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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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stoppen. Auch ein Tag im Gefängnis wird ihn nicht zur Vernunft bringen. Erst wenn er ihr etwas antut, ist er weg vom Fenster. So brutal das auch klingen mag.»
    «Na super! Es darf aber nicht so weit kommen, auf gar keinen Fall.»
    «Wenn wir in einer Diktatur leben würden, könnten wir ihn einfach abholen und einsperren. Eine Demokratie lässt so etwas nicht zu.»
    Nadine schob ihren Teller zur Seite.
    «Mir ist der Appetit endgültig vergangen. Und Julia? Werden wir ihr helfen können?»
    «Da sieht die Sache anders aus. Wir müssen äusserst vorsichtig und überlegt vorgehen, unser Handeln darf in keinem Fall Lenas Leben gefährden.»
    «Aber über Geisser kommen wir auch nicht weiter. Es ist zum Verzweifeln. Die Zeit rinnt uns durch die Finger.»
    «Das ist leider wahr. Also, wir gehen nach wie vor davon aus, dass Heller der Entführer ist. Wer ist sein Komplize? Geisser bestimmt nicht. Ein anderer ehemaliger Knastfreund?
    «Was ist eigentlich mit unserem Sektierer?»
    «Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass er etwas mit der Entführung zu tun hat.»
    «Weshalb nicht?»
    «Der ging bei den Prostituierten immer radikal zur Sache. Er ist kein Stratege wie Heller. Keiner, der Schach spielt. Der würde Borer abpassen und ihn prompt erledigen. Ausserdem müssen es zwei Personen sein, die Lena entführt haben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er einen Komplizen gefunden hätte. Der Fanatiker ist eine Einzelmaske. Ich bleibe dabei, wir sollten uns auf Heller konzentrieren.»
    «Dann gibts nur eine Möglichkeit. Wir lassen Heller rund um die Uhr beschatten und warten, bis er einen Fehler macht.»
    «Das kann lange dauern.»
    «Oder wir locken Borer aus der Reserve.»
    «Und wie?»
    «Wir pokern. Wir sagen ihm, dass wir Fabian Kern bitten, einen Haftbefehl gegen Heller auszustellen. Wenn er das nicht will, muss er die Hosen runterlassen und mit uns kooperieren.»
    «Immer unter der Voraussetzung, dass er wirklich erpresst wird … Dein Plan ist genial. Genauso machen wir es. Aber wir müssen vorsichtig und überlegt vorgehen. Heller ist ein gewiefter Hund … Bitte zahlen!»
    Borer hielt nichts von diesem unüberlegten Schuss ins Blaue, wie er es nannte. Er zerpflückte jedes Argument, so gut es ihm in seiner schlechten Verfassung gelang. Erst als Nadine forsch erklärte, er sei im höchsten Masse befangen, und sie würden sich nicht davon abhalten lassen, Heller einzubuchten, fiel Borer langsam in sich zusammen.
    «Das … das dürfen Sie nicht, Frau Kupfer.»
    «Keine Angst, wir wenden uns an Kollege Kern. Er wird den Haftbefehl ausstellen, zumal Sie in den Fall involviert sind. Immerhin ist es ja Ihre Enkelin, die entführt wurde.»
    «Es … ich meine … schliessen Sie bitte die Tür … Danke.»
    «Haben wir etwas falsch gemacht?», fragte Nadine mit betont unschuldiger Miene.
    «Nein … Sie … Sie sind auf der richtigen Fährte … Ich werde erpresst!», kam es tonlos über Borers Lippen. «Ich erhielt am vergangenen Donnerstag einen Anruf.»
    «Von wem?»
    «Die Person meldete sich nicht mit Namen, aber ich erkannte das Lachen von Franz Heller. Es ist so laut und unnatürlich, dass es einem kalt den Rücken hinunterläuft. Er nahm sich nicht einmal die Mühe, aus einer Telefonkabine oder mit unterdrückter Rufwahl anzurufen, nein, er rief mich übers Festnetz an.»
    «Und seine Bedingungen?»
    «Ich solle dafür sorgen, dass Johnny Trachtner straffrei davonkommt.»
    «Das ist aber nicht Ihr Fall.»
    «Eben. Und genau das versuchte ich ihm zu erklären. Hellers Antwort war unmissverständlich. Er meinte, dann müsse ich halt den werten Kollegen beeinflussen und es so zu meinem Fall machen. Das sollte mir das Leben meiner Enkelin schon wert sein.»
    «Selbst, wenn Sie Fabian beeinflussen, bringt Ihnen das Lena nicht zurück.»
    «Meine Worte, deshalb wollte ich ja auch meine Enkelin sehen. Heller lachte mich wiederum nur aus. ›Du tust deinen Job, ich erledige meinen. Wenn ich sicher bin, dass Johnny keine Strafe bekommt, lege ich deiner Tochter das Kind vor die Tür. Das ist unsere Abmachung.‹ Das … das hat er wörtlich gesagt.» Tränen liefen über Borers Wangen. Nach einer Weile fuhr er fort: «Nur garantieren wollte er mir nichts. Im Leben gebe es nun mal für nichts eine Garantie. Ob ich das nicht langsam wüsste.»
    «Dann lebt sie noch!»
    «Vielleicht, Nadine, vielleicht. Wenn der Richter Trachtner freispricht, braucht Heller kein Pfand mehr. Was er dann macht, ist wohl von

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