Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Turei kam als Gattin für ihren Sohn offenbar infrage. Ihre etwas eigenwilligen Studien würde sie sicher gern gegen ein hübsches Haus und ein paar nette Kinder eintauschen …
Atamarie ihrerseits war froh, als sie in ein kleines, aber äußerst gepflegtes Gästezimmer flüchten konnte – früher wahrscheinlich der Raum des wunderbaren Tom. An der Wand hingen diverse Siegerschleifen von Landwirtschaftsausstellungen, Plaketten und Pokale kündeten von sportlichen Erfolgen. Atamarie fragte sich, ob man Richard erlaubt hatte, seine kleinen Erfindungen in seinem Zimmer auszustellen. Ihr Freund tat ihr zunehmend leid, gut für ihn, dass wenigstens sie die Prüfung durch seine Mutter bestanden hatte. Sie beglückwünschte sich zu ihrer Diplomatie: Sie hatte ihren Traum vom Fliegen nicht erwähnt.
KAPITEL 7
Am nächsten Morgen gab es ein reichhaltiges Frühstück mit ähnlich deprimierenden Tischgesprächen wie am Abend zuvor. Schließlich fuhr Mr. Pearse seinen Sohn und Atamarie zurück zu Richards Farm und begann gleich wieder mit einer Schimpftirade, als seine Pferde vor dem Fluggerät scheuten, das immer noch in der Hecke hing. Er fuhr damit fort, als er sein Gespann auf den Hof lenkte. »Hier sieht’s aus wie auf dem Schrottplatz! Wirf endlich dieses Zeug weg! Und sieh zu, dass du das mit der Ernte organisiert kriegst … Soll ich Sie jetzt gleich mit zum Bahnhof nehmen, Miss Turei?«
Atamarie erschrak, als sie sich angesprochen fühlte. Bisher hatte Digory Pearse nicht einmal das Wort an sie gerichtet. Dann schüttelte sie aber entschlossen den Kopf.
»Nein, vielen Dank, ich bleibe noch hier. Richard … also, wir sind ja noch gar nicht zum Reden gekommen, er … er hat mir noch nicht mal das Flugzeug richtig gezeigt.«
Digory schnaubte. »Um sich das anzusehen, mussten Sie nicht aus Christchurch anreisen«, meinte er. »Aber gut, Sie müssen’s wissen. Sputen Sie sich nur, der Zug geht um zwölf. Wenn Sie jetzt noch dieses Ungetüm aus der Hecke holen wollen, ist das kaum zu schaffen.« Digory Pearse fixierte die junge Frau mit einem Blick zwischen Frage und Missbilligung.
Atamarie straffte sich und hielt seinem Blick stand. »Dann fahre ich eben erst morgen«, sagte sie gelassen. »Ich denke, hier ist sowieso noch einiges zu tun.«
Ohne Digorys Erwiderung abzuwarten, griff sie nach ihrem Rucksack und wandte sich Richtung Haus. Richard folgte ihr aufatmend. Als er den Haustürschlüssel unter der mistverklebten Fußmatte hervornestelte und für Atamarie aufschloss, wirkte er jedoch wieder beklommen.
»Meine Eltern werden denken …«
Atamarie warf einen Blick ins Haus, das ebenso unaufgeräumt und schäbig wirkte wie der Hof. Aber dann hatte sie nur noch Augen für Richard, der so verängstigt und geschlagen wirkte, dass sogar sein Zaudern an ihr Herz rührte. Atamarie wandte sich zu ihm um, schaute spitzbübisch zu ihm auf und schlang ihm die Arme um den Hals.
»Lass sie doch!«, sagte sie ruhig.
Atamarie küsste Richard in seiner verwahrlosten Küche und freute sich, als er den Kuss erwiderte. Dann räumte sie auf – während er zwei Pferde anschirrte, um das Flugzeugwrack aus der Hecke zu befreien. Es war nicht sonderlich schwierig, das Fluggerät wog nicht viel, das Schwerste daran war der Motor.
»Der muss leichter werden«, konstatierte Atamarie, als das, was vom Flieger übrig war, schließlich wieder im Hangar stand. Die Tiere hatte Richard kurzerhand hinausgejagt. »Oder die Tragflächen größer. Aber das mit den Rädern ist eine gute Idee. Dagegen das Anschleppen mit den Pferden …«
»Hat man bei Segelfliegern aber schon gemacht!«, bemerkte Richard. »Und hier … man muss die Zeit überbrücken, bis der Motor anspringt.«
»Aber der Motor könnte das Flugzeug doch gleich in Bewegung setzen, wie beim Automobil«, wandte Atamarie ein. »Und dann erst abheben. Das müsste man auch steuern können.«
Die beiden diskutierten das Problem ausgiebig, bis sich die Tür öffnete und ein wutschnaubender Mr. Peterson Richards Schweine und Ziegen hereintrieb.
»Verdammt, Dick, ich hab’s dir schon hundertmal gesagt! Sperr das Viehzeug ein, es war schon wieder in meinem Garten. Joan ist ernsthaft verärgert. So geht das nicht …«
Richard nickte, stimmte zu und bedankte sich bei seinem Nachbarn. Dann kam er gleich wieder auf das Thema der Hochspannungsmagnetzündung zurück.
»Mit dem Anschluss für den Unterbrecherkontakt, wie Woods ihn gestaltet, bin ich einfach noch nicht
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