Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Getränkefach standen drei Flaschen Biowein, allesamt mit Schraubverschluss.
Das halbe Zimmer war wohl mehr ein Ankleideraum. Er öffnete den Schrank, registrierte einige geschmackvolle Kleider. Die Frau, die sich hier für gewöhnlich aufhielt, schien Stil zu haben.
Ganz wie Theresa Landsberg.
Sein Herz schlug höher.
Er ging zurück ins Schlafzimmer, hob die Bettdecke an und erschrak.
Ausgebreitet auf dem Laken waren Nachthemd und Pyjama, nebeneinander, die Ärmel abgespreizt, so akribisch angeordnet wie die Nachtwäsche an den beiden Tatorten.
Wozu aber der Pyjama ? Nichts außer diesem Kleidungsstück deutete auf die Anwesenheit eines Mannes hin. Trojan schaute wieder zu der Fotografie an der Wand hin.
Er musste herausfinden, wer die abgebildete Person war.
Dann bückte er sich und warf einen flüchtigen Blick unters Bett.
Und da entdeckte er es.
Das gleiche Gerät wie in der Wohnung von Mara Hertling und Ulrich Tretschok. Es war an die Ladestation angedockt. Unter einem Zeitschriftenstapel auf dem Nachttisch fand Trojan die Fernbedienung. Damit setzte er es in Gang.
Der Staubsaugerroboter kam unter dem Bett hervor und begann, auf dem Boden seine Kreise zu ziehen. Dabei gab er ein brummendes Geräusch von sich, das die Russin in der Wohnung im Stockwerk darunter offenbar als so störend empfand.
Soweit Trojan wusste, arbeiteten diese Geräte überwiegend eigenständig, nach einer bestimmten Programmierung, zu den vom Benutzer eingegebenen Zeiten. Die Bedienung per Hand war eigentlich bloße Spielerei.
Er ließ den Roboter eine Weile hin und her fahren.
Dann hielt er ihn an.
Eine kleine durchsichtige Scheibe auf dem kreisrunden Gerät erregte seine Aufmerksamkeit.
Er nahm sein Schweizer Taschenmesser hervor, das er stets an seinem Schlüsselbund bei sich trug, und versuchte, den Roboter zu öffnen. Schließlich gelang es ihm, die Scheibe abzulösen.
Darunter verbarg sich ein Gegenstand.
Als Trojan gewahr wurde, womit er es zu tun hatte, verschlug es ihm den Atem.
Da ist etwas. Eine Bewegung.
Du musst näher herangehen.
Jetzt hast du es.
Doch was du siehst, gefällt dir nicht. Ganz und gar nicht.
Anfangs erkennst du nur die Beine, dann den Rest des Körpers, schließlich taucht der Kopf auf.
Es ist ein Typ.
Er glaubt, allein zu sein, ganz allein, dabei hast du ihn im Visier. Du weißt, dass er bewaffnet ist, da lugt der Pistolengriff aus seinem Holster hervor, nur halb vom Saum seines T-Shirts verdeckt. Scheint sich um einem Bullen zu handeln, doch dafür hast du nur ein müdes Grinsen übrig.
Du schaust genauer hin. Prägst dir seine Gesichtszüge gut ein. Jedes Detail ist wichtig. Du siehst das kurzgeschorene Haar, an den Schläfen angegraut, und du siehst die braunen Augen, wachsame Augen. Er steht da mitten im Raum, beinahe verblüfft über das Wunderwerk der Technik. Sieht aus wie ein Junge, der sein Spielzeug bedient.
Aber es ist nicht sein Spielzeug, es gehört ihm nicht, für diesen Übergriff wird er büßen.
Du holst ihn dir noch näher heran, so nah, dass jede Pore seiner Haut sichtbar wird, jede Schweißperle auf seiner Stirn. Er ist aufgeregt, denn er glaubt sich am Ziel.
Er hat sich getäuscht. So einfach wirst du es ihm nicht machen. Du wirst ihm Steine in den Weg werfen, und er soll leiden, unendlich leiden.
Jetzt siehst du, wie das Bild stoppt, und er kommt näher, aber nicht von deiner Hand, er tut es eigenmächtig.
Jetzt ist sein Gesicht ganz dicht drauf, er bückt sich, und dann hat er das Messer in der Hand.
Schon beginnt das Bild zu wackeln, er hat den Deckel geöffnet.
Das Bild flackert.
Es bricht.
Gleich ist es hinüber.
Es macht dich wütend. Der Hass vibriert in deinen Gliedern, durchströmt dein Blut.
Du merkst dir sein Gesicht genau.
Das finale Bild von ihm, es brennt sich in dein Gehirn ein.
Fehler gemacht, Bulle !
Die letzten Pixel verschwimmen, bevor alles schwarz wird.
Du flüsterst ihm zu: Stirb !
Und er ist tot.
Sechsundzwanzig
Ein Cuba Libre am Nachmittag, sie spielte mit dem Glas in der Hand, ließ die Eiswürfel klimpern. Dann stürzte sie den Rest hinunter. Was sol l ’s, dachte sie, hat eh alles keinen Sinn mehr, und nickte der Barfrau zu. Ein Lächeln, schon war der nächste Drink gemixt, sie nahm ihn und trank, genoss das Brennen, dieses wohlige Gefühl in der Kehle, es wärmte Bauch und Herz.
Theresa Landsberg betrachtete die lange Reihe der Flaschen im Regal, von hinten beleuchtet, leise Musik im Hintergrund, der übliche
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