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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ernst. »Ja. Die Differenz ist manchmal erschreckend. Die Schönheit ringsum und die … na ja,Engstirnigkeit der Menschen. Man möchte doch meinen, dieses weite Land, diese wunderbare Natur … das würde einen ein wenig mit Demut erfüllen …«
    Roberta zuckte die Schultern. Sie war als Stieftochter eines Anwalts aufgewachsen, der sich viel mit Maori-Landangelegenheiten befasste. Die Vorstellung, die Schönheit einer Landschaft müsse Menschen zwangsläufig mit Demut erfüllen, hatte Sean Coltrane längst aufgegeben.
    »Manche Menschen sehen Natur, andere sehen Bodenschätze«, bemerkte sie. »Oder Ackerland. Das ist doch immer so. Der eine sieht einen Kauri-Baum und denkt an die Geschichten um Tane Mahuta, der Nächste denkt ans Abholzen und das Geld für das Holz.«
    Vincent wandte sich fasziniert zu Roberta um. »Das stimmt, Miss Fence. Das haben Sie wunderschön ausgedrückt.«
    »Mancher sieht einen Menschen«, fügte Jenny hinzu, »der andere nur eine Arbeitskraft.«
    Sie fuhren eben an einem Versorgungsdepot vorbei, vor dem einige abgerissen wirkende schwarze Arbeiter Säcke auf einen Leiterwagen luden. Die Männer wirkten unterernährt und mutlos.
    »Und dabei ist das ja eigentlich ihr Land«, meinte Roberta gedankenverloren.
    Sie fragte sich, wie die Schwarzen hier gelebt hatten, bevor die Buren einbrachen.
    »Das mit den Schwarzen hier ist wirklich ein großes Problem«, sagte Vincent und hatte die Aufmerksamkeit aller drei Frauen, als er von Kevins Schwierigkeiten im Lager erzählte.
    Auf Jennys Angebot, gern auch im Lager der Schwarzen zu arbeiten, reagierte er erfreut, aber nicht derart euphorisch wie eben auf Robertas Kommentar. Daisy blieb das nicht verborgen.
    »Da hast du ja mal eine Eroberung gemacht«, wisperte sieRoberta zu, als Vincent ein paar Worte mit entgegenkommenden Reitern wechselte. »Der Tierarzt frisst dir schon mal aus der Hand, nun musst du nur noch deinen Kevin beeindrucken. Hast du dir den Satz mit den Bäumen gemerkt?«
    Roberta errötete. Sie fand Vincent Taylor nett, aber er hatte nicht annähernd die Wirkung auf sie, die Kevin immer ausgeübt hatte. Vincent steuerte den Wagen nun über unbefestigte Wege, und Jenny beschwerte sich über die Staubwolken.
    »Im Lager ist das noch schlimmer«, meinte Vincent. »Eigentlich unzumutbar. Aber was das angeht … es ist alles menschenunwürdig.«
    »Jetzt sind wir ja da!«, erklärte Daisy selbstbewusst, als könnte sie allein die Lagerpolitik der Briten ändern. »Wir machen das schon.«
    Nach einer knappen halben Stunde durchfuhren sie das Tor zu dem mit Stacheldraht eingezäunten Lager. Die Wachleute wirkten gelangweilt, Fluchtversuche schien es nicht zu geben. Die weiblichen Neuzugänge betrachteten sie mit begehrlichen Blicken, verkniffen sich aber jede zotige Bemerkung. Und dann entdeckten Roberta und die Krankenschwestern die ersten Burenfrauen und -kinder. Ausgemergelte Gestalten in fadenscheinigen, abgetragenen Kleidern, die lose um ihre mageren Körper hingen. Die meisten waren barfuß oder trugen mehrfach geflickte Schuhe, aber fast alle hielten an dem Brauch fest, eine Haube zu tragen, und sei sie noch so fleckig.
    »Die Kinder spielen gar nicht«, bemerkte Roberta erschrocken, als sie zwischen den Zeltreihen entlangfuhren – vom ständigen Staub rötlich verfärbte runde Zelte, die meisten offen, von Fliegen umschwirrt, davor primitive Kochstellen. »Und die Frauen … hatten die vorher nicht richtige Häuser?«
    Vincent nickte. »Die hatten sie, und sie waren sauber und ordentlich. Unsere Heeresleitung pflegt die Buren gern alsprimitiv zu bezeichnen, und sie glänzen nun wirklich nicht durch Bildung und geschliffene Ausdrucksweise. Aber das tut die englische und neuseeländische Landbevölkerung auch nicht, und mit der muss man sie ja vergleichen. Jedenfalls entspricht das hier nicht ihrem Wesen, und es ist eine Frechheit, zu behaupten, es ginge ihnen hier besser als auf ihren eigenen Farmen. Das würde allenfalls auf die medizinische Versorgung zutreffen, wenn die Seuchen nicht wären. Aber gegen Cholera und Typhus, Schwindsucht, Lungenbrand … da sind unsere Ärzte machtlos. Deshalb gelingt es ihnen auch kaum, die Burenfrauen zu beeindrucken. Früher sind denen weniger Kinder gestorben … Da, schauen Sie, wir kommen zu den Wirtschaftsgebäuden. Dort ist das Krankenhaus … ein primitiver Bau, ich weiß, aber er erfüllt seinen Zweck. In den paar Häusern schlafen die Ärzte und Wachen, das flache Gebäude da

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