Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Hochhaus am Rathenauplatz !«
Träumte sie etwa ? Oder kam nun endlich Licht in das Dunkel ihrer Erinnerungen ?
»Mensch, warst du abgefüllt.« Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich hab dich ins Bett gebracht, Theresa.«
Sie kannte also ihren Namen.
Lisa lachte wieder.
Theresa wurde ein wenig schwindlig, ihr Herz klopfte so schnell. Sie leerte den letzten Tropfen aus ihrem Glas.
»Und Dienstag ?«, fragte sie heiser. »Was war Dienstag ?«
»Das war auch einer dieser Tage, nicht wahr, Schätzchen ? Du warst ziemlich aufgewühlt. Hast was von einem Kuchen erzählt, den du für jemanden gebacken hast. Warst immerhin nicht ganz so hinüber wie am Freitag, da hattest du wohl Streit mit einer Freundin, wie du mir gesagt hast.«
»Betrunken ? Dienstag auch ?«
»Alles halb so wild, Theresa, kann doch vorkommen. Dienstag hab ich dir ein Taxi gerufen, Freitag musste ich dich stützen und in deine Wohnung rüberbringen. Nenn es einfach Solidarität unter Frauen.«
Beide Male zu viel getrunken, durchfuhr es sie, das wäre doch eine hinreichende Erklärung für ihre Erinnerungslücken.
Mein Gott, sollte diese Barfrau ihr Schutzengel sein ? Hatte sie der Himmel geschickt ?
Theresa atmete tief durch, ihr war, als hätte sie seit Tagen die Luft angehalten, vielleicht würde nun auch bald dieser schreckliche Druck aus ihrer Brust entweichen.
»Sie nehmen mich doch nicht auf den Arm, oder ?«
»Warum sollte ich ?«
»Und das ist wirklich wahr ?«
»So wahr ich hier stehe.«
»Es wäre nämlich nicht das erste Mal, dass ich …«
»Was ?«
»Ach, nichts.«
»Nun sag schon. Sprich es aus.«
»Zweifeln Sie auch manchmal an Ihrem Verstand ? Wenn Ihnen alles zu viel wird, glauben Sie dann auch, allmählich verrückt zu werden ?«
»Kommt in den besten Familien vor, Schätzchen. Du hattest eine harte Woche, nimm es nicht so schwer.«
Sie war ein Engel !
Und nun war sie es, die nach Lisas Arm griff. »Wären Sie«, fragte sie aufgeregt, »eventuell, ich meine, könnten Sie … ?«
»Was denn, Theresa ?«
Die Krawattenträger lachten höhnisch auf, aber sie scherte sich nicht mehr darum, denn es schien einen Ausweg für sie zu geben, jemand hatte ihre Gebete erhört.
»Könnten Sie das bezeugen«, wisperte sie, »wären Sie zu einer Aussage bereit ?«
»Du meinst deinen Stress mit den Bullen ?«
»Ja, es ist so, dass ich … aber nur wenn ich Ihnen damit nicht zu sehr zur Last falle, jedenfalls, wenn Sie zu Protokoll geben könnten, dass ich Dienstag und Freitag … dass ich hier war und …«
Die Barfrau sah sie lächelnd an. »Na klar, Schätzchen. Kein Problem.«
Und mit einem Mal strich sie mit dem Handrücken über Theresas Wange.
»Komm doch heute Abend einfach zu mir. Dann besprechen wir das alles. Was hältst du davon ?«
Sie nickte verblüfft.
Und Lisa nahm Zettel und Stift und schrieb ihr die Adresse auf.
»Freundinnen müssen sich gegenseitig helfen, das versteht sich doch von selbst.«
Sie zwinkerte ihr zu.
»Jetzt solltest du aber heimgehen und dich noch ein bisschen ausruhen, Schätzchen.«
»Und Sie würden das wirklich für mich tun ?«
»Aber ja, sei um acht bei mir. Ich hab den ganzen Abend frei.«
Theresa war mit einem Mal eigenartig beglückt.
Sie zahlte die Rechnung, gab Lisa ein ordentliches Trinkgeld, steckte den Zettel mit der Adresse ein, nahm ihre Handtasche und ging.
Meine Rettung, dachte sie.
Siebenundzwanzig
Der Fahrstuhl war mal wieder kaputt, sie musste die Treppen hinaufsteigen. Da vernahm sie das Stimmengewirr im Stockwerk über ihr. Schon vor dem Eingang waren ihr die Wagen aufgefallen, quer auf dem Gehweg geparkt, Marke VW Passat, allesamt unauffällig, aber auch ein BMW befand sich darunter, so einen fuhr Hilmar im Dienst. Nun meinte sie sogar, die Stimme von Nils Trojan herauszuhören. Erschrocken kehrte sie um. Als ihr jemand entgegenkam, senkte sie rasch den Kopf.
Sie eilte aus dem Haus, hoffentlich hatte sie niemand erkannt. Erst ein paar Straßenecken weiter fühlte sie sich etwas sicherer. Sie ging noch immer schnell, und ihr Herz pochte. Normalerweise wäre sie in Panik geraten, aber sie hatte doch nun einen Schutzengel. Lisa, sie würde alles bezeugen, was sie gesehen hatte. Und Theresa schwor sich, nie, niemals mehr so viel Alkohol zu trinken, dass sie am nächsten Morgen einen Filmriss hätte.
Wie sollte sie die Zeit bis zum Abend verbringen ? Zurück in die Suarezstraße konnte sie nicht, noch nicht, doch schon bald würde sie sich mit
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