Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Dunkeln.
Er wartete ein paar Sekunden ab, dann verließ er den Wagen, lief auf die Stelle zu und kletterte ebenfalls hinauf. Von der Spitze sprang er hinab.
Er zwängte sich durch die Büsche, bis sich ein Weg vor ihm auftat.
Da vorn war sie, eine dunkle Gestalt, die an den Gräbern entlanghuschte.
Er schlich ihr nach, Reihe für Reihe an den Toten vorbei.
Der Wind strich wispernd durch die Bäume, aus der Ferne rief ein Nachtvogel, klagend, ein lang gezogener Ton.
Da hielt sie inne. Er nahm Sichtschutz hinter einem Monument und beobachtete, wie sie vor einem Grab niederkniete.
Landsberg kniff die Augen zusammen. Was um alles in der Welt tat sie da ? Betete sie ? Weinte sie ?
Schließlich sah er, dass sie etwas vergrub. Kein Zweifel, seine Frau wühlte mit den Händen in der Erde, war sie denn völlig übergeschnappt ?
Landsberg schoss der Schmerz in den Rücken, gleichzeitig wurde ihm übel. Wir sind beide krank, durchfuhr es ihn, wir brauchen Hilfe.
Schließlich war sie fertig mit ihrem Werk und verharrte reglos. Landsberg konnte keinen Stein erkennen, nicht einmal ein Kreuz. Ein namenloses Grab, kein Blumenschmuck, kein Strauch. Nur das abgezirkelte Viereck Erde und davor seine Frau.
Endlich erhob sie sich, streifte den Dreck von ihren Händen und kehrte um. Landsberg hielt den Atem an, gebückt hinter dem Marmor, als sie direkt an ihm vorüberging.
Etwa zwei Minuten später wagte er sich vor. Er schlich zu der Grabstelle hin. Sah den Bereich, wo die Erde gelockert war.
Er fiel auf die Knie und grub.
Es dauerte nicht lange, bis seine Hände auf etwas gestoßen waren.
Sein Atem war gepresst, er spürte, wie ihm der Schweiß aus allen Poren drang.
Er zog die kleine Schatulle hervor und öffnete sie.
Was er sah, ließ ihn schaudern.
Landsberg stöhnte laut auf.
Fünfzehn
Gegen Mitternacht war Trojan am Ende seiner Kräfte. Er wollte Landsberg Bescheid geben, dass er nach Hause fahren würde, um sich für ein paar Stunden aufs Ohr zu legen, doch wie er feststellen musste, war der Chef gar nicht mehr im Kommissariat. Sei’s drum, dachte er, schnappte sich seine Jacke und ging.
Noch im Treppenhaus des Dienstgebäudes versuchte er erneut, Jana zu erreichen. Nichts, wieder nur die Mailbox, dabei waren sie doch locker für den Samstagabend verabredet. Irgendetwas stimmte da nicht.
Trojan trat hinaus auf die nächtliche Karthagostraße, löste das Schloss von seinem Fahrrad und überlegte. Entweder er fuhr jetzt wirklich heim und schlief, was sicher besser wäre, denn er war seit heute Morgen um sechs pausenlos mit den Ermittlungen beschäftigt gewesen, oder er schaute noch einmal bei ihr vorbei.
Er radelte los, in der Kurfürstenstraße kam er zu dem Schluss, keine Ruhe zu finden, ehe er sich nicht vergewissert hatte, dass alles mit ihr in Ordnung war. Also bog er in Richtung Winterfeldtplatz ab.
Etwa fünfzehn Minuten später war er in der Akazienstraße. Er blickte an der Fassade ihres Wohnhauses hoch, kurzzeitig erinnerte er sich an die schrecklichen Ereignisse im vergangenen Frühjahr, als er auf der Jagd nach einem Serienmörder gezwungen war, eines Nachts in ihre Wohnung einzudringen. Sein Herz schlug heftiger, als er einen matten Lichtschein hinter ihrer Fensterscheibe bemerkte.
War sie daheim und noch wach ? Aber warum schaltete sie ihr Handy nicht ein ?
Er drückte auf den Klingelknopf und wunderte sich, dass prompt der Türöffner betätigt wurde. Leicht beklommen stieg er die Treppe hinauf.
Ihre Wohnungstür war nur angelehnt. Er trat ein, schloss sie hinter sich und rief leise ihren Namen.
Der Flur war stockdunkel, er ging langsam voran. Seine Nackenhaare stellten sich auf, instinktiv tastete er nach seinem Waffenholster, doch seine Sig Sauer lag gut verschlossen im Stahlschrank auf dem Revier.
»Jana ?«, fragte er noch einmal, und dann hatte er das Wohnzimmer erreicht, die Stehlampe war heruntergedimmt. Sie warf einen Schatten an die Wand.
Den Schatten eines Kopfes.
Da saß jemand in dem roten Drehsessel.
»Jana !«
Schon schwang der Sitz herum.
Trojan wich einen Schritt zurück. Ein Kerl im Bademantel sah zu ihm auf.
»Sieh an, sieh an.«
»Wer sind Sie ?«
»Nils Trojan, ja ?«
»Was zum Teufel …«
Der andere bleckte die Zähne, hatte die nackten Beine übereinandergeschlagen und spielte mit einer Bierflasche in der Hand.
»Sie sind doch dieser Bulle. Hab Sie vom Fenster aus gesehen und gleich erkannt. Der Kommissar auf dem Fahrrad, immer im Einsatz.«
»Was um
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