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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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hier Betonsteine gibt und keine Gitterstäbe.«
    »Das war eine Metapher.«
    Adrian runzelt die Stirn. »Eine was?«
    »Lass mich hier raus.«
    »Nein.«
    »Was willst du von mir? Hast du mir den Daumen geschickt?«
    »Was?«
    »Den Daumen. Hast du mir den Daumen verkauft?«
    »Ich … ich versteh nicht. Was für einen Daumen? Den in dem Glas, den du einem deiner Opfer abgeschnitten hast?«
    »Einem meiner Opfer? Wovon zum Henker redest du?«, fragt Cooper.
    »Was soll das heißen?«, will Adrian wissen.
    »Warum bin ich hier? Willst du mich töten?«
    »Ich …«
    »Lass mich hier raus«, wiederholt Cooper. »Was auch immer das hier soll, hör auf damit. Du musst mich hier rauslassen. Was auch immer du vorhast, hör auf damit. Keine Ahnung, was du von mir willst. Ich bin nicht reich. Ich kann dir also kein Geld geben. Bitte, du musst mich gehen lassen.«
    »Ich …«, fängt er an. Er hat einen Frosch im Hals und kann nicht weitersprechen.
    »Was hast du mit mir vor?«
    »Ähm …«
    »Du hast gesagt, willkommen in meiner Sammlung. Ist es das, worum es hier geht? Ist es das, was ich bin? Ein Sammlerstück?«, fragt Cooper, eher wütend als verängstigt.
    »Du stellst zu viele Fragen gleichzeitig«, sagt Adrian verwirrt. Er drückt seine Hände gegen die Wangen.
    »Bin ich ein Sammlerstück?«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, antwortet Adrian, verärgert darüber, dass Cooper das denkt. »Du bist mehr als nur ein Stück. Du bist … du bist alles.«
    »Alles?«
    »Du bist die Sammlung.«
    »Das hier«, sagt Cooper, und Adrian vermutet, dass er seine Arme ausbreitet, »ist also eine Art Zoo?«
    »Was? Nein, das hier ist kein Zoo«, sagt Adrian, nimmt die Hände vom Gesicht und deutet auf die gegenüberliegenden Wände. »Sonst wären hier Tiere, Affen und Pinguine, und es würde stinken, außerdem gibt es im Zoo Käfige und … Glaubst du immer noch, das hier ist ein Käfig? Das hier ist eine Sammlung, und du bist die Haupt… Hauptattraktion.«
    »Als was? Als Kriminologieprofessor?«
    »Ja, und wegen der Geschichten, die du mir erzählen kannst. Und die Tatsache, dass du ein Serienmörder bist, macht dich noch wertvoller.«
    Coopers Gesicht wird blass. Er runzelt die Stirn; die Falten sind so tief, dass sie wie lange Narben aussehen. »Was? Was hast du gerade gesagt?«
    »Ein Geschichtenerzähler. Du bist hier, damit du mir Geschichten über die Killer erzählst, die du kennst. Sie faszinieren mich.«
    »Du hast gesagt, ich wäre ein Serienmörder. Erklär mir das.«
    Seinen Kassetten oder der Comic-Sammlung, die er als Kind hatte, musste er noch nie etwas erklären. Das hier ist echte Schwerstarbeit. »Ein Serienmörder ist jemand, der …«
    »Ja, ja, ich weiß, was ein Serienmörder ist, du Dödel, aber ich bin kein Killer.«
    Adrian hat keine Ahnung, was ein Dödel ist, aber er weiß, dass er nicht so genannt werden möchte. »Kapierst du’s nicht?«, fragt er aufgeregt, weil er etwas weiß , was Cooper nicht weiß; schließlich gehört Cooper zu den Leuten, die sonst alles wissen. Seine Mutter hat diese Menschen immer als nichtsnutzige Klugscheißer beschimpft, aber natürlich ist Cooper alles andere als nichtsnutzig. »Sie studieren Mörder, Sie kennen welche, und Sie sind selbst einer. Sie sind eine komplette Sammlung in einem Stück.«
    Cooper holt tief Luft und atmet dann langsam aus. Für ein paar Sekunden schließt er die Augen und massiert mit den Fingern seine Schläfen. Adrian glaubt, dass er versucht, seine Ge danken zu ordnen oder vielleicht im Stehen zu schlafen. Er tippt auf Ersteres, denn es ist noch nicht Schlafenszeit. Und er schätzt, dass die Sache mit dem Gedankenordnen bei ihm auch klappen könnte, also schließt er ebenfalls die Augen und holt ein paarmal tief Luft – es hilft tatsächlich, wenn auch nur ein bisschen.
    »Ich bin kein Serienmörder«, sagt Cooper.
    Adrian öffnet die Augen wieder. »Doch. Ich weiß, dass du einer bist. Darum bist du hier.«
    »Nein, ich bin hier, weil du mich entführt hast, und weil du unter Wahnvorstellungen leidest.«
    »Tu ich nicht.«
    »Wie heißt du?«
    »Was?«
    »Dein Name. Du hast doch bestimmt einen Namen.«
    »Die erste Regel für einen …«
    »Hör auf mit dieser bescheuerten Regel«, sagt Cooper und hämmert gegen die Tür. »Sag mir endlich deinen verdammten Namen.«
    »Aber …«
    »Deinen Namen. Sag mir deinen Namen«, brüllt er.
    »Adrian«, sagt er. Dabei wollte er seinen Namen für sich be halten, aber er hasst es, wenn man ihn

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