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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Schwester vergraben hatte. Ich frage mich, was Jesse Cartman nicht richtig fand, bevor er anfing, seine Medikamente zu nehmen.
    »Haben die Zwillinge auch Namen?«
    Er bückt sich und hebt den Schlauch auf. »Sie waren einfach nur die Zwillinge. Zwilling eins und Zwilling zwei.«
    »Wo befindet sich diese offene Einrichtung?«, frage ich.
    »In der Stadt. In der Worcester Street«, sagt er und nennt mir die genaue Adresse.
    Ich danke ihm für seine Mühe; ich weiß nicht genau, was ich von Jesse Cartman halten soll. Als ich damals sah, was er getan hatte, wollte ich ihm einfach nur eine Kugel in den Kopf jagen. Inzwischen ist er ein anderer Mensch. Es scheint, als gäbe es den Mann, der seine Schwester getötet hat, nicht mehr und als müsste diese neue Ausgabe von ihm mit der Schuld leben. Zum ersten Mal wird mir so richtig bewusst, dass er damals ebenfalls ein Opfer war, das Opfer einer Krankheit, die er nicht kontrollieren konnte, ein Opfer, das – wie andere, die durchs Raster gefallen sind – nie jemandem etwas zuleide getan hätte, wenn man es rechtzeitig mit den richtigen Medikamenten behandelt hätte.
    Wäre er ein gewöhnlicher Krimineller, hätte man ihn eingesperrt. Dann wäre er vor Jahren aus dem Knast entlassen worden, um einiges gewalttätiger als vorher. Jetzt, mit den Medikamenten, besteht wenigstens die Chance, dass er sich in die Gesellschaft integriert.
    »Ich bin jetzt wirklich ein besserer Mensch«, sagt er, als könnte er meine Gedanken lesen.
    »Ich hoffe es, wirklich«, sage ich in dem Wissen, dass das Einzige, was ihn davon abhält, einen anderen Menschen zu verspeisen, ein paar kleine Pillen sind, die er jeden Morgen zu seinen Cornflakes einwirft – nachdem er aufgestanden ist, um sein normales Leben fortzuführen.
    Kapitel 35
    Die Wände sind verschwommen und bewegen sich leicht hin und her, als Cooper wieder zu sich kommt. Er hat einen metallischen Geschmack im Mund und tastet mit den Fingern danach. Er hat sich auf die Zunge gebissen, sie ist rau und geschwollen.
    Im Zimmer ist es dunkel. Er kann jedoch fühlen, dass er sich in einer gepolsterten Zelle befindet. Er befindet sich entweder in Sunnyview oder in Eastlake. Höchstwahrscheinlich in Sunnyview. Adrian muss ihm neulich Nacht dorthin gefolgt sein, denn er weiß von Emma Green, außerdem wollte er sich bestimmt an einem Ort verstecken, der ihm halbwegs vertraut ist. Cooper hat keinerlei Erinnerung an die Fahrt hierher. Letztlich musste er akzeptieren, dass Adrian den Elektroschocker auf ihn abfeuerte, dies war die einzige Möglichkeit, den Ort zu wechseln. Die Polizei ist wahrscheinlich inzwischen in Grover Hills, und er konnte es sich nicht leisten, dass man ihn dort findet, beschmiert mit dem Blut eines toten Mädchens. Man hätte Adrian verhaftet, und der hätte den Beamten alles erzählt, was er über ihn weiß, und über Emma Green – was eine ganze Menge ist, wie sich herausgestellt hat. Adrian hätte die Polizei direkt zu ihm geführt. Und die Polizei hätte Cooper gerettet, nur um ihn anschließend durch die Mangel zu drehen.
    Er ist fertig mit den kleinen Schritten. Jetzt heißt es Gas geben. Er hat einen Drei-Stufen-Plan. Fliehen. Adrian töten. Und sich eine Geschichte überlegen, die ihn entlastet. Und sein Plan wird aufgehen. Ja, es spricht nichts dagegen, dass er aus dieser Sache als Held hervorgeht und sein Buch zu Ende schreibt. Und wenn er erst in den Besitz der Akte kommt, die Adrian vorhin dabeihatte, kann er vielleicht auch Natalie Flowers ausfindig machen.
    Mein Gott, dafür hätte sich all das hier sogar gelohnt.
    Falls die Cops nicht die Fotos entdeckt haben.
    Das muss er als Erstes klären, sobald er hier raus ist. Er wird sein Büro aufsuchen und nachschauen, ob die Bilder noch da sind. Wenn ja, wird sein Drei-Stufen-Plan aufgehen. Andernfalls braucht er einen neuen Drei-Stufen-Plan. Fliehen. Adrian töten. Und Neuseeland schleunigst verlassen. Er weiß nicht genau, wie man das anstellt, doch wenn Leute, die dümmer sind als er, es schaffen, aus dem Land zu fliehen, sollte er es auch hinkriegen.
    Er geht durchs Zimmer. Es ist komplett gepolstert. Nicht nur die Wände, sondern auch der Fußboden. Er springt in die Höhe, kommt aber mit den Fingern nicht an die Decke. Vielleicht ist sie ebenfalls gepolstert. Und vielleicht befindet sich dort oben eine Lampe. Er läuft in einem Gittermuster durchs Zimmer, außer ihm ist hier sonst nichts. In eine der Wände ist eine Tür eingelassen. Als er im Polster die

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