Die Tränen der Justitia (German Edition)
Familie Doppler. Da tut jede Ablenkung gut, wie etwa der BHC.»
«Stehts um den Club wirklich so schlecht?», fragte Yvo nach.
«Die Finanzen sind nicht rosig. Natürlich trifft das nicht nur auf uns zu. Der EHC musste zum Beispiel einige seiner Leistungsträger abgeben, weil er die Gehälter nicht mehr bezahlen konnte. Dazu kommt, dass viele Spieler nur einen Vertrag für die Nationalliga A unterzeichnet haben. Nach dem Abstieg sind sie frei.»
«Keine guten Verträge.»
«Wir waren in einer Notlage. Es mussten bessere Spieler her und die legen dann die Bedingungen fest. Wie wärs? Wollen Sie nicht beim BHC einsteigen, Herr Liechti?»
«Lieber nicht. Ich bin bekennender FCB-Fan.»
«Wie alle anderen potenziellen Geldgeber auch. Tja, das ist unser Schicksal. Morgen sieht die Welt bestimmt wieder anders aus. Josef ist nach jeder Niederlage deprimiert und vollkommen am Ende.»
«Im Moment braucht es natürlich nicht viel, um ihn umzuhauen.»
«Sie sagen es, Herr Liechti. Ein Albtraum.»
12. Kapitel
Ferrari sass vor seinem PC. Im Hinspiel haben wir sehr unglücklich verloren, doch zu Hause ist Chelsea eine Macht. Als FCB-Fan muss ich an meine Mannschaft glauben, das ist meine Pflicht. Gut, ich setze auf Sieg und Einzug in den Final! Hoffentlich kann ich dann Tickets organisieren, das lasse ich mir unter keinen Umständen entgehen. Zudem ist Amsterdam immer eine Reise wert. Oder soll ich noch warten? Der Match ist ja erst am Donnerstag. Hm. Was ist, wenn sich Marco Streller oder Valentin Stocker plötzlich verletzen? Dann sinken unsere Chancen erheblich.
«Höchstens ein Unentschieden!»
Ferrari zuckte zusammen und schlug sich die Knie an der Schreibtischplatte an.
«Aua! … Bist du schon lange da?»
«Eine Stunde oder zwei. Na, was ist jetzt? Sieg, Niederlage oder Untentschieden?»
«Sieg!»
«Und was bringt das?»
«Zehn zu eins.»
«Und wie hoch ist dein Einsatz?»
«Zwanzig Euro.»
«Und wegen eines möglichen Gewinns von hundertachtzig Euro hockst du Stunden lang vor dem Computer?»
«Das muss alles gut überlegt sein.»
«Hast du beim Heimspiel auch gewettet?»
«Ja.»
«Auf den FCB?»
«Natürlich. Auf wen sonst?»
«Zwanzig Euro?»
«Fünfzig.»
«Du verplemperst ja dein ganzes Gehalt. Weiss eigentlich Monika, dass du vom Spielteufel besessen bist?»
«Ich gewinne auch ab und zu.»
«Soso. Beim Hinspiel hast du jetzt schon fünfzig Mäuse in den Sand gesetzt. Selbst, wenn dein Tipp aufgeht, gewinnst du insgesamt nur noch hundertdreissig.»
«Das stimmt doch nicht. Ich habe fünfzig verloren und gewinne zweihundert, macht also hundertfünfzig insgesamt.»
«Und vergisst dabei, dass du zwanzig einsetzt. Fünfzig und zwanzig macht siebzig, bleiben hundertdreissig.»
«Hm.»
«Falls du dich von deiner Nebenbeschäftigung lösen kannst, die schon bald zur Manie wird, sollten wir Julia und Lukas informieren. Damit sie zumindest auf dem gleichen Stand sind wie Josef Doppler. Jetzt können wir beruhigt sagen, dass wir eine heisse Fährte verfolgen. Wir müssen mit dem Tram fahren, mein Liebling ist im Service.»
Die Familie schien wieder vereint zu sein. Julia lächelte ihnen zu.
«Die Dickschädel vertragen sich wieder, Francesco. Ist das nicht wunderbar?»
«Ja, sehr gut. Das war bestimmt ein hartes Stück Arbeit.»
Lukas unterhielt sich angeregt mit seinem Vater, der wie immer ziemlich mürrisch dreinblickte.
«Wir wollen nicht lange stören, aber es gibt Neuigkeiten.»
Sofort blickten alle aufmerksam zu Nadine.
«Wir verfolgen eine konkrete Spur. Wir haben alles Notwendige in die Wege geleitet und hoffen, dass wir schon heute mehr wissen. Wir haben es gestern bereits am Match Herrn Doppler gesagt.»
«Weshalb hast du uns nicht informiert, Vater?»
«Ich wollte keine falschen Hoffnungen wecken», brummte der alte Mann.
Julia begann zu weinen.
«Das wäre so schön!», Julias Augen leuchteten. «Nadine, glaubst du, dass unsere Lena noch lebt?»
«Wir sind davon überzeugt. Die Anhaltspunkte sprechen dafür, dass die Entführer Lena als Druckmittel einsetzen, und so lange sie ihr Ziel nicht erreichen, werden sie ihr nichts antun.»
«Ist es wegen Paps?»
«Wir glauben, dass er erpresst wird.»
Josef Doppler räusperte sich.
«Ich … ich möchte mich hier bei allen für mein Benehmen entschuldigen. Ich bin in den letzten Tagen sehr nervös gewesen. Es war etwas zu viel für mich. Bestimmt haben Sie keinen guten Eindruck von mir gewonnen, Herr Ferrari.»
«Es freut
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