Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
! In der Küche gab es Wanzen. Wer bezahlt denn für so was Geld !«
»Es gibt nun mal gewisse Regeln, an die muss man sich halten.«
»Warum kann ich denn nicht einfach hierbleiben ? Wir verstehen uns doch so gut. Jana, ich möchte, dass wir beide …«
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Es versetzte ihm einen Stich. Wer war das noch ? Um diese Zeit ? Ihr Gesichtsausdruck verriet sie, als sie auf das Display schaute. Schon eilte sie aus dem Zimmer. Er hörte , wie sie leise im Nebenraum ins Telefon sprach. Diese eigenartige Intonation, das Verhauchen der Silben, er kannte das an ihr.
Ein furchtbares Gesäusel, das er nicht verstand, aber er wusste, was da lief.
Plötzlich lachte sie auf, sie klang so fröhlich, so beschwingt mit einem Mal. Wieder versetzte es ihm einen Stich.
Er musste sich gegen diesen Kerl zur Wehr setzen. Er brauchte einen Plan. Er würde es nicht zulassen, dass dieses Bullenschwein seine Schwester noch länger beschmutzte.
Da war das Gespräch beendet.
Kleiderb ügel klickten im Schrank aneinander, Stoff raschelte. Sie war aufgeregt, das konnte er spüren.
»Ich gehe noch mal weg«, rief sie ihm zu.
Am Türrahmen lehnend beobachtete er, wie sie sich vor dem Flurspiegel die Lippen anmalte, rot, viel zu rot.
Der Bulle würde Dinge mit ihr anstellen, heute Nacht. Sie würde sich von ihm begrabschen lassen, überall. Es widerte ihn an.
»Du gehst zu ihm«, sagte er leise.
Sie antwortete nicht.
»Bis vor kurzem warst du seinetwegen noch ziemlich verärgert.«
Keine Reaktion.
»Er ist gewalttätig. Hat sich nicht im Griff. Gemeingefährlich, wenn du mich fragst. Und das in seinem Job.«
Sie zog sich den Mantel an, warf ihm einen kurzen Blick zu. »Denk darüber nach, worüber wir eben gesprochen haben.«
»Was meinst du ?«
»Eine Wohnung für dich. Was Eigenes.«
»Psychologenscheiße !«
Dann war sie zur Tür hinaus.
Er atmete schwer.
Schließlich holte er aus und rammte seine Faust gegen die Wand.
Der Schmerz war heftig. Er tat ihm gut.
Trojan war nach Hause gekommen, hatte sich ein Bier aufgemacht und danach kurzerhand ihre Nummer gewählt, ohne länger darüber nachzudenken. Zu seiner Überraschung hatte sie nicht nur sofort abgehoben, sondern auch gleich eingewilligt, zu ihm zu kommen.
Nervös durchforstete er Kühlschrank und Vorratsregal, vielleicht hatte sie ja noch Hunger, er sollte zumindest darauf vorbereitet sein, etwas für sie zu kochen. Doch mit mehr als Spaghetti und Tomatensoße konnte er wieder einmal nicht dienen.
Schon klingelte es an der Tür. Er drückte auf den Summer.
Nur wenig später stand sie vor ihm. Bloß ein winziger Moment des Zögerns, dann fiel sie ihm in die Arme.
»Jana, du hast mir so gefehlt.«
»Du mir auch, Nils. Verzeih, dass ich auf deine Nachrichten nicht geantwort hab.«
»Schon gut, jetzt bist du ja da.«
Sie blickte ihm tief in die Augen.
»Wie geht es deinem Bruder ?«, fragte er vorsichtig.
»Eigentlich ganz gut, bis ihm klar wurde, dass ich zu dir fahren würde.«
Trojan versuchte es mit einem Lächeln. »T äusche ich mich , oder kann er mich nicht besonders leiden ?«
»Es wäre schön, wenn ihr euch irgendwann mal treffen könntet.«
»Du meinst ganz locker auf ein Bier ?«
»Wenn das für dich in Ordnung wäre. Du könntest ihm ein bisschen von dir erzählen. Ich bin mir sicher, dass das helfen würde.«
»Wie kommt es eigentlich, dass ich immerzu das Gefühl habe, wir redeten über ein kleines Kind ?«
»Das habe ich dir doch schon einmal erklärt. Du darfst bei ihm nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen wie bei einem Erwachsenen.«
»Ist er denn geistig zurückgeblieben ?«
»Nein ! Er ist nur sehr zerbrechlich. Es gibt Menschen, die sind zu sensibel für diese Welt.«
So sensibel, dass er mir eine Bierflasche über den Kopf ziehen wollte, dachte Trojan, doch hielt er es für klüger, es nicht laut auszusprechen.
Stattdessen fragte er: »Was ist mit dir, Jana ? Immerzu übernimmst du Verantwortung, privat und in deinem Beruf. Denkst du dabei auch mal an dich selbst ?«
»Ich pass schon auf mich auf«, sagte sie leise.
Er strich mit der Hand über ihre Wange.
»Nils ?«
»Ja ?«
»Da ist noch etwas.«
Er hielt inne.
»Es tut mir sehr leid, aber ich war nicht ganz aufrichtig zu dir.«
»Was ist denn los ?«
Sie schlug die Augen nieder.
»Es war Boris, mit dem ich nach Kanada gereist bin.«
»Was ?«
»Ich wollte es dir eigentlich schon vor dem Abflug sagen, aber es war alles noch so neu
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