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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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ihrer Rechten nebenher schritt. Elea wartete nicht lange damit, den Königssohn auszufragen. Obwohl sie das Schlusslicht der Gruppe bildeten, während Maél wie immer an der Spitze ritt, senkte Elea dennoch ihre Stimme. „Finlay, dass Maél empfindlich auf Eisen reagiert und sich in ein blutrünstiges Wesen verwandelt, wenn er Blut getrunken hat, hast du das von Jadora erfahren oder wusstest du es schon?“
    „ Ich weiß es schon lange. Schon seit vielleicht elf Jahren“, antwortete Finlay im Flüsterton. „Hat Maél dir selbst davon erzählt?“, hakte sie nach. Finlay räusperte sich, bevor er mit deutlichem Widerwillen zu sprechen begann. „Ich habe es... mit eigenen Augen gesehen.“ Er schwieg, so dass Elea ermutigend ihren Griff um seine Taille verstärkte. „Darrach erzählte irgendwann einmal meinem Vater von Maéls verborgenen Eigenarten. Mein Vater fühlte sich nie wohl in Maéls Anwesenheit, schon allein aufgrund seiner sichtbaren Andersartigkeit. Ganz im Gegensatz zu meiner Mutter: Sie hatte ihn schon als Jungen in ihr Herz geschlossen. Na ja. Jedenfalls wollte mein Vater mit eigenen Augen sehen, was Darrach ihm schilderte. Erst gab er Maél Blut von einem Mörder zu trinken, der im Kerker meines Vaters saß. Maél schloss er zuvor ebenfalls in einer Zelle ein. Wir konnten also zusehen, wie er sich verwandelte und wie er als wild gewordene Bestie in seiner Zelle herumtobte und immerzu nach Blut schrie.“ Elea unterbrach Finlay fassungslos: „Du warst auch dabei? Er war... dein bester Freund und... du hast dabei zugesehen, wie sie ihn gedemütigt und gequält haben?!“
    „ Elea, es war nicht so, wie du denkst! Ich wollte es nicht. Aber mein Vater zwang mich, dabei zuzusehen. Er war nie damit einverstanden, dass ich so viel Zeit mit Maél verbrachte. Er hat es mir gegenüber zwar nie direkt geäußert, aber ich wusste es. Schon allein deshalb, weil Maél ein ständiges Streitthema zwischen meinen Eltern war. - Während Darrach und mein Vater Maél nach seiner Verwandlung einfach in seiner Kerkerzelle allein zurückließen, blieb ich die ganze Zeit bei ihm vor seiner Zelle sitzen und wartete, bis er sich wieder zurückverwandelt hatte. Aber das Schlimmste kam erst noch. Mein Vater ließ eine Arena bauen, deren Wand aus mindestens zwölf Fuß hohen Pfosten bestand.“
    In Eleas Kehle wuchs allmählich ein Kloß heran, der sich nicht hinunterschlucken ließ, sodass sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie ahnte bereits das Ende, auf das Finlays Erzählung zusteuerte.
    „ Zuvor ließ man jenen Mörder, von dessen Blut Maél getrunken hatte, frei und gab ihm ein Pferd. Er hatte einen Vorsprung von einem Tag und einer Nacht. Dann wurde Maél losgeschickt, um ihn zurückzubringen. So sollte meinem Vater sein außergewöhnlicher Spürsinn demonstriert werden. Nach nicht einmal drei Tagen kehrte er bereits wieder zurück – mit dem Mörder. Maél war damals etwa sechzehn Jahre alt. Er war also noch kein erwachsener Mann. Er war jedoch den meisten Männern bereits körperlich überlegen.“
    Finlay schwieg einen Moment, um sich auf das vorzubereiten, was er Elea gleich erzählen würde. Diese war unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, in Maéls Körper geschlüpft zu sein, da sie in sich Empfindungen verspürte, die sie zu übermannen schienen. Nein! Das darf nicht sein! Das darf nicht wahr sein! Wie konnten sie ihm das nur antun? Finlay fuhr mit heiserer Stimme fort. „Meine Mutter stellte meinen Vater natürlich zur Rede, was er denn vorhabe. Er gab vor, an dem Mörder ein Exempel statuieren zu wollen. In Wirklichkeit jedoch wollte er Maél nur quälen, weil er ihn – warum auch immer – hasste. Und er wollte, dass das Volk ihn auch zu hassen begann, indem es ihn fürchtete. Also wurde ein riesiges Spektakel veranstaltet, das angeblich der Abschreckung dienen sollte. Meine Mutter war außer sich. Sie versuchte alles, um ihn davon abzubringen, ohne Erfolg. Sie machte Darrach dafür verantwortlich. Sie verdächtigte ihn ohnehin schon die ganzen Jahre, dass er Maél misshandelte, auch wenn Maél es immer beharrlich abstritt. Meine Mutter und ich ritten an jenem schrecklichen Tag tief in den Wald hinein und kamen erst wieder zurück, als alles vorbei war. Wir mussten jedoch mitanhören, wie die Dienerschaft über das, was in der Arena zwischen Maél und dem Mörder passiert war, redete. Es war schrecklich, Elea. Ich will dir gar nicht schildern, was alles im

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