Die Tränen der Justitia (German Edition)
Wochenende hoffentlich bessern. Die Thuner sind Abstiegskandidat Nummer eins. Gegen die kann der BHC gar nicht verlieren.»
«Oh! Wechselst du etwa vom Fussball zum Handball?»
«Mitnichten. Aber jetzt, wo wir einige vom Club kennen, interessiert es mich schon.»
«Dann können wir doch morgen an den Match gehen.»
«Das ist nicht dein Ernst?!»
«Wieso nicht? Wir haben vier Tickets, Yvo und Nadine, Monika und Francesco. Ich rufe Monika gleich an.»
«Sie interessiert sich nicht für Handball.»
«Soso. Das klären wir sofort. Ich habe eher den Eindruck, der Herr Kommissär will sich am Sonntagnachmittag nicht von der Glotze wegbewegen.»
«Stimmt gar nicht.»
«Gut, dann wäre das geklärt. Was steht denn sonst noch in der Zeitung?»
«Der BHC ist unter Zugzwang.»
«Das heisst im Klartext, der Trainerstuhl wackelt.»
«Scheint so, wenn man dem Zeitungskommentar glauben kann. Der Trainer ist eben immer schuld.»
«Man kann ja schlecht die halbe Mannschaft entlassen. Mit dem Rauswurf des Trainers setzt der Präsident ein Zeichen und hofft, dass die Spieler den Wink verstehen und ein Ruck durch die Mannschaft geht.»
«Der Präsident scheint auch genug zu haben, er will Ende Saison aufhören.»
«Das könnte die Chance für Josef Doppler sein.»
«Doppler ist gut beraten, wenn er die Finger vom diesem Amt lässt. Anscheinend deckt der jetzige Präsident jeweils Ende Saison das Defizit. In diesem Jahr soll der Spielbetrieb ein Minus von knapp einer halben Million aufweisen. Ohne die Finanzspritze vom Präsidenten kannst du das vergessen.»
«Eine halbe Kiste ist doch nicht viel. Das kostet bei deinen Jungs der Reservespieler vom Reservespieler.»
«Fussballer bewegen sich in anderen Dimensionen.»
«Irgendwie erschreckend. Da wird alles mit Geld zugepflastert und die anderen Sportarten fristen ein kümmerliches Dasein.»
«Fussball ist halt Fussball!»
«Ein wirklich gutes Argument, dem man sich einmal mehr nicht verschliessen kann. Wie siehts übrigens mit deinem Training aus?»
«Morgen beginne ich damit. Ich gehe auf die Finnenbahn und steigere das Training kontinuierlich bis zum Sponsorenlauf. Du wirst schon sehen.»
«Glaub ja nicht, dass du ungeschoren davonkommst.»
«He, he! Ich bin bereit.»
«Jetzt klopfst du grosse Sprüche. Und wenns soweit ist, gerätst du in Panik.»
«Blödsinn! Ich bin auf den Punkt genau fit, total fit.»
«Beim anschliessenden Bankett sicher.»
Staatsanwalt Fabian Kern räusperte sich.
«Entschuldigen Sie die Störung. Ich dachte mir, dass Sie beide am Wochenende auch im Büro anzutreffen sind. Nadine, hast du einen Augenblick Zeit?»
«Für dich immer, Fabian!»
Für dich immer, Fabian! Aber ja doch, Schatzilein. Sehr gern, mein Zuckerbärchen. Wenn ich das Gesäusel schon höre, geht mir der Hut hoch.
«Ich wäre froh, wenn wir unser Gespräch in meinem Büro führen könnten.»
Was tust du so geheimnisvoll, du Volltrottel?!
«Ich möchte nicht, dass Kollege Borer etwas von unserem Gespräch mitbekommt.»
«Auf, auf, Francesco! Fabian will uns in seinem Büro sprechen. Hast du Tomaten auf deinen Ohren?»
Der Anfang des Gesprächs bereitete Kern sichtlich Mühe. Er räusperte sich mehrmals, bevor er zum Punkt kam.
«Es ist … eine heikle Situation. Wahrscheinlich bilde ich es mir nur ein. Ich weiss gar nicht, ob ich es euch erzählen soll.»
«Es bleibt unter uns, Fabian. Nur einfach frisch von der Leber weg.»
«Immerhin ist Jakob ein geschätzter Kollege. Ich komme mir wie ein Nestbeschmutzer vor.»
«Von uns erfährt er kein Wort.»
«Gut!» Kern legte eine Akte auf den Tisch. «Nach unserem Gespräch habe ich mir nochmals sehr intensiv Gedanken gemacht … Es … mir ist etwas eingefallen. Normalerweise kümmert sich jeder um seine Fälle, doch wir beraten uns oft gegenseitig. Seit zwei Wochen liegt bei mir der Fall von diesem Messerstecher auf dem Tisch.»
«Der Schlitzer vom Münster.»
«Genau. Zuerst war alles klar. Trachtner hatte den Mord zugegeben, doch dann widerrief er sein Geständnis. Jetzt ist es eine Hängepartie, zumal eure Kollegen die Ermittlungen nach dem Geständnis eingestellt haben. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Der Fall war wirklich eindeutig. Nun gibt es natürlich einige Details, denen man hätte nachgehen sollen. Zum Beispiel das Messer: Trachtner gab zu Protokoll, er habe das Messer von zu Hause mitgenommen, wo er allein wohnt. Doch das stimmt nicht. Es stammt eindeutig von seinem Arbeitsplatz und somit hatte
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