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Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bentow
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sich.
    Sie versuchte, sich ihre Verunsicherung nicht anmerken zu lassen, denn sie wusste aus eigener Erfahrung und durch ihre Arbeit nur zu gut, dass die Angst von Frauen für gewisse Männer eine berauschende Wirkung hatte.
    Dennoch riskierte sie einen Seitenblick.
    Plötzlich blieb sie stehen und fuhr herum.
    Als sie ihrem Verfolger in die Augen blickte, stockte ihr der Atem.
    Für einige Zeit schien sie in Ohnmacht gefallen zu sein. Noch während sie wieder zu sich kam, wollte sie um Hilfe schreien, doch da schmeckte sie das Tuch in ihrem Mund, straff gezogen verschloss es ihre Lippen und schnitt sich in die Wangen. Es war ihr unmöglich, sich zu rühren, denn Ulrich lag auf ihr, schwer und leblos, es roch kupfrig nach seinem geronnenen Blut. Sie spürte die Fesseln an ihrem Körper, und sie sah, dass er auf sie gebunden war.
    So werde ich sterben, durchfuhr es sie, unter ihm begraben, meinem Liebsten.
    Wie sehr sie es genossen hatte, wenn sein Gewicht sie ganz verbarg, ermattet nach der Liebe, benetzt von seinem Schweiß.
    Gott, dachte sie, wenn es dich gibt, lass es schnell vorübergehen.
    Die Panik kam in Wellen und mit ihr das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Sie würde unter ihrem Liebsten ersticken.
    Und dann hörte sie es. Da war eine gedämpfte Stimme, die summte eine Melodie.
    Sie war nicht allein.
    Das Visier, dachte Mara. Es ist noch da.
    Als Ulrich noch lebte, nichtsahnend schlief – vor wie vielen Stunden war das ? –, als sie von einem Geräusch geweckt wurde, lauschte, nichts hörte als das Rauschen des Blutes in ihren Ohren, sich wieder beruhigte, dann aber doch aufstand, um nachzusehen –, als Ulrich noch am Leben war, atmete, träumte und sie für die letzten Sekunden ihres Lebens ihren Frieden hatte, wurde sie im halbdunklen Flur von einem Visier angeblickt.
    Mara wimmerte.
    Sollte die Qual denn niemals enden ?
    Doch es gab keinen Zweifel, sie hatte in ein Messer gegriffen, und die Gestalt, die ihr im Flur die Klinge an die Kehle gesetzt und ihr zugeraunt hatte, sie solle wieder zurück ins Schlafzimmer gehen und sich still verhalten – sie war noch immer da. Sie saß an ihrem Bett. Da war der Rücken, ganz in Leder, schwarz und knarzend.
    Und die Gestalt summte ein Lied.
    Plötzlich wandte sie sich zu ihr um, und sie trug noch immer den Helm, und das Visier war heruntergeklappt.
    Ein verspiegeltes Visier, in dem Mara sich selbst sah, ihre vor Angst geweiteten Augen und den verbundenen Mund. Und sie erkannte den Hinterkopf ihres Liebsten in dem Spiegel, so nah an ihrem Gesicht, eingeschlagen, blutverschmiert.
    Mach nur schnell, dachte sie, lass mich sterben.
    Denn sie wollte dorthin, wo Ulrich war.
    Lautlos bettelte Mara um Erlösung.

Elf
    Für gewöhnlich hatte Hilmar einen tiefen Schlaf. Die Medikamente, die er zurzeit schlucken musste, taten ihr Übriges. In dieser Nacht aber lag er stundenlang wach. Immer wenn er in eine andere Position wechseln wollte, schoss der Schmerz in seinen Rücken. Er hatte noch eine weitere Tablette eingenommen, aber die Wirkung blieb aus.
    Sie betrügt mich.
    Beharrlich verfolgten ihn diese Worte in seinem Kopf.
    Und permanent rotierte das Telefongespräch mit Theresas Schwester in ihm, geführt am frühen Abend, ausgelöst durch die beinahe schon übliche SMS von seiner Frau: Bleibe heute Nacht bei Hanna. Gruß T.
    Er kannte das. Es waren die Nächte, in denen sie Abstand brauchte, die Nächte, in denen er im Bett zu frösteln begann. Er wusste ja, dass es Theresa nicht gut ging, was aber sollte er denn noch tun, um ihr zu helfen ? Alles hatte er versucht, ihr gut zugeredet, sie solle wieder zu ihrem Psychiater gehen und sich diese Tabletten verschreiben lassen. » Nimm sie doch einfach, Theresa«, hatte er gesagt, » bloß zur Unterstützung.« » Nein«, hatte sie entgegnet, » sie verändern mich, ich erkenne mich selbst nicht mehr.« Er hatte ein verlängertes Wochenende auf Mallorca vorgeschlagen, sie lehnte es ab. Er hatte sie mit einem romantischen Abendessen überrascht, sie entschuldigte sich frühzeitig mit Kopfschmerzen.
    Hilmar hatte ja von Anfang geahnt, dass seine Frau eine labile Persönlichkeit war, ein Umstand, der ihn nicht weiter störte, letztlich mochte er es, in einer Beziehung der Überlegene zu sein. Leider war es nicht bei Theresas verstärktem Anlehnungsbedürfnis geblieben. Nach ihrer Fehlgeburt im dritten Monat – dem Verlust eines Kindes, das vor allem sie sich so sehr gewünscht hatte – und den ärztlichen Prognosen,

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