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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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deiner Verwandlung erfahren hat? Daraufhin erzählte er mir die Geschichte von dem Mörder im Kerker seines Vaters, von dessen Blut du... Du weißt schon...“ Maél nickte ernst und bettete Elea behutsam auf ihr Schlaflager. Er merkte bereits, wie ihr Körper in seinen Armen immer schlaffer und ihre Stimme immer dünner wurde. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde sie wieder in einen tiefen Erholungsschlaf sinken. „Ja und weiter?“, sagte er und deckte sie mit dem Fell zu. Er blieb auf den Ellbogen gestützt neben ihr liegen und streichelte ihr Gesicht. „Er sagte, dass sich dieses grauenvolle Ereignis vor etwa elf Jahren zugetragen habe. Auf dem Schloss erzählte er mir bereits, dass seine Mutter vor zehn Jahren ermordet worden sei. Und du hast mir erzählt, dass Darrach dir zu deinem sechzehnten Geburtstag den Schlangenring umgelegt habe. Dann habe ich einfach eins und eins zusammengezählt. Außerdem hatte ich auf einmal deine ständigen Worte im Ohr, dass du eine Gefahr für mich darstellen würdest. So kam ich zu dem Schluss, dass Darrach dich gezwungen hatte, Finlays Mutter... Es tut mir so leid, Maél.“
    „ Und Finlay ahnt noch nichts“, sagte Maél wie zu sich selbst. „Es kommt ihm wahrscheinlich so abwegig vor, dass du...“ Elea hatte den Satz nicht einmal zu Ende sprechen können. In dem Moment, wo ihre Augen zufielen, versagte auch ihre Stimme. Maél betrachtete sie noch eine kleine Weile, um einmal mehr zu dem Schluss zu kommen, dass sie nicht nur das schönste, sondern auch das wundervollste Wesen war, dem er jemals begegnet war. Sie hatte es tatsächlich mit ihrer so außergewöhnlichen Magie geschafft, ihn daran zu hindern, einfach davon zu rennen. Eigentlich hätte in ihm nach ihrer Enthüllung seines schrecklichsten Geheimnisses ein Gefühlssturm toben müssen. Aber dem war nicht so. Er war von einem inneren Frieden erfüllt, wie er ihn schon lange nicht mehr empfunden hatte. Dass sie nun davon wusste, machte ihm seltsamerweise überhaupt nichts aus. Im Gegenteil, er fühlte sich von einer Last befreit, die er schon ein Jahrzehnt mit sich herumtrug und die er nur dadurch zu ertragen gelernt hatte, dass er alle schönen Empfindungen in sich ersterben ließ und schließlich nur noch Hass gegenüber alles und jedem, vor allem aber gegenüber sich selbst empfand. Wenn Finlay es erfahren sollte, aus eigener Kraft oder von jemand anderem, hätte dies fatale Folgen. Diese würde er sich möglicherweise auch zunutze machen – für seinen Plan. Jetzt war allerdings noch nicht der geeignete Zeitpunkt dafür.
     

    ***
    Darrach schritt eilig durch die Gänge, die ihn zu Roghans Turm führten. Die Sonne war gerade aufgegangen. In der Nacht hatte er endlich das Rätsel um Eleas Herkunft gelöst. Seine Entdeckung war mehr als besorgniserregend. Er hatte bereits alles in die Wege geleitet, um gleich, nachdem er Roghan von seinen neusten Erkenntnissen erzählt haben würde, die Verfolgung von Maéls Gruppe aufzunehmen. Er war außer sich. Die ganze Zeit fragte er sich, ob Maél ihn hintergangen hatte, ob diese Hexe es tatsächlich geschafft hatte, ihn mit ihrer Magie, die sie aus Gefühlen schöpfen konnte, so zu manipulieren, dass er nicht mehr in seinem Sinne handelte, sondern sich auf ihre Seite gestellt hatte. Er war sich sicher, dass sie seinen Zauberbann nicht so einfach aufheben konnte. Aber vielleicht konnte sie seine Wirkung schwächen. Darrach erreichte die Tür, die in den Turm führte. Er war bereits außer Atem und sein Herz hämmerte wie wild gegen seinen Brustkorb. Er blieb kurz stehen, um zu verschnaufen, bevor er die Wendeltreppe emporstieg. Wieder hatte er die letzte Unterhaltung mit Maél vor Augen, bevor er zum Akrachón aufbrach. Hatte er sich also doch nicht getäuscht? War es Elea gelungen, in ihm andere Gefühle als Hass und Verachtung hervorzurufen? Empfand er womöglich Liebe für sie? Darrach war sich darüber im Klaren, dass Maél ihn hasste für das, was er ihm in der Vergangenheit angetan hatte und immer noch antat. Dies war bisher jedoch nie ein Problem, da er jeden hasste, sich eingeschlossen - außer vielleicht sein Pferd. Aber wenn er für dieses Mädchen Gefühle entwickelt hätte, dann wäre es durchaus möglich, dass er in seiner Abwesenheit außer Kontrolle geraten könnte.
    Nach einer Weile kam er endlich erneut laut nach Luft japsend vor Roghans Tür an. Warum muss er auch ausgerechnet in diesem verfluchten Turm sein Arbeitszimmer haben?! Er wartete ein

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