Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
konstant …«
Atamarie runzelte die Stirn und räkelte sich. »Ist dir das eingefallen, als …«
Richard lächelte. »Als wir uns geliebt haben? Aber nein, natürlich nicht, Atamie. Erst … hm … später … ich … äh … brauch nicht viel Schlaf. Aber meinst du nicht auch? Die Tatsache, dass ein fetteres Gemisch …«
Atamarie seufzte und stieg aus dem Bett. An sich fand sie Vergaser ja sehr spannend, aber so früh am Morgen – und nach dieser Nacht … Aber Richard hatte jetzt keinen weiteren Blick mehr für sie. Als sie sich angezogen hatte und in die Küche gekommen war, hatte er zwar bereits Kaffee gekocht, war aberweit davon entfernt, gemütlich mit ihr zu frühstücken. Stattdessen schüttete er rasch eine Tasse des starken schwarzen Gebräus herunter und machte sich dann auf den Weg in die Werkstatt. Atamarie schüttelte sich gleich nach dem ersten Schluck. Für sie war das Zeug ungenießbar. Und überhaupt, sie brauchte Brot und Butter. Mehl müsste irgendwo sein, und Eier würden die Hühner ja legen …
Auf dem Weg in den Stall stellte sie fest, dass Richard vergessen hatte, die Tiere zu füttern. Atamarie schüttelte den Kopf und holte es nach. Sie würde hier einiges in Ordnung bringen müssen.
In den nächsten Tagen organisierte Atamarie die Abläufe auf Richard Pearse’ Farm. Sie versorgte das Vieh, besuchte die Nachbarin Joan Peterson, entschuldigte sich für die ausgebrochenen Tiere und handelte ihr Gemüse, Butter und Milch ab.
»Aber auf die Dauer müssen Sie natürlich selbst Ihren Garten in Schuss bringen … also, falls Sie bleiben!«, meinte die eifrige Farmersfrau und bot gleich Saatgut und Setzlinge an.
Atamarie hielt sich bedeckt in Bezug auf die kaum verbrämte Frage nach ihren und Richards Zukunftsplänen. Sie nahm die Sachen dankend an, machte sich aber nicht die Mühe, den Garten zu bestellen. Richard würde sich ja doch nicht weiter darum kümmern, und sie selbst würde sicher nicht bleiben. So innig ihre Beziehung zu Richard sich auch gestaltete: Bevor sie an Familiengründung dachte, wollte sie ihr Studium beenden. Und dann auch ganz sicher nicht auf einer Farm leben. Aber das würde sich später regeln. Vorerst musste Richards Ernte eingebracht und seine chaotische Haushaltsführung in den Griff bekommen werden.
Atamarie erkundigte sich also gleich bei Peterson nach Erntehelfern, die gab es jedoch wirklich nicht mehr. Richard war viel zu spät dran, die anderen Farmer schnitten bereits ihrKorn und zerrissen sich die Mäuler über die Versäumnisse von Cranky-Dick. Atamarie bedankte sich für die Auskunft und ging dann andere Wege. Ohne große Mühe fand sie einen in der Nähe siedelnden Maori-Stamm und versuchte, die Männer dazu zu überreden, für Richard zu arbeiten. Mit den Frauen kam sie sofort ins Gespräch, sie halfen ihr gern mit Süßkartoffeln und anderem Gemüse aus – im Tausch gegen das Saatgut und die Setzlinge von Joan Peterson. In Bezug auf die Farmarbeit war allerdings Rücksprache mit den Stammesältesten nötig – und zu ihrer Überraschung erwiesen sich die Ngai Tahu als erstaunlich gut informiert über Richard Pearse, seine Träume, aber auch seine Probleme. Waimarama, eine der alten Frauen, nannte ihn birdman .
»Er war einmal hier«, erklärte sie. »Nach Matariki in diesem Jahr. Er hatte die Drachen gesehen. Damals kam er aus tiefer Dunkelheit. Aber durch die manu fand er wieder zum Licht. Er sucht die Berührung der Götter. Aber er weiß nicht, was er tut.«
Atamarie lächelte nachsichtig. »Aber doch, tupuna , natürlich weiß er, was er tut. Was Technik angeht, ist er tohunga .«
Waimarama nickte freundlich. »Das ist er zweifellos, Kind. Aber Rangi wird selbst bestimmen, wem er sein Herz öffnet …«
Atamarie lachte. »Die Himmelsgottheit sollte sich doch freuen, wenn eins ihrer Kinder zu Besuch kommt«, meinte sie. »Dann müsste sie nicht dauernd weinen.« Nachdem das Wetter am Tag zuvor schön gewesen war, hatte sie heute durch fadenartigen Sommerregen zum Maori-Dorf reiten müssen. »Wir würden Rangi auch Grüße von Papa bringen.«
Waimarama schaute leicht missbilligend, hob dann jedoch wie segnend die Hand. Atamaries Äußerung hätte man blasphemisch nennen können, aber die alte tohunga hatte viel Geduld mit aufmüpfigen jungen Menschen.
»Vielleicht weint Rangi auch um deinen Freund. Um dieDunkelheit, die um ihn ist«, meinte sie gelassen. »Du spürst sie nicht, aber sie bedroht ihn, auch deshalb strebt
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