Die Totensammler
Nahtstelle gefunden hat, kann er es gerade so weit zurückziehen, dass der Türrahmen frei liegt. Licht fällt ins Innere. Er zerrt an der Polsterung, in der Hoffnung, dass er sie fortreißen kann, aber ohne Erfolg. In der Tür entdeckt er auf Kopfhöhe einen briefgroßen Schlitz. Allerdings lässt er sich von innen nicht öffnen. In der Zelle ist es heiß und stickig. Selbst wenn es im Gebäude Strom gäbe – in diesem Raum befindet sich bestimmt keine Klimaanlage. Diese Räume sollen nicht gemütlich sein, sondern Verrückte davon abhalten, mit dem Kopf so lange gegen die Wand zu hämmern, bis sie bewusstlos werden.
Das Zimmer ist etwas größer als die Kellerzelle, sauberer und sehr viel heißer. Er muss mit Adrian reden, damit der etwas gegen die Hitze unternimmt. Außerdem hat Cooper hier keinen Eimer zum Pissen und auch kein Trinkwasser.
Als er die Mädchen hierhergebracht hat, war er nur nachts bei ihnen, und die einzige Wärmequelle im Zimmer war seine Taschenlampe. Er hat Emma Green eine Flasche Wasser trinken lassen, bevor er aufgebrochen ist, aber das war … wann? Er hat jedes Zeitgefühl verloren. Vor drei Tagen? Vor vier? Er hat ihr zwei weitere Flaschen dagelassen. Emma Green war zwar gefesselt, aber die Flaschen waren offen, sodass sie sich auf die Seite rollen und daran nippen konnte. Bei seiner Rückkehr wollte er ihr ein paar frische Flaschen und etwas zu essen mitbringen. Sie sollte lange genug bei Kräften bleiben, damit er seinen Spaß mit ihr haben konnte. In der ersten Nacht begnügte er sich damit, dem gefesselten Mädchen die Klamotten vom Leib zu reißen und Fotos von ihm zu schießen. Mit dem Klebeband über den Augen konnte es ihn nicht sehen, und ihm bereitet es Vergnügen, Kontrolle auszuüben. Am Abend darauf sollte es weitergehen. Mit sehr viel mehr Sachen. Allerdings sollte das Klebeband auf ihren Augen bleiben. Er wollte nicht, dass sie ihn anschaut. Er wollte den angewiderten Blick nicht sehen, den sie ihm bestimmt zuwerfen würde.
Cooper drückt die Hände gegen die Wand. Die Oberfläche besteht aus starkem Leinen, die Polster darunter sind aus dickem Schaumstoff. Gut möglich, dass Emma Green sich im Nachbarzimmer befindet. Erneut versucht er, an der Polsterung zu reißen. Sie sitzt so fest, dass er sich die Fingerkuppen verletzt. Er fängt an, auf und ab zu gehen, doch als er ins Schwitzen kommt, lässt er es sein. Er versucht, gegen die Wände zu hämmern, allerdings ist kaum etwas zu hören. Er kann also nichts weiter tun als warten. Er hockt sich in eine Ecke. Es dau ert nicht lang, dann öffnet sich der Schlitz. Das Licht, das hineinfällt, blendet ihn fast, und er muss sich abwenden. Als Adrian durch den Schlitz späht, wird es wieder dunkel.
»Wie geht es dir?«, fragt Adrian.
»Es ist heiß hier drin, Adrian. Wirklich heiß.«
»Ich weiß. Tut mir leid. Aber wie du gesagt hast: Es ist nur vorübergehend. Wobei … Irgendwie gefällt es mir hier. Erst mochte ich es nicht, aber allmählich … fühle ich mich hier wohl.«
»Mir würde es hier auch gefallen, wenn es nicht so heiß wäre«, sagt Cooper.
»Tut mir leid.«
»Wo sind wir? In Sunnyview?«
»So was in der Art.«
»Sind wir in Eastlake?«
»Nein«, antwortet Adrian und schüttelt den Kopf.
»Also in Sunnyview.«
»Vielleicht«, sagt Adrian.
»Okay, Adrian, warum lässt du mich nicht raus? Ich muss in ein kühleres Zimmer. Es ist zu heiß hier drin.«
»Es gibt kein anderes Zimmer für dich«, sagt Adrian.
»Schön, wie wär’s dann, wenn du den Schlitz offen lässt. Und ich brauche Wasser. Viel Wasser.«
»Das sollte kein Problem sein. Außerdem, ähm, möchte ich dir danken, also, für den Hinweis, dass die Polizei uns finden würde. Das war wirklich nett von dir und, und … und ich möchte gerne wissen, ob es stimmt, was man sagt: dass Serienmörder am liebsten ihre Mutter töten würden?«
So wie du Pamela Deans getötet hast?
»In den meisten Fällen schon«, antwortet er. »Warum?«
»Wenn man seine Mutter tötet, ist man dann ein Serienmörder?«, fragt Adrian.
»Meinst du, du bist ein Serienmörder?«
»Nein«, sagt Adrian und wendet sich ab. »Ich, na ja, ich bin bloß neugierig.«
»Ich weiß nicht«, sagt Cooper. »Hängt davon ab, ob man noch andere Leute getötet hat.«
»Was ist mit deiner Mutter?«, fragt Adrian.
»Was?«
»Ich habe stapelweise Bücher gelesen, und in allen steht, dass Serienmörder in der Kindheit angefangen haben, ihre Mutter zu hassen. Dass die Person,
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