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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und mit Zahlen jonglieren müsste, hätte er nicht ertragen. Die Arbeit bei der Polizei gab ihm das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, gebraucht zu werden. Das Problem war nur, dass er zu Hause auch gebraucht wurde.
    Warum ist es so verdammt schwer, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?, dachte Patrik, als er ein Stück von dem grünen Müllwagen entfernt sein Auto abstellte. Die Techniker hatten das Gebiet rings um das Fahrzeug großflächig abgesperrt, damit die Schaulustigen nicht wichtige Spuren zertrampelten. Der Chef der Spurensicherung, Torbjörn Ruud, kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
    »Hallo, Hedström. Die Sache sieht nicht lustig aus.«
    »Ich habe schon gehört, dass Leif eine böse Überraschung erlebt hat.« Patrik deutete mit dem Kinn auf den Müllmann, der beklommen am Straßenrand stand.
    »Ja, er hat einen tüchtigen Schock gekriegt. Kein schö nerAnblick. Sie liegt immer noch da, wir wollten sie nicht bewegen. Komm mit und sieh sie dir an, aber pass auf, wo du hintrittst.« Torbjörn reichte Patrik zwei Gummibänder, die er sich über die Schuhe streifte. Auf diese Weise ließen sich seine Fußabdrücke von denen des oder der Täter unterscheiden. Vorsichtig stiegen sie über die blau-weiße Absperrung. Patrik spürte eine leichte Unruhe im Magen und hätte am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht. Diesen Teil seiner Arbeit hasste er wirklich. Wie immer machte er sich auf das Schlimmste gefasst, bevor er sich auf Zehenspitzen stellte und in den Behälter des Müllfahrzeugs blickte. Dort lag in einer ekligen, stinkenden Pampe aus Essensresten, Konservendosen, Bananenschalen und anderen unappetitlichen Abfällen eine nackte junge Frau. Ihre Beine waren hochgezogen, die Füße rechts und links vom Kopf, als absolviere sie eine schwierige akrobatische Übung. Patrik sah Torbjörn Ruud fragend an.
    »Rigor mortis«, erklärte Torbjörn trocken. »Ihre Gliedmaßen haben sich in dieser Haltung versteift, weil sie so in der Mülltonne steckte.«
    Patrik verzog das Gesicht. Es zeugte von einer ungeheuren Kaltblütigkeit und einem enormen Menschenhass, das Mädchen nicht nur umzubringen, sondern ihre Leiche auch noch wie Abfall zu entsorgen. Sie in eine Mülltonne zu stopfen. Es war abscheulich. Er wendete sich ab.
    »Wie lange wird die Untersuchung des Tatorts dauern?«
    »Ein paar Stunden«, meinte Torbjörn. »Ich nehme an, ihr werdet euch in der Zwischenzeit nach Zeugen umsehen. Leider gibt es hier draußen nicht viele von der Sorte.« Er warf einen Blick auf die verlassenen Häuser, die auf Sommergäste warteten. Einige jedoch waren das ganze Jahr über bewohnt. Vielleicht hatten sie Glück, sie mussten es wenigstens versuchen.
    »Was ist hier passiert?« Mellbergs Stimme klang so mürrisch wie immer. Patrik und Torbjörn drehten sich um.
    »Indieser Mülltonne lag eine Frau.« Patrik zeigte auf die Tonne am Straßenrand. Zwei Männer von der Spurensicherung streiften sich Handschuhe über, um sie zu untersuchen. »Sie wurde entdeckt, als Leif …« Er deutete auf den Müllmann. »… die Tonne leerte. Deswegen liegt die Leiche im Müllwagen.«
    Mellberg stieg wortlos über die Absperrung und warf einen Blick in das Müllfahrzeug. Torbjörn versuchte gar nicht erst, ihm Gummibänder für seine Schuhe zu geben. Spielte auch keine Rolle. Sie mussten Mellbergs Fußabdrücke nicht zum ersten Mal ausschließen, das Profil seiner Sohlen hatten sie schon in der Kartei.
    »Pfui Teufel.« Mellberg hielt sich die Nase zu. »Hier riecht’s ja widerlich.« Er entfernte sich wieder. Offenbar machte ihm der Gestank des Abfalls mehr zu schaffen als der Anblick der Leiche. Patrik seufzte. Auf Mellbergs unpassendes und unsensibles Benehmen war doch immer wieder Verlass.
    »Wisst ihr, wer das ist?« Mellberg sah sie erwartungsvoll an. Patrik schüttelte den Kopf. »Nein, wir wissen noch gar nichts. Ich werde gleich mal Hanna anrufen und sie fragen, ob gestern irgendeine junge Frau vermisst gemeldet wurde. Martin ist unterwegs. Wenn er da ist, würde ich gern mit ihm bei den wenigen bewohnten Häusern hier anklopfen.«
    Mellberg nickte griesgrämig. »Hört sich gut an. Genau das wollte ich auch gerade vorschlagen.«
    Patrik und Torbjörn tauschten Blicke. Wie immer tat Mellberg, als wäre die Idee auf seinem Mist gewachsen. Er selbst machte nur selten Vorschläge.
    »Wo bleibt denn der gute Molin?« Missmutig sah Mellberg sich um.
    »Er muss jeden Augenblick hier sein.«
    Prompt tauchte Martins Auto auf.

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