Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Hilmar versöhnen, wenn sie ihn nur erst von ihrer Unschuld überzeugt hatte.
Denn sie war doch unschuldig oder etwa nicht ? Lisas Erklärungen klangen schlüssig, Lisa schien als Einzige zu wissen, was mit ihr in diesen beiden Nächten geschehen war.
Nein, sie war keine Mörderin. Allein ihre Gedanken schienen ihr manchmal vorzugaukeln, sie habe etwas Schreckliches getan.
Und ihre Träume.
Mit einem Mal verwirrt blieb sie stehen und vergrub die Fingernägel in den Händen.
Ruhig, ganz ruhig, alles würde sich aufklären.
Ziellos ging sie weiter durch die Straßen, bis sie sich plötzlich in ihrem alten Viertel wiederfand, ganz in der Nähe von Hilmars und ihrer Wohnung, als habe sie die Sehnsucht unbewusst heimgetrieben.
Doch noch musste sie vorsichtig sein.
Am Lietzensee ruhte sie auf einer Parkbank aus. Es war kühl geworden, sie schlang den Mantel enger um sich.
Später aß sie eine Kleinigkeit in einem Bistro, trank einen starken Kaffee und vertrieb sich die Zeit damit, einige Illustrierte durchzublättern.
Schließlich traf sie vor dem Haus in der Joachim-Friedrich-Straße ein, eine halbe Stunde zu früh. Sie fand den Namen von Lisa Brobrowski am Klingelschild, und ihr Herz schlug höher.
Sie musste sich noch eine Weile gedulden und streifte durch die Gegend.
An der Ecke zum Kurfürstendamm trat ein kleines Mädchen auf sie zu. Sie trug ein geblümtes Kleid, ihr Haar war zu Zöpfen geflochten. Mit einem verschmitzten Grinsen hielt sie ihr einen Korb mit Süßigkeiten hin.
»Möchten Sie einen Glückskeks ?«
Theresa war überrascht.
»Ach, das ist aber lieb von dir.«
Die Kleine schien die Kekse eigenhändig eingewickelt zu haben, in farbenfrohes Geschenkpapier, gelbe Schleifen waren darumgebunden.
»Die sind aber hübsch. Was möchtest du denn dafür haben ?«
»Gar nichts. Sie dürfen sich einen aussuchen.«
Das Mädchen lächelte, es hatte eine breite Zahnlücke.
»Wirklich ?«
»Oder Sie geben mir eine kleine Spende, wenn Sie möchten.«
»Aber natürlich.«
Sie war entzückt. Vielleicht war ja heute ihr Glückstag. Erst kam ein Schutzengel zu ihr und dann dieses reizende Kind.
Sie suchte sich einen Keks aus und gab ihr einen Euro dafür. Die Kleine deutete höflich einen Knicks an.
»Sie müssen ihn gleich essen.«
»Jetzt sofort ?«
»Ja, sonst wissen Sie nicht, wie der Spruch lautet.«
»Da hast du recht.«
Sie musste lachen. Wie sehr sie doch Kinder mochte. Mein Gott, wenn sie nur damals nicht diese Fehlgeburt gehabt hätte. Sie durfte nicht daran denken, nicht heute, da ihr alles wie ein Wunder vorkam.
Sie wickelte den Keks aus, biss hinein und zog den Zettel heraus.
»Was steht drauf ?«
Theresa las vor: » Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.«
»Ein schöner Satz.«
»Finde ich auch.«
Sie aß den Keks auf, und das Mädchen freute sich.
Dann drehte sie sich um und rannte davon.
Nur kurze Zeit später stand Theresa wieder vor dem Haus, in dem Lisa wohnte.
Gespannt drückte sie auf den Klingelknopf.
Achtundzwanzig
Möchtest du was trinken ?«
Theresa nickte.
Die Wohnung war im Retrostil der 70er Jahre eingerichtet, mit großgemusterten Tapeten, extravaganten Lampen und Flokatiteppichen. Lisa trug einen kurzen Rock und eine um den Bauch verknotete Bluse, für Theresas Geschmack hatte sie sich etwas zu auffällig geschminkt. Und sie duftete wieder nach diesem Parfüm, so intensiv, dass es ihr den Atem nahm. Während Lisa im Wohnzimmer die Drinks mixte, ging Theresa verlegen vor dem Bücherregal auf und ab. Da war eine umfangreiche Sammlung von Kunst- und Fotobänden, sie nahm einen davon heraus und blätterte darin. Sie errötete heftig, als sie feststellen musste, dass es sich um pornographische Aufnahmen handelte.
Plötzlich stand Lisa in ihrem Rücken.
»Gefallen dir die Bilder ?«
Sie klappte das Buch zu und schob es zurück ins Regal.
»Ich weiß nicht, ich bin … wie soll ich sagen … eher etwas prüde aufgewachsen.«
Sie wünschte, es hätte auch einmal eine Zeit in ihrem Leben gegeben, in der es ihr gestattet war, all ihre Hemmungen abzulegen, frei und unbeschwert zu sein, um ihre Sinnlichkeit auszuleben und sie mit jeder Faser ihres Körpers und ihrer Seele zu genießen. Es war nicht so, dass sie es nicht versucht hätte. Ein Mal hatte sie sich sogar aus Neugier dazu bereit erklärt, beim Liebesspiel eines Pärchens anwesend zu sein, aber das war eine furchtbare Erfahrung für sie gewesen.
Als sie sich zu Lisa umwandte, bemerkte sie,
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