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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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gereizt, da Finlay immer noch nachdenklich den Stein betrachtete. Endlich sah er auf, direkt in Maéls Augen, die immer wieder nervös zum anderen Ende des Ganges schweiften. Finlay begriff sofort: „Ohne die Fesseln hätte ich jetzt ein Problem, stimmt’s?“, sagte er völlig unbeeindruckt. Maél stieß wütend die Luft aus seinem Mund aus. „Ja! Und zwar ein gewaltiges. Und wenn wir jetzt nicht bald aus dieser verfluchten Höhle herauskommen, dann stehen wir noch vor einem viel größeren Problem. Ich kann Darrach spüren. Er muss ganz in der Nähe sein. Mein Ring lastet tonnenschwer um meinem Hals. Ich hoffe, du hast eine brauchbare Idee, sonst...“ Finlay ignorierte Maéls Gereiztheit. „Ich glaube, ich habe in der Tat einen Weg gefunden, wie wir durch den Schnee gelangen. Wunderst du dich denn gar nicht, dass der Stein reagiert, obwohl er nicht um Eleas Hals hängt? Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich glaube, der Stein wird unsere Rettung sein.“ Maél sah Finlay skeptisch an. Dann rutschte er unbeholfen auf dem Rücken liegend zu der Wand aus Schnee, um ihre Beschaffenheit zu überprüfen. „Schnee! Der Schneeberg ist ziemlich real. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Wer weiß, was Darrach sich draußen für einen Zauber einfallen lässt, um ihn zu überwinden. Ich hoffe, dass Jadora es geschickt anstellt, um uns Zeit zu verschaffen.“ Finlay ließ sich nicht von Maéls nervöser Umtriebigkeit aus der Ruhe bringen. Er beschäftigte sich weiterhin mit dem Stein: Er legte ihn sich um den Hals, schloss die Augen und schien, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. „Was machst du eigentlich? Denkst du etwa, du kannst mit seiner Hilfe dieselbe Magie erzeugen wie Elea?!“, fragte er spöttisch. Finlay antwortete nicht sofort, da er sich tatsächlich Erinnerungen an schöne Momente mit Elea ins Gedächtnis rief, von denen es aber nicht viele gab. Vor allem waren sie nicht von so tiefer, leidenschaftlicher Liebe bestimmt, wie Maél und Elea sie sich entgegenbrachten. Außerdem fehlte zu seiner Liebe Eleas Pendant. Er schüttelte den Kopf. „Versuch du es! Der Stein sieht in dir nichts Böses. Aber möglicherweise erkennt er dich als Eleas Gegenstück. Er hat sie immer vor Gefahren gewarnt, in denen dunkle Magie im Spiel war. Also will er sie beschützen. Und wir wollen sie vor Darrach beschützen. Vielleicht hilft er uns“, sprach Finlay eindringlich auf Maél ein, der ihn zunächst zweifelnd anblickte. Je länger er jedoch darüber nachdachte, desto plausibler erschien ihm Finlays Gedankengang. Eine andere Möglichkeit, aus dem Berg zu gelangen, blieb ihnen ohnehin nicht. Er nickte Finlay zu und forderte ihn auf, ihm den Stein umzulegen. „Es wird nicht einfach werden, Finlay. Ich muss gegen Darrachs Bann ankämpfen, der mich fest im Griff hat, und mir gleichzeitig die schönsten Augenblicke mit Elea in Erinnerung rufen.“
    „ Sag dir einfach, dass es die einzige Möglichkeit ist, sie vor Darrach und dir zu retten. Das ist es doch, was du willst. Oder nicht? Also fang an!“
    „ Finlay, falls ich es tatsächlich schaffen sollte, dann musst du, sobald wir auf der anderen Seite sind, den Stein an dich nehmen. Darrach darf ihn nicht in die Hände kriegen. Verstanden? Er ist ein Teil von Elea geworden. Wenn er ihn hat, kann er durch ihn womöglich Macht über sie ausüben.“ Finlay nickte stumm. Daraufhin schloss Maél die Augen. Er ließ zunächst vor seinem inneren Auge ein Bild von Elea entstehen. Daran klammerte er sich, um alles andere um ihn herum zu vergessen, vor allem der von Darrach auferlegte innere Drang, seinen Befehl auszuführen. Als ihm dies – nach Finlays Empfinden – nach endlos langer Zeit gelungen war, sprudelten mit einem Mal gemeinsame Momente von irgendwoher in seinen Kopf hinein, die in ihm die Empfindungen von Glück und Zufriedenheit ausgelöst hatten. Darunter waren jedoch auch Erinnerungen an Situationen, die ihn einerseits über alle Maßen ergriffen und zu überwältigen gedroht hatten, aber andererseits ihm auch Elea viel näher gebracht hatten: die Nacht, als er sich um sie sorgte, weil sie durch seine Gewalttätigkeit beinahe gestorben wäre; der Moment, als er erfuhr, dass sie in jahrelanger Unwissenheit um ihre außergewöhnlichen Schönheit gelebt hatte; sein Handkuss und sein Blick bis auf den Grund ihrer Seele unmittelbar vor der Durchquerung des Sumpfes; ihre bewundernswerte Leistung bei der Geburt der kleinen Elea oder als er ihr zur Täuschung aller auf

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