Die Totgesagten
bei sich hatte. Die Frau erlag noch am Unfallort ihren Verletzungen, aber die Kinder blieben wie durch ein Wunder unversehrt.« Er legte eine Pause ein, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. »Das Unfallopfer hieß Sigrid Jansson.«
Die anderen hielten den Atem an. Gösta nickte ver gnügt.Er war schon lange nicht mehr so zufrieden mit sich gewesen.
Martin wollte etwas sagen, aber Patrik hielt ihn zurück. »Das ist noch nicht alles. Zuerst nahm man aus naheliegenden Gründen an, die Kinder im Auto wären von Sigrid. Doch sie hatte gar keine Kinder. Sie war eine Eigenbrötlerin, die in der Nähe von Uddevalla auf dem Land lebte. Sie hatte ihr Elternhaus auch nach dem Tod ihrer Eltern nicht verlassen. Sie arbeitete in einer feinen Boutique in der Stadt, war den Kunden gegenüber immer höflich und nett, aber ihre Kolleginnen beschrieben sie der Polizei als Einzelgängerin. Anscheinend hatte sie weder Verwandte noch Freunde. Und ganz bestimmt keine Kinder.«
»Aber wem gehörten sie dann?« Mellberg kratzte sich erstaunt an der Stirn.
»Das weiß kein Mensch. Niemand vermisste zwei Kinder in diesem Alter, niemand erhob Anspruch auf sie. Sie schienen aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. Bei der Durchsuchung von Sigrids Haus stellte die Polizei fest, dass dort tatsächlich zwei Kinder gelebt hatten. Wir haben mit einem der Polizisten gesprochen, die damals dabei waren. Ein Zimmer war voller Spielzeug und Kinderkleidung. Laut Obduktion hatte Sigrid jedoch nie ein Kind zur Welt gebracht. Außerdem ergab die Blutprobe, dass sie nicht mit den Kindern verwandt war.«
»Mit Elsa Forsell hat also alles angefangen«, sagte Martin zögerlich.
»Ja. Es sieht so aus, als hätte ihr Autounfall eine ganze Kette von Morden ausgelöst.«
»Wo sind die Kinder jetzt?« Hanna sprach aus, was alle dachten.
»Das versuchen wir gerade herauszufinden«, sagte Gösta. »Die Kollegen in Uddevalla haben das dortige Jugendamt um die entsprechenden Unterlagen gebeten. Das kann allerdings ein bisschen dauern.«
»Wir müssen also mit den Informationen arbeiten, die unszur Verfügung stehen«, schloss Patrik. »Wir gehen davon aus, dass Elsa Forsell der Schlüssel zu dem Fall ist. Konzentrieren wir uns also auf sie.«
Als die anderen die Teeküche verließen, rief Patrik Hanna noch einmal zurück. »Ja?« Ihr bleiches Gesicht bestärkte ihn in dem Entschluss, mit ihr zu reden. »Setz dich noch mal kurz hin, Hanna. Wie geht es dir eigentlich?« Er sah sie prüfend an.
»Geht so.« Sie senkte den Blick. »Ich fühle mich schon seit einigen Tagen ziemlich mies. Vielleicht kriege ich Fieber.«
»Mir ist aufgefallen, dass du nicht gut drauf bist. Du solltest nach Hause gehen und dich hinlegen. Niemand hat was davon, wenn du hier die Heldin spielst, obwohl du krank bist. Gönn dir lieber ein bisschen Ruhe und komm mit neuer Kraft zurück.«
»Aber die Ermittlungen …« Patrik stand auf. »Das ist ein Befehl. Geh nach Hause und leg dich ins Bett!«, sagte er mit gespielter Strenge.
»Ja, Chef.« Hanna lächelte und salutierte übertrieben zackig. »Aber ich muss vorher noch einige Dinge zu Ende bringen. Jeder Protest ist zwecklos.«
»Okay, wie du willst. Aber danach gehst du sofort ins Bett, Mädchen!«
Mit einem kraftlosen Lächeln verließ Hanna den Raum. Patrik blickte ihr besorgt hinterher. Sie sah wirklich nicht gut aus.
Dann drehte er sich zum Fenster um und erlaubte sich, eine Weile gar nichts zu tun. In den letzten Tagen war so viel passiert, so viele Rätsel waren gelöst worden. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass die letzte große Entscheidung unmittelbar bevorstand. Patrik spürte intuitiv, dass sie so schnell wie möglich die Kinder finden mussten. Die Kinder, von denen niemand wusste, woher sie gekommen und wohin sie verschwunden waren.
»Essitzt perfekt!« Anna strahlte, und Erica gab ihr recht. Das Kleid musste hier und da noch ein bisschen enger gemacht werden, aber dann würde es traumhaft sitzen. Einige der hartnäckigen Schwangerschaftskilos waren verschwunden, und Erica fühlte sich durch die Ernährungsumstellung insgesamt fitter.
»Du wirst wahnsinnig hübsch aussehen!«
Erica lachte. Mittlerweile schien sich Anna fast mehr auf die Hochzeit zu freuen als sie selbst. Sie warf einen Blick auf Maja, die im Kindersitz eingeschlafen war.
»Aber ich mache mir Sorgen um Patrik.« Ericas Lächeln verschwand. »Er ist kurz vorm Durchdrehen. Meinst du, er kann die Hochzeit überhaupt genießen?«
Anna sah sie
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