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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Bentjes jüngster Sohn, der sich in ihre Arme schmiegte, schien nicht gesund.
    »Mutter!«
    Kevin wandte den Blick ab, als Doortje und Johanna ihre Mutter begrüßten. Aber ihm blieb nicht verborgen, dass Johanna an Bentje genauso vorbeischaute wie bislang an den Doktoren. Irgendetwas in dem Mädchen schien zerbrochen zu sein. Kevin seufzte.
    »Doortje«, sagte er sanft, bevor er sich verabschiedete. Beinahe hätte er es nicht gewagt, Doortjes Blicke waren zu bitterböse gewesen, als sie die primitive Unterkunft ihrer Mutter und ihrer Brüder in Augenschein nahm, in der sich nun auch sie und Johanna einrichten sollten. Kevin versuchte zu erklären, aber wo sollte er da anfangen? Er empfand tiefste Scham, aber auch verzweifelte Liebe für die junge Frau, die den Kopf trotz allem schon wieder hoch trug. »Doortje, wenn das mit Johanna anhält … dann müssen Sie sie wieder ins Hospital bringen. Etwas stimmt da nicht, vielleicht … vielleicht braucht sie mehr Untersuchungen … andere Medikamente …«
    Kevin wusste nicht wirklich, was man in diesem Fall verordnen konnte, aber Johanna brauchte zumindest dauernde Aufsicht. Sie tat nichts von selbst, in den ersten Tagen im Hospital hatte man sie sogar füttern müssen. Inzwischen löffelte sie ihr Essen wieder allein, wenn man ihr eine Suppenschale und einen Löffel in die Hand drückte. Stellte man es einfach auf den Tisch, ließ sie es stehen.
    »Sie hat alles, was sie braucht«, beschied ihn Doortje kurz. »Ist es nicht das, was man über diese Lager sagt? Es geht uns besser als auf unseren Farmen. Die Versorgung ist hervorragend, wir fühlen uns wohl …«
    Kevin wandte sich ohne ein weiteres Wort ab.
    In den nächsten Tagen hörte Kevin nichts von der Familie VanStout – und kämpfte den Drang nieder, bei Doortje nach dem Rechten zu sehen. Nun hatte er auch sonst genug zu tun, wobei ihn immer tiefere Verzweiflung überkam. Was immer er versuchte, um die Zustände im Lager zu ändern, scheiterte entweder an den britischen Versorgungsstellen oder Vorschriften – oder an den Gefangenen, die nicht bereit waren, auch nur im Geringsten zu kooperieren. Kevin beschwerte sich über die Essensrationen, die er als völlig unzureichend erkannte. Es gab keine Fettzuteilungen, das Fleisch war sehnig und von Knochen durchsetzt. Man hätte Eintopf daraus kochen können, aber leider fehlte jegliches Gemüse, lediglich geringe Mengen Reis oder Kartoffeln wurden geliefert, manchmal auch nur Mehl, aus dem man dann Fladenbrot herstellen konnte. Milch für die Kinder gab es nicht, höchstens Kondensmilchzuteilungen, die mit Wasser verdünnt wurden, wenn es ausreichend Trinkwasser gab. Hier gelang Kevin immerhin ein Durchbruch – wieder mithilfe des Tierarztes Vincent und einiger Kavalleristen. Oberhalb des Militärlagers gab es sowohl Brunnen als auch klare Bäche, die im Gegensatz zu dem meist schlammigen Wasser im Fluss gutes Trinkwasser lieferten. Es wurde in pferdebespannten Wasserwagen in den Ort gebracht – und Vincent leitete jeden Tag ein paar davon um ins Lager der Frauen. Allerdings mussten die Familien es sich abholen – und das war nicht möglich, wenn etwa die Mutter krank im Zelt lag. Cornelis schleppte den halben Tag Eimer zu den bedürftigen Familien, aber das Lager umfasste fast tausendfünfhundert Menschen. Es war aussichtslos, sie alle versorgen zu wollen.
    Andere Vorstöße Kevins scheiterten. So traf seine Suche nach freiwilligen Helferinnen für das Krankenhaus auf taube Ohren. Ob es Renitenz war, Angst vor Ansteckung oder Argwohn gegenüber der modernen Medizin – es meldete sich keine einzige Frau, dafür stieg der Krankenstand. Cornelis konnte immer mal wieder eine Frau überreden, sich selbst oder ihre Kinder Dr. Greenways Fürsorge anzuvertrauen. Mit der Sorge für vierzig Patienten war der Arzt jedoch heillos überfordert. Schließlich half der Garnisonsarzt aus dem Ort mit ein paar Krankenpflegern aus: Drei erfahrene und willige Inder wechselten ins Lager. Viel ausrichten konnten sie allerdings nicht. Die Frauen reagierten zum Teil hysterisch, wenn Männer – und obendrein farbige – den Versuch machten, sie anzurühren.
    »Wo sind denn eigentlich die Schwarzen?«, fragte Kevin eines Abends. Er hatte Dr. Greenway nach der Visite in seinHaus gebeten. Beide Ärzte sanken erschöpft und mutlos in die Sessel in Lindseys ehemaligem Wohnzimmer, das einst luxuriös gewesen war, mittlerweile jedoch ungepflegt wirkte. Kevin konnte nicht auch noch

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