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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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beobachtete ihn verblüfft. Was trieb der Alte da?
    Gösta schien die Buchseiten von der Seite zu studieren. Elsas Seite war die erste, bei ihr begann das Märchen. Siegesgewiss drehte sich Gösta zu Patrik um:
    »Stell dich mal hier hin!« Gösta machte einen Schritt zur Seite. Patrik sah genauer hin. Und plötzlich sah er im reflektierenden Licht, was Gösta entdeckt hatte. *
    Sofiewar innerlich zu Eis erstarrt. Sie sah den Sarg, der in die Erde gesenkt wurde. Aber begreifen konnte sie es nicht. Dass ihre Mama in dem Sarg lag.
    Der Pfarrer sprach, zumindest bewegten sich seine Lippen, aber Sofie konnte ihn nicht verstehen, weil das Rauschen in ihren Ohren alles übertönte. Sie warf einen verstohlenen Blick auf ihren Vater. Ola sah ernst und verbissen aus. Er hielt den Kopf gesenkt und hatte den Arm um Marits Mutter gelegt. Marits Eltern waren gestern aus Norwegen gekommen. Sie sahen anders aus, als Sofie sie in Erinnerung hatte, obwohl sie erst Weihnachten zu Besuch gewesen waren. Sie waren kleiner, grauer und dünner geworden. Ihre Oma hatte Falten im Gesicht, die vor kurzem noch nicht da gewesen waren. Sofie wusste gar nicht, wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollte. Auch ihr Opa hatte sich verändert, er war viel stiller. Früher war er immer fröhlich und laut gewesen, aber diesmal war er ruhelos in der Wohnung auf und ab gewandert und hatte nur etwas gesagt, wenn man ihn ansprach.
    Im Augenwinkel sah Sofie, dass sich am anderen Ende des Friedhofs etwas bewegte. Sie drehte den Kopf und sah Kerstin am Tor stehen. Sie trug ihren roten Mantel und hielt sich krampfhaft an den Eisenstäben fest. Sofie konnte den Anblick kaum ertragen. Sie schämte sich. Weil Papa hier stand, und nicht Kerstin. Sie schämte sich, weil sie sich nicht für Kerstins Recht eingesetzt hatte, Abschied von Marit zu nehmen. Aber Papa war so aggressiv und bestimmt gewesen. Sie hatte einfach nicht die Kraft gehabt, mit ihm zu streiten. Seit er wusste, dass sie der Polizei den Artikel über Marit gegeben hatte, schimpfte er mit ihr. Er sagte, sie hätte Schande über die Familie gebracht. Über ihn. Als er dann verkündete, das Begräbnis solle im engsten Familienkreis stattfinden und »diese Person« solle es bloß nicht wagen, auf dem Friedhof aufzukreuzen, da war Sofie den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hatte geschwiegen. Sie wusste, dass es nicht richtig war, aberPapa war so böse und hasserfüllt gewesen. Ihre Kraft hätte nicht ausgereicht, um ihm zu widersprechen.
    Doch als Sofie nun in der Ferne Kerstins Gesicht sah, bereute sie es zutiefst. Dort stand die Lebensgefährtin ihrer Mutter ganz allein und durfte sich nicht von ihrer Geliebten verabschieden. Sie hätte mehr Mut aufbringen müssen. Ola hatte eine Todesanzeige in die Zeitung gesetzt, in der er selbst, Sofie und Marits Eltern als die engsten Angehörigen bezeichnet wurden. Aber Kerstin hatte einen Tag vorher eine eigene Anzeige geschaltet. Ola schäumte vor Wut, als er sie in der Zeitung sah, doch er konnte natürlich nichts dagegen unternehmen.
    Plötzlich hatte Sofie das alles so satt. Die Lügen, die Scheinheiligkeit, die ganze Ungerechtigkeit. Nach kurzem Zögern ging sie mit schnellen Schritten auf Kerstin zu. Einen Moment lang hatte sie wieder das Gefühl, die Hand ihrer Mutter läge auf ihrer Schulter. Lächelnd warf sie sich in Kerstins Arme.
    »Sigrid Jansson.« Patrik kniff die Augen zusammen. »Sieh mal, da steht doch Sigrid Jansson, oder?«
    Er machte Gösta Platz, der noch einmal die Buchseite betrachtete, auf der sich im Schein der Frühlingssonne der Name abzeichnete.
    »Sieht ganz so aus«, sagte Gösta zufrieden.
    »Seltsam, dass das dem SKL nicht aufgefallen ist«, sagte Patrik. Doch der Auftrag hatte gelautet, nach Fingerabdrücken zu suchen. Offenbar hatte die Besitzerin des Buches ihren Namen auf das Vorsatzblatt geschrieben, und der Stift hatte auf der nächsten Seite einen Abdruck hinterlassen.
    »Wie machen wir jetzt weiter?« Gösta sah immer noch sehr zufrieden aus.
    »Der Name ist nicht besonders selten. Wir werden wohl sämtliche Sigrid Janssons in Schweden überprüfen müssen.«
    »DasBuch ist aber ziemlich alt. Die Besitzerin könnte schon tot sein.«
    »Stimmt.« Patrik dachte nach. »Das heißt, wir müssen auch die verstorbenen Sigrid Janssons überprüfen. Sagen wir, alle Sigrid Janssons, die im zwanzigsten Jahrhundert geboren sind.«
    »Klingt vernünftig. Meinst du, es hat etwas zu bedeuten, dass Elsa Forsell die erste

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