hatte, nach allem, was er von Willi über die vergangene Geschichte der beiden gehört hatte. Es sollte ein Bluff sein in der Hoffnung, der Mann würde sich genauer ausdrücken, statt vage Andeutungen von sich zu geben, die auf bürgerlichem Kombinationssinn beruhten.
    Der Förster schnaubte. »Ja, ja, Amtsperson, aber nicht taub! Die Leute reden eben. Man bekommt einiges mit, wenn man nur genau zuhört.«
    Es war nicht ungewöhnlich, dass Dinge durch bloßes Hörensagen aufgebauscht wurden, und die Ermittlungen der Polizei wurden durch Klatsch nicht selten mehr behindert denn gefördert. Doch erfahrungsgemäß fand sich in jedem Gerücht ein Körnchen Wahrheit. Ein Körnchen. Nicht genug, um Zoe Lenz oder sonst jemanden ernsthaft zu verdächtigen. Allerdings konnte Leon zum aktuellen Stand seiner Ermittlungen nicht sicher sein und schon gar nichts ausschließen, ob es ihm nun in den Kram passte oder nicht. Mörder waren nicht immer grobschlächtige Kerle mit stoppeligem Kinn.
    »Ist Ihnen am Tatwochenende etwas aufgefallen?« Der Förster war der Erste, dem er nicht jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Bislang zeigten sich die Befragten im Ort eher zurückhaltend.
    Fürs Erste sammelte er Informationen. Ausfiltern konnte er später noch. Der Mann kannte sich in seinem Revier aus und könnte etwas beobachtet haben, das Leon nützlich sein konnte.
    Mit der freien Hand zog der Förster ein verwittertes Notizheft aus seiner Jackentasche und blätterte darin herum, bis er anscheinend den passenden Eintrag gefunden hatte.
    »Der übliche Ärger auf der Lichtung. Eine Horde Halbwüchsiger in ihrem Auto, laute Musik und viel Alkohol. Die leeren Flaschen lassen sie meistens dort liegen. An jenem Tag kam ich dort kurz vorbei und habe die Burschen aufgefordert, zu verschwinden.«
    »Und? Sind sie das?«
    Kemper zuckte mit den Achseln. »Letztlich ist das ein öffentlicher Wald, ich kann niemandem verbieten, sich hier aufzuhalten. Ich tue, was ich kann, wenn ich mitbekomme, dass irgendjemand herumlungert und alles zumüllt. Bisher war ich nicht wieder dort. Mein Gebiet ist groß, verstehen Sie? Da braucht es seine Zeit, bis ich wieder an einer Stelle vorbeilaufe.«
    Leon nickte. »Wo befindet sich diese Lichtung, von der sie sprachen?«
    »Ein Stück weiter die Straße runter gibt es eine Einbuchtung. Auf dem kleinen Platz treffen sie sich, trinken ihre mitgebrachten Schnäpse und fahren weiter nach Kastellaun.« Der Förster wedelte mit seiner Pfeife in die angesprochene Richtung, während er redete. »Jetzt muss ich aber gehen, junger Mann! Sie können sich ja dort einmal umschauen.«
    Leon nickte ihm zu. »Danke, das werde ich machen.«
    Mit einem angedeuteten Wink kehrte der Förster ihm den Rücken zu und ging davon.
    Leon machte sich auf den Rückweg zur Straße und nahm sich vor, als Nächstes der Mutter von Zoe Lenz einen Besuch abzustatten. Die eigenwillige Darstellung des Försters machte ihn neugierig. Vor einigen Tagen hatte er hinter dem Bestattungsunternehmen eine kleine Kapelle bemerkt. Er war davon ausgegangen, dass dort Abschiedsfeiern abgehalten wurden, doch dafür gab es im Bestattungsunternehmen extra einen festlich dekorierten Saal. Er wollte die junge Bestatterin fragen, ob die Kapelle zu ihrem Grundstück gehörte und welcher Religion diese angehörte. Bei der Gelegenheit konnte er herausfinden, was es mit dem Gerede über ihre Mutter als vermeintlichem Apostel auf sich hatte.
    In dem Moment, in dem Leon den Asphalt auf der Straße betrat, schien er in die Gegenwart zurückzukehren. Er machte sich auf den Weg zu dem Autotreffpunkt der Birkheimer

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