Die Traene des Drachen
Maéls Kuss zu erwidern. Ihr Körper spannte sich an und ein Strom von schönen Bildern rauschte vor ihrem inneren Auge vorüber: alle glücklichen und ergreifenden Momente, die ihre Liebe langsam erblühen und nach und nach erstarken ließ, bis sie bedingungslos und unsterblich wurde.
Maél fühlte sofort die Veränderung, die in Elea vorging. Vorsichtig löste er seinen Mund von ihrem, hielt sie aber immer noch mit beiden Armen fest umschlungen, um ihren Körper bei der geistigen Anstrengung zu stützen. Er konnte fühlen, dass sie diesmal eine magische Energie in sich bündelte, die von gigantischem Ausmaße war. Der Schweiß lief ihr bereits die Stirn hinunter. Finlay, der wie gebannt die ganze Zeit über nicht die Augen von dem sich küssenden Paar hatte wenden können, suchte erwartungsvoll und ungeduldig Maéls Blick, der sich nach einer halben Ewigkeit scheinbar wieder an seine Anwesenheit erinnerte und ihm endlich zuversichtlich zunickte.
Elea hielt immer noch die Augen geschlossen. Sie musste den Energiestrom solange in sich anwachsen lassen, bis die Hitze und die Kraft, die von ihm ausging, nicht mehr auszuhalten war. Der Stein hatte inzwischen zu pulsieren begonnen und blinkte nun wie wild in einer ungeheuren Leuchtkraft. Mit einem Mal schlug sie die Augen auf. Das war für Maél das Zeichen, dass sie bereit war. Er löste seine Umarmung und nahm ihre Hand in seine, während sich Elea zu Finlay umdrehte und ihm ihre Hand entgegen streckte. Daraufhin rannten die Drei los, direkt auf den Schneeberg zu. Ein paar Schritte bevor sie ihn berührten, ließ Elea den kaum noch zu kontrollierenden magischen Strom über ihre Hände auf Maél und Finlay übergehen. Deren Körper wurden sofort von einer Hitze erfasst. Gleichzeitig fühlten sich beide auf einmal so leicht, als schwebten sie über dem Boden dahin. In dem Moment, als die Drei die Schneewand durchbrachen, waren sie von einer Glocke voller magischer Energie umgeben. Finlay hatte kurz zuvor noch die Augen geschlossen, da er immer noch nicht so recht daran glaubte, dass es ihnen gelingen würde die Schneemassen zu durchdringen. Maél und Elea hingegen hielten ihre Augen neugierig geöffnet, in Erwartung dessen, was passieren würde. Und es geschah genau das, was Elea in ihrem Traum erlebte: Sie spürten keinen Widerstand, sondern durchdrangen den Schnee, als würden sie einen Raum durch eine Tür betreten. Um sie herum glitzerten in einem warmen, gelblichen Licht Millionen von Eiskristallen. Eleas heiße Magie trieb nun auch Maél und Finlay den Schweiß aus allen Poren. Sie rannten immer weiter, bis Elea plötzlich langsamer wurde. Maél sah ihr an, dass sie so gut wie am Ende ihrer Kräfte war. Vor ihnen war schon das rot glühende Licht wie in Eleas Traum zu erkennen. Er blieb kurzerhand stehen und warf Finlay seine Satteltasche zu, die dieser unbeholfen mit seinen verbundenen Händen auffing und sich über seine andere Schulter legte. Maél nahm Elea kurzerhand auf seine Arme. Dann rannten sie einfach weiter - nach wie vor in dieser magischen Glocke eingehüllt. Endlich erreichten sie das rote Licht. Und wie in Eleas Traum schlug ihnen auch angenehm kühle Luft entgegen, als sie darin eintauchten. Maél hielt sofort an und fiel mit Elea vor Erschöpfung auf die Knie. Finlay warf die Satteltaschen von sich und ließ sich auf den Boden fallen. Die Steinwände hallten das laute Keuchen der beiden Männer wider. Eleas Atemzüge waren jedoch kaum zu hören. Sie kamen gewohnt ruhig und leise, wie immer, wenn sie in ihren tiefen Schlaf gefallen war. Sie war schweißgebadet. Ein paar nasse Haarstähnen schauten unter ihrem Kopftuch hervor. Maél legte sie behutsam auf dem Boden ab und begann, ihre die Felltunika und die Fellhose auszuziehen. „Wie geht’s jetzt weiter?“ Maél antwortete nicht sofort. Er löste noch das Kopftuch von Eleas Kopf und öffnete die Riemen ihrer Lederjacke. Ihr Hemd darunter war völlig durchnässt. Zärtlich streichelte er ihr Gesicht. „Sie hat mir gestern genau den Weg zu dem Drachen beschrieben. Er dürfte nicht zu verfehlen sein. Wir müssen einfach solange geradeaus weiter gehen, bis wir auf einen kleinen Eingang stoßen. Dahinter befindet sich eine riesige Höhle, in der er sich aufhält.“
„ Ich hätte es niemals für möglich gehalten, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen und in mir gespürt hätte, Maél. Wer oder was ist sie nur?“ Finlay sah voller Bewunderung und Faszination auf die schlafendene
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