Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
fahle Haut der beiden Leichen schnitt.
Wie recht Jana hatte, die Alpträume waren zurück.
Nachdem sie sich fest für den morgigen Abend bei ihr verabredet hatten, legten sie auf. Er hoffte inständig, es diesmal nicht wieder zu vermasseln.
Dann machte er sich eine Notiz.
Er musste seinen Tatortmann Albert Krach unbedingt fragen, ob die Brille von Carlotta Torwald in der Wohnung gelegen hatte. Auf dem Nachttisch hatte er sie nämlich nicht gesehen, davon war er überzeugt.
Fünf
Für einen Moment überlegte Mara Hertling, ob sie das Halsband mit der Perle beim letzten Mal nicht an anderer Stelle unter ihrer Wäsche im Schrank versteckt hatte. Sollte Ulrich etwa von ihrem kleinen Geheimnis erfahren haben ?
Sie nahm das Halsband heraus und betrachtete es lange, dann legte sie es sich um. Nein, sie hatte sich sicherlich getäuscht. Andernfalls hätte Ulrich sie bestimmt zur Rede gestellt.
Mara lächelte ihrem Spiegelbild zu. Es war merkwürdig, dieses dunkelrote Accessoire legitimierte sie nahezu für ein erotisches Abenteuer, und sie fühlte sich gleich freier und wagemutiger.
Was aber nicht ausschloss, dass sie von Gewissensbissen geplagt wurde. Ulrich wäre selbstverständlich zutiefst verletzt, wenn er erfahren würde, dass sie sich mit einem anderen Mann traf. Das wäre sie umgekehrt auch, sollte es noch eine Frau in seinem Leben geben.
Aber war es in ihrem Fall denn überhaupt ein Betrug ?
Andras verlangte doch lediglich von ihr, dass sie dieses Schmuckstück für ihn trug. Und sie genoss es, dabei von ihm begehrt zu werden. Doch wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass sie eine gewisse Schwelle längst überschritten hatten. Aus dem anfänglichen Spiel war Ernst geworden, und Mara ahnte insgeheim, dass sie mittlerweile bereit war, mehr für Andras zu tun, als sich ihm mit einem aufreizenden Signal an ihrem nackten Hals zu präsentieren.
Sie wählte Dessous und ein dunkelblaues Kleid aus. Ihr Septemberkleid nannte sie es, nicht zu leicht, aber zum Glück auch noch nicht winterwarm. Ja, das würde Andras gefallen.
Armer Ulrich, was tat sie ihm bloß an.
Mara zuckte mit den Schultern. Sie wollte es locker nehmen, den Tag genießen. Niemals würde Ulrich etwas von ihrem kleinen Geheimnis erfahren, dafür würde sie schon sorgen.
Sie wählte ein Paar schwarze Stiefel aus, die zu ihrem Septemberkleid sehr gut passten, steckte sich das Haar hoch, denn so kam das Halsband noch besser zur Geltung, nahm Schlüssel und Handtasche, warf sich eine Jacke über und verließ die Wohnung in der Lausitzer Straße.
Es war ein schöner Tag, das Laub der Linden verfärbte sich allmählich gelb, die Sonne brachte es zum Leuchten. Bis zum U-Bahnhof Kottbusser Tor ging sie zu Fuß, dann nahm sie die U 8 bis zum Alexanderplatz, stieg dort in die S-Bahn um und fuhr bis zum Hackeschen Markt. Sie schlenderte die Alte Schönhauser Straße hinunter, betrachtete vergnügt die Schaufensterlauslagen und betrat schließlich das Café, in dem Andras sie in seiner Mittagspause treffen wollte.
Er war noch nicht da, sie setzte sich an einen Tisch am Fenster und blätterte in der Speisekarte.
Ihre Jacke hatte sie über den Stuhl gelegt und unauffällig den Ausschnitt ihres Kleids ein wenig heruntergezogen, damit das Halsband gut sichtbar war.
Sie musste an das Blitzen in seinen Augen denken, wenn er sie mit Blicken verschlang.
Ob Andras eine dunkle Seite in sich verbarg ? Etwas Abgründiges, von dem sie noch nichts wusste ?
Verunsichert fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar, an diesem Tag neigte sie zum Grübeln, das war doch sonst nicht ihre Art.
Als der Kellner kam, bestellte sie eine Latte macchiato.
Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Normalerweise verspätete sich Andras nie.
Da öffnete sich die Tür, Mara hob den Blick, doch es war bloß ein etwa sechzehnjähriges Mädchen, das hereinkam. Umso überraschter war sie, als die Kleine direkt auf sie zu- steuerte.
Kaum war sie an ihrem Tisch, setzte sie sich einfach wortlos ihr gegenüber.
Mara war so verblüfft, dass es ihr zunächst die Sprache verschlug, dann sagte sie: »Moment mal, der Platz da ist besetzt.«
Das Mädchen musterte sie. »Klar, ist der besetzt, ich sitze ja hier.«
»Hör mal, das geht so nicht, ich warte auf jemanden.«
»Auf meinen Stiefvater, habe ich recht ?« Das Mädchen hatte knallrot gefärbtes Haar und ein Lippenpiercing. Angriffslustig schob sie das Kinn vor. »Andras, wenn Ihnen der Name was sagt.«
Mara blieb
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