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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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den drei Grazien, Monika, Nadine und Olivia? Zum Glück sieht mich keiner, wie ich durch den Wald keuche. Ein Blick auf die Uhr liess den Kommissär schier erstarren, erst dreissig Minuten waren vergangen! Das konnte ja heiter werden. Immerhin kam der nächste Posten in Sichtweite. Hier musste man kleine Holzrugel stemmen. Wer denkt sich solchen Mist nur aus? Beginnen wir mit dem kleinsten. Bitte, geht doch. Der Bauch kommt mir zwar etwas in den Weg, wenn ich Kniebeugen mache, aber nur ein klein wenig. So, auf zum Nächsten. Ferrari watschelte gemächlich weiter. Sogar dieser alte Idiot überholt mich und wie er mich anglotzt. Wahrscheinlich verbringt er sein halbes Leben auf dem Vita Parcours. Autsch! Was ist denn jetzt los? Ferrari setzte sich auf einen Baumstamm und massierte sich den rechten Oberschenkel.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte der ältere Herr höflich.
    «Danke, es geht schon. Nur eine kleine Zerrung.»
    Der Kommissär erhob sich langsam, versuchte einen Schritt zu gehen, liess sich jedoch sofort wieder auf den Baumstamm gleiten.
    «Damit ist nicht zu spassen. Bitte entschuldigen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, Weidmann ist mein Name. Wir sind uns hier in der Hard noch nie begegnet, oder?»
    «Freut mich, Ferrari. Nein, ich bin zum ersten Mal hier.»
    «Ihre Muskeln sind ganz verspannt. Haben Sie sich aufgewärmt?»
    «Nein.»
    «Das dachte ich mir. So können Sie nicht mehr weiterlaufen. Schaffen Sie es bis zum Waldhaus oder soll ich jemanden für Sie anrufen?»
    Mein Handy liegt zu Hause. Auch das noch! Widerwillig gab er dem Rentner Monikas Nummer.
    «Ihre Frau holt sie vorne an der Strasse ab. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.»
    «Danke.»
    Mürrisch sass Ferrari auf dem Beifahrersitz. Na prima. Bereits beim ersten Training blamiere ich mich bis auf die Knochen. So wird das mit dem Sponsorenlauf rein gar nichts. Unauffällig schielte er zu Monika, irgendwie kam ihm ihre Fürsorge gespielt vor. Hm. War da nicht ein Lächeln auf ihren Lippen? Als sich der Kommissär stöhnend aufs Sofa plumpsen liess und lauthals nach Eis verlangte, gab es für Monika kein Halten mehr, sie lachte sich in der Küche halb tot.
    Am Nachmittag humpelte Ferrari mit Monika in die St. Jakobshalle. Das fehlte mir gerade noch, dieses Scheisshandballspiel und erst noch in Begleitung von Nadine und Yvo. Das habe ich nicht verdient! Leise seufzend setzte er sich auf eine Holzbank.
    «Na, du Neandertaler!»
    Das Buschtelefon funktionierte anscheinend bestens, was ja nicht anders zu erwarten war. Immerhin galt die Anspielung nicht meinem Sportunfall.
    «Alles halb so wild.»
    «Von wegen halb so wild. Du hast Häring verprügelt. Eigentlich schade, dass er überlebt hat.»
    «Ich hatte keine andere Wahl, er ging auf Monika los. Es war sozusagen Notwehr.»
    «Bei mir brauchst du dich nicht zu verteidigen. Ich finde es voll in Ordnung.»
    «Wie war dein Abend mit Viviane?»
    «Friedlich. Bist du schon im Jay’s gewesen?», schaltete sich Yvo ins Gespräch ein.
    «Vor Jahren. Ich mag das nicht so.»
    «Das Essen?»
    «Das Essen ist gut. Ich hasse es, wenn jeder von jedem Teller isst.»
    «Bünzli!»
    «Ich finde es einfach nicht lustig, Nadine. Ich bin halt ein Schniposa-Typ.»
    «Muss es auch geben.»
    «Möchtest du etwas trinken, mein Schatz?», fragte Monika fürsorglich.
    «Gern. Eine Cola, bitte.»
    «Der Herr lässt sich bedienen. Kannst du dir deine Cola nicht selbst holen?»
    «Das geht im Augenblick nicht.»
    «Und weshalb nicht?»
    «Weil … nicht so wichtig.»
    «Er hat sich beim Training in der Hard eine Zerrung geholt!», prustete Monika.
    Die ganze Halle schaute zu ihr und Nadine hinüber, die vor Lachen schier explodierten.
    Das Spiel wogte lange Zeit hin und her und war wider Erwarten recht spannend. Die beiden Frauen feuerten den BHC wie verrückt an, immer wieder schwenkten sie lautstark den Clubschal, den ihnen Marcel Wiedmer geschenkt hatte. Zum Schluss beging der BHC einen taktischen Fehler: Der Torhüter lancierte einen schnellen Gegenangriff, doch der Ball wurde von einem gegnerischen Spieler abgefangen und beim Konter fiel das entscheidende Tor. So unterlag der BHC Thun mit sechsundzwanzig zu fünfundzwanzig.
    «Das wars dann wohl», murmelte Wiedmer. «Heute wäre ein Sieg oder mindestens ein Unentschieden Pflicht gewesen. Mike ist so ein Idiot. Weshalb leitet er den Angriff ein? Wir hätten auf Zeit spielen und den Ball in den eigenen Reihen halten müssen. Mit einem Unentschieden wären

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