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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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faszinierten.
    »Es ist komisch, ich dachte, wir führen hier Krieg, damit die mehr Rechte kriegen«, bemerkte sie. »Aber die Engländer behandeln sie schlecht. Das Mädchen von Mrs. Mason hat sich gar nicht getraut, mit mir zu reden …«
    Jenny und Daisy waren im Haushalt von Mrs. Mason untergebracht, bis es nach Pretoria weiterging. Roberta und ihre Kolleginnen fanden Aufnahme in einer Mädchenschule mit Internatsbetrieb. Auch dort sah man keine Schwarzen, höchstens in der Küche wurden einheimische Hilfskräfte eingesetzt.
    »Aber Inder gibt es viele«, meinte Roberta nach einem Spaziergang durch die Stadt. »Mit denen kommen die Engländer wohl besser zurecht.«
    »Die sprechen auch Englisch«, bemerkte die scharfsinnige Jenny. »Und die Neger höchstens was von diesem … wie heißt das? Afrikaans? Das sollten wir wohl auch mal lernen, wenn wir mit den Burenfrauen arbeiten wollen.«
    Roberta kaufte also ein Lexikon Englisch–Niederländisch, Afrikaans wurde nicht als eigenständige Sprache anerkannt. Sie war entschlossen, auf der Zugfahrt nach Pretoria darin zu lesen, aber dann nahm die Landschaft, durch die sie fuhren, sie ebenso gefangen wie Jenny und die hell begeisterte Daisy. Die Eisenbahnlinie führte quer durchs Land, und Robertas Kolleginnen gruselten sich ein wenig, waren doch immer noch Burenkommandos unterwegs, die hier vielleicht Schienen sprengen wollten.
    »Doch nicht am helllichten Tag!«, lachte Daisy. »Außerdem hätten sie dann auch die Gnus da verjagt. Und Zebras! Schaut mal, Zebras! Die sehen ja wirklich aus wie gestreifte Pferde oder Ponys, ich hatte sie mir größer vorgestellt. Eine Giraffe! Eine echte Giraffe!«
    Auf die Dauer war Daisys Begeisterung etwas anstrengend, auch noch die zwanzigste Giraffe konnte der jungen Frau Begeisterungsschreie entlocken. Aber dann wich das Flachland den Ausläufern der Drakensberge. Es gab immer wieder Neues zu entdecken, und Robertas Buch blieb zu. Schließlich wurde es aber Nacht – und am nächsten Morgen befanden sie sich schon in Transvaal. Die Gegend erschien hier nicht mehr ganz so fremd – aber dafür boten sich den Reisenden mitunter Eindrücke, die sie erschreckten. Seitlich der Bahnlinie lagen ausgebrannte Farmen, sie führte an verwüsteten Feldern entlang – und vor allem war sie von Stacheldraht umgeben, und alle paar hundert Yards befand sich ein streng gesichertes Blockhaus.
    Die jungen Frauen verstummten völlig, als schließlich aucheins der Arbeitslager für Schwarze seitlich der Bahnlinie in Sicht kam – einfache runde Hütten, zum Teil aus Wellblech, zum Teil eher Zelte, trostlose Wirtschaftsgebäude, apathische Kinder vor den Hütten, erschöpft wirkende, magere Frauen, die sich auf staubigen Feldern unter der glühenden Sonne abmühten. Auch das Lager umgeben von Stacheldraht, die Tore von englischen Soldaten bewacht, die fast so unglücklich wirkten wie die Gefangenen.
    »Das ist ja schrecklich«, meinte Daisy ernüchtert, als sie das Lager hinter sich gelassen hatten und langsam die Sprache wiederfanden. »Aber in den Lagern der Weißen, wo wir hinkommen, ist es bestimmt besser …«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Laut Miss Hobhouse nicht«, meinte sie. »Hast du denn die Berichte nicht gelesen?«
    Roberta gingen die schwarzen Kinder nicht aus dem Kopf. Für kurze Zeit vergaß sie Kevin Drury und den Grund, weshalb sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte. Sie war nicht hier, um einem Traum nachzujagen. Sie war hier, um zu helfen!
    »Wenn es in den Lagern der Weißen besser ist«, verkündete sie, »dann müssen wir in die der Schwarzen!«
    Pretoria, das der Zug am späten Vormittag erreichte, war eine lebendige Stadt, was sicher auch daran lag, dass hier viele Einheiten des britischen Militärs stationiert waren. Die Engländer wirkten entschlossen und optimistisch, während die normalen Einwohner eher verstört und mit gesenkten Köpfen durch ihre Stadt gingen.
    »Das sind sicher alles Buren«, meinte Daisy und konnte ihre Faszination mal wieder nicht verbergen.
    Diesmal beeindruckten sie die adretten Kleider und Hauben der Burenfrauen, die wie aus der Zeit gefallen schienen. Niemand in Neuseeland oder Australien kleidete sich nochso. Burenmänner sah man selten, die waren wohl entweder in Kriegsgefangenschaft oder kämpften noch gegen die Besatzer. Unter den Männern auf der Straße dominierten englische Uniformen. Roberta fuhr zusammen, als eine der so brav wirkenden Burenfrauen vor einem vorbeigehenden

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