Die Tränen der Justitia (German Edition)
unter Druck setzen, eine Freilassung von Trachtner zu erzwingen.»
«Was hat Heller gesagt? Für Borer werde es schlimmer als der Tod und er würde sich selbst erledigen oder so ähnlich. Das ist wirklich raffiniert. Und nachdem Trachtner frei ist, verbreitet Heller, wer für den Misserfolg der Staatsanwaltschaft verantwortlich ist. Damit wäre Borer ein für alle Mal erledigt.»
«Reden wir mit Borer?»
«Unter keinen Umständen. Der streitet doch alles ab, um Lena nicht zu gefährden. Trachtner können wir auch nicht in die Mangel nehmen. Das würde Heller sofort über de Courten erfahren.»
«Wie wärs mit einem Umweg über Mark Hotz? Fragen wir ihn, ob er Trachtner kennt oder den Besitzer vom Sunny.»
«Eine gute Idee, Nadine.»
Mark Hotz schob Ferrari einen Hotz-Spezial über den Tresen und hörte aufmerksam zu. Dann griff er wortlos zu seinem Handy.
«Ich brauche dich im Twingo. Es gibt Neuigkeiten … Okay, wir warten so lange. Ciao … Das Sunny gehört meinem Freund Chris Habegger. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er weiss, wie gut sich Heller und Geisser kennen. In fünfzehn Minuten ist er da.»
Damit war Ferraris Frage nach den Besitzverhältnissen beantwortet.
«Kennen Sie André de Courten?»
«Er hat schon das eine oder andere, sagen wir, heikle Problem für mich aus der Welt geschafft. Freunde sind wir jedoch nicht, falls Sie das meinen. Er ist für mich ein Mittel zum Zweck, mehr nicht. Soviel ich weiss, war er der Verteidiger von Franz Heller.»
Der Kreis schloss sich. Langsam, aber sicher zeichneten sich die Seilschaften deutlich ab. Kaum waren zehn Minuten vergangen, kam Chris Habegger fluchend ins Twingo.
«Scheisswetter! Jetzt schiffts wieder in Strömen.»
Hotz rührte ihm ein Glas Spezial an. Habegger musterte zuerst Nadine, dann Ferrari.
«Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich einmal auf der Seite der Polizei stehe. Irgendwie faszinierend. Prost, Herr Kommissär.»
Ferrari stiess mit den beiden an, während Nadine die neusten Erkenntnisse für Habegger kurz zusammenfasste.
«Was?! Reto ist ein Kumpel von Heller? Gut für ihn, dass ich das nicht wusste, dem hätte ich sonst nie und nimmer nach dem Knast eine Chance gegeben. Wenn das Ding durch ist, werfe ich ihn hochkant raus.»
«Sind Sie mit ihm zufrieden?»
«Ja, ein guter Mann. Etwas aufbrausend, aber bisher total loyal. Wie kann ich helfen?»
«Wir müssen unbedingt das Baby finden. Sehen Sie eine Möglichkeit, Geisser unter Druck zu setzen, um Lenas Versteck zu finden?»
«Wenn er und Heller wirklich mit der Entführung zu tun haben, wirds schwierig. Wie gesagt, Reto ist sehr loyal und offenbar schuldet er dieser Sau Heller ziemlich viel, da wird er ihn nie und nimmer hintergehen. Mark, gib mir noch einen von deinem Spezial. Sie auch, Herr Ferrari?»
«Nur noch ein wenig.»
«Sie könnten ja für uns André de Courten ein wenig kitzeln.»
Hotz musste lachen.
«Wenn Sie Ihre Polizeikarriere beenden, Frau Kupfer, kommen Sie zu mir. Ihre direkte Art gefällt mir. Was meinst du, Chris? Kannst du das übernehmen?»
«Klar. Frank soll ihn ins Sunny bringen, dann rede ich mit ihm.»
«Aber sag deinem Gorilla, dass er behutsam mit ihm umgehen soll.»
«Logo. Frank ist die Sanftheit in Person.»
Hotz lachte erneut. Ferrari konnte sich sehr gut vorstellen, wie sanft dieser Frank bei de Courten einfahren würde. Hoffentlich ging das gut und brachte den gewünschten Erfolg.
Zwei Stunden später trafen sie sich erneut, aber dieses Mal im Sunny. So lerne ich mit der Zeit alle Nachtclubs der Stadt kennen. Auch gut, dachte Ferrari schmunzelnd.
«Du hältst dich zurück. Ist das klar? Das hier ist Polizeiarbeit und keine fröhliche Sauftour», holte ihn Nadine unsanft auf den Boden der Realität zurück.
«Also, ich muss schon bitten.»
«Zwei Hotz-Spezial reichen für einen Tag. Wenn Habegger dir etwas anbietet, dann nimmst du gefälligst einen Kaffee.»
Hotz sass bereits am Tisch in Habeggers Büro. Er deutete dem Kommissär an, dass er sich einen Longdrink nehmen sollte.
«Das ist eine Spezialität von Chris, ein Whisky-Likör mit etwas Eis.»
«Da kann ich schlecht Nein sagen … Mmh, wunderbar!»
Nadine verdrehte die Augen ob dieser Unverbesserlichkeit.
«Kaffee gibts draussen, Frau Kupfer. Einfach an der Theke bestellen. Eines der Girls bringt ihn dann schon.»
Gerade als Nadine ihre Bestellung aufgegeben hatte, stürmte Chris Habegger ins Büro.
«Sorry. Heute ist irgendwie nicht mein Tag. Ich bin
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