Die Traene des Drachen
Gesichtsausdruck. Er war groß, aber nicht von der monströsen Größe, wie man sich Drachen vorstellte. Langsam ging er auf das Tier zu. Drei Schritte vor seinem Kopf blieb er stehen und schaute sich die nähere Umgebung um ihn herum an. Unschlüssig überlegte er, wohin er Elea betten könnte. Er beschloss, sich von seinem Instinkt und nicht von seiner Vernunft leiten zu lassen. Er legte sie direkt neben das linke Vorderbein, auf dessen anderer Seite der große Kopf des schlafenden Tieres ruhte. Finlay sah ihn bestürzt an. Bevor er etwas einwenden konnte, lieferte Maél ihm die Erklärung für seine Entscheidung. „Ich denke, dass es wichtig ist, dass sie nahe beisammen liegen, wenn das Band zwischen ihnen geknüpft wird. Ich weiß, es entbehrt jeglicher Vernunft. Drachen sind höchstwahrscheinlich die gefährlichsten und unberechenbarsten Kreaturen, die dem Menschen bekannt sind. Aber mein Instinkt sagt mir, dass sie bei ihm am sichersten ist, Finlay.“
„ Ich baue auf deine Instinkte. Die haben uns bisher noch nie enttäuscht. Ich sehe mich mal in dieser gewaltigen Höhle um.“ Er legte das gesamte Gepäck neben Maél ab. „Ja! Tu das! Ich höre Wasserplätschern. Irgendwo muss eine Quelle sein. Dann hätte Elea auf jeden Fall Wasser.“
„ Gehst du etwa davon aus, dass sie sich länger in der Höhle aufhalten wird?“, fragte Finlay erstaunt. „Nein! Das gehe ich nicht. Und ich hoffe, dass es auch nicht dazu kommen wird. Aber man weiß nie. Es beruhigt mich jedenfalls zu wissen, dass sie nicht verdursten muss. Verstehst du, was ich meine?“, sagte er etwas gereizt. „Ja, ja, ja! Ist ja schon gut!“, sagte Finlay beschwichtigend. Er hatte bereits angefangen, sich umständlich mit seinen verbundenen Händen aus seiner Fellkleidung zu schälen. Maél stand ebenfalls auf und erlöste sich ebenfalls von seinen nass geschwitzten Kleidern. In der Höhle war es so warm, dass man sich ohne weiteres auch nackt darin aufhalten konnte.
Während Finlay sich aufmachte, um die Höhle zu inspizieren, richtete Maél aus Eleas Fellumhang und ihrer Fellkleidung eine weiche Unterlage. Dabei sah er immer wieder auf das Gesicht des Drachen, weil er jeden Moment damit rechnete, dass er die Augen aufschlug. Aber nichts dergleichen geschah. Er legte Elea schließlich so neben den Drachen, dass sie sein riesiges Bein mit ihrem Körper berührte. Der Drache regte sich immer noch nicht. Er zog ihr noch das nasse Hemd aus. Dann fiel sein Blick auf den Stein, der aufgehört hatte zu leuchten. Ihn überkam mit einem Mal das unerklärliche Gefühl, dass sie ihn jetzt, wo sie bei ihrem Drachen war, nicht mehr bräuchte, aber dass er vielleicht Finlay von Nutzen sein könnte. Also zog er ihn über ihren Kopf und steckte ihn sich vorne in die Hose. Ihm war immer noch viel zu warm. Deshalb befreite er sich von sämtlichen Kleidungsstücken oberhalb der Taille. Mit nacktem Oberkörper setzte er sich im Schneidersitz neben Elea und streichelte ihr Gesicht und die nackte Haut ihrer Arme. Diese Berührungen erfüllten sein Inneres wieder mit dieser wohligen Wärme. Von dieser wunderschönen Empfindung, sowie von der Quelle selbst, der Frau, die auch alle anderen schönen, lange Zeit in Vergessenheit geratenen Empfindungen wieder in ihm wachgerufen hatte, würde er in naher Zukunft für immer Abschied nehmen müssen. Maél spürte jetzt schon, dass es ihm schwerer fallen würde, als alles andere, was er bisher in seinem Leben gegen seinen Willen hatte tun müssen. Er hörte bereits die innere Stimme, die ihm immer wieder sagte, dass es der einzige Weg war, um sie vor allem Bösen zu schützen. Aber da war noch etwas anderes in ihm, etwas Bedrohliches, das langsam, aber stetig an Kraft zunahm. Es fühlte sich genauso an, wie die dunkle Kraft in seinem Traum, die ihn - als kleinen Jungen - zu dem See voller Blut hinzog. Diese dunkle Kraft wollte ihn nicht von Elea wegtreiben, sondern ihn an sie binden, dass er sie niemals verlassen könnte. Verdammt! Es funktioniert doch nicht. Unsere Liebe kann seinen Bann doch nicht durchbrechen. Maél begann bei dieser Erkenntnis noch mehr zu schwitzen, weil er gegen diese dunkle Kraft ankämpfte. Wo bleibt Finlay nur? Ihm wurde klar, dass er Elea schneller verlassen musste, als er ursprünglich vorhatte. Denn diese dunkle Kraft würde unaufhaltsam weiterwachsen, sodass er Finlay womöglich zu großen Widerstand leisten oder ihn sogar töten würde. Endlich hörte er von weitem Schritte.
Als Finlay bei
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