Die Tränen der Justitia (German Edition)
Tönen von dir. Du bist ihr grosser, starker Held, Zerrung hin oder her.»
Nadine zupfte Ferrari am Ohr.
«Hör sofort auf damit!»
Lächelnd bestellte sie sich noch einen Kaffee. Was meint sie mit ihrer Bemerkung: «nicht mehr lange»? Was hecken die Frauen jetzt wieder aus? Irgendetwas ist im Busch, von dem ich nichts wissen darf.
«Wann holst du deinen Wagen aus dem Service?», fragte der Kommissär unverfänglich.
«Ich hoffe gegen Abend. Wir wollen in den Ackermannshof, da bin ich froh meinen Porsche wiederzuhaben.»
«Oh, ein interessantes Haus. Die Ursprünge des Ackermannshof reichen bis ins zwölfte Jahrhundert zurück. Am Anfang gehörte das Fischerhäuschen …»
Ferraris Handy vibrierte. Chris Habegger fragte, ob sie Zeit hätten, Reto Geisser sei auf dem Rückweg von Heller. Manchmal hat Gott Erbarmen. Dankbar blickte Nadine in den wolkenlosen Himmel, sie war haarscharf um einen historischen Vortrag herumgekommen.
Sie nahmen das erstbeste Tram, doch leider das falsche. An der Schifflände bog es Richtung St. Johann ab und hielt erst beim Totentanz.
«Schöner Tramspezialist!»
«Sorry, ich habe die Nummer verwechselt. Am besten wir steigen vis-à-vis vom Drei König wieder ein. Da haben wir sogar die Wahl zwischen Bus und Tram.»
«Man kann ja alles schönreden», Nadine rollte die Augen.
Nach kurzer und ruppiger Busfahrt stiegen sie am Claraplatz aus. Habegger und Geisser erwarteten sie bereits.
«Ich weiss nicht, ob ich Ihnen eine Hilfe bin.»
«Erzählen Sie uns einfach, wie es ablief.»
«Franz Heller war bestens gelaunt. Wir nahmen in einem kleinen Pavillon hinter dem Haus einen Apéro. Ich brachte das Gespräch auf die vielen Polizeirazzien. Er meinte, die Bullen würden ein kleines Mädchen suchen und langsam, aber sicher nervös werden.»
«Woher weiss er das, wenn er nicht selbst der Entführer ist?»
«Aus den Medien, Herr Habegger. Die berichten praktisch jeden Tag darüber. Er muss nur eins und eins zusammenzählen.»
«Er war ziemlich redselig, erzählte über seine neue Freundin und liess mich praktisch nicht mehr zu Wort kommen. Nach seinem Redeschwall hakte ich nach. Die bräuchten doch keinen solchen Aufstand wegen eines Kindes zu machen. Da meinte er, es sei kein normales Mädchen, sondern die Enkelin eines Staatsanwalts. ›Woher weisst du das?‹, fragte ich. Er zögerte. Als ich ihn direkt darauf ansprach, ob er der Entführer sei, wich er aus. Das bleibe sein Geheimnis.»
«Zugegeben hat er es also nicht.»
«Nein, nur geheimnisvoll getan. Wenn Sie mich fragen, Franz ist der Entführer.»
«Wo war seine Freundin während des Gesprächs?»
«In der Küche.»
«Kein Babygeschrei im Haus?»
«Totenstille, Frau Kupfer. Ich glaube nicht, dass er das kleine Mädchen bei sich versteckt hält. Dafür ist er zu clever. Soll ich ihn morgen nochmals besuchen?»
«Vorerst nicht. Vielen Dank für Ihre Hilfe.»
«Es ist mir sauschwer gefallen. Aber bei einem Baby … wenn Franz da mit drin hängt, breche ich den Kontakt zu ihm ab, obwohl ich ihm viel verdanke.»
Nadine und Ferrari fuhren ins Grossbasel zurück. Vom Barfüsserplatz aus gingen sie zu Fuss durch die Steinenvorstadt in Richtung Heuwaage. In der Mittagszeit war hier ziemlich viel los. Immer wieder griff sich der Kommissär an seinen Oberschenkel.
«Hör endlich auf damit, du Jammerlappen.»
«Es schmerzt aber tierisch. Wollen wir hier eine Kleinigkeit essen?»
«Von mir aus einen Salat. Ich muss auf die Linie schauen und heute Abend schlage ich sicher wieder zu.»
Sie setzten sich im Molino ans Fenster.
«Das solltest du übrigens auch tun.»
«Wie bitte? Von was redest du, Nadine?»
«Du könntest schon ein paar Kilos abspecken.»
«Jaja. Ihr jungen Leute habt doch alle einen Schlankheitswahn. Ich fühl mich wohl in meinem Körper und nur das zählt. Nämlich.»
Da hatte der Kommissär nicht ganz unrecht.
«Schmeckts dir nicht?», fragte Ferrari besorgt, nachdem sie eine Zeit lang schweigend gegessen hatten.
«Doch, schon. Ich denke nur immer an Julia und Viviane. Das haben beide nicht verdient. Es ist so ungerecht.»
«Es trifft meistens die Falschen.»
«Viviane ist vollkommen am Ende. Wir müssen diesen Verrückten stoppen. Koste es, was es wolle.»
«Willst du ihn ermorden?»
«Wenns sein muss!»
«Dann muss ich gegen dich ermitteln.»
«Wie kriegen wir ihn nur dazu, dass er Viviane in Ruhe lässt?»
«Ich befürchte gar nicht. Den kann man nicht mit einer richterlichen Verfügung
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