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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Gesicht zu. Sie wirkte nicht hasserfüllt wie ihr Mann, sondern nur resigniert.
    »Ich hab gedacht, dass Sie das verhindern«, flüsterte sie Atamarie zu. »Ich hab gedacht … Herrgott, ich hätte nicht mal was dagegen gehabt, dass er Sie heiratet! Ob Maori oder nicht, Sie sehen ja auch nicht so aus. Wenn er nur … wenn er nur endlich normal würde. Aber mein Mann hat Recht. Sie haben nur alles noch schlimmer gemacht. Gehen Sie, Miss Turei! Und bleiben Sie weg! Es ist besser, wenn er Sie niemals wiedersieht!«
    Atamarie ließ sich widerspruchslos aus dem Hospital weisen. Sie wusste, sie hätte sich wehren müssen, aber nach den letzten Stunden fehlte ihr die Kraft dazu und irgendwie auch der Wille. Dass die Menschen hier sie ablehnten, damit hätte sie zurechtkommen können – wenn sie nur nicht so hinterhältiggewesen wären … Atamarie erinnerte sich an ihre vorgeschobene Freundlichkeit, aber auch das Gefühl, das sie von Anfang an gehabt hatte: Man hatte sie nur akzeptiert, weil sie nützlich schien. Und Richards Eltern würden ihren Sohn nie nehmen können, wie er war. Aber diese Erkenntnis, die sie zuvor noch mit Mitleid erfüllt hatte, machte sie jetzt wütend. Auch Richard hatte sie verraten. Sein unsinniger, zum Scheitern verurteilter Flugversuch zielte doch nur darauf, ihr zu zeigen, dass es auch ohne sie ging. Dass er sie nicht brauchte, dass ihn ihre Einwände sein Leben betreffend ebenso wenig beeindruckten wie ihre Verbesserungsvorschläge für das Flugzeug. Er liebte sie nicht, offensichtlich liebte er sie nicht …
    Blind vor Tränen rannte Atamarie auf die Straße. Am liebsten hätte sie gleich den nächsten Zug bestiegen, aber sie musste noch einmal zurück zu Richards Farm, schließlich waren all ihre Sachen dort und auch ihr Geld. Natürlich hätte sie die Fahrkarte später nachlösen können, aber auf keinen Fall wollte sie in dem abgetragenen Reitkleid, in dem sie an diesem Morgen erst die Tiere versorgt, dann Richard in der Werkstatt geholfen und bei den Maori Süßkartoffeln geerntet hatte, in Dunedin ankommen. Also wanderte sie in Richtung Temuka und versteckte sich am Straßenrand, wenn ein Wagen vorbeikam. Nur nicht noch einmal mit Peterson zusammentreffen! Sie wurde jetzt noch rot, wenn sie an seine obszöne Geste dachte.
    Es wurde Nacht, bevor sie Richards Farm erreichte, wo sie erst mal die Pferde abschirrte und einsperrte. Die Tiere hatten sich beruhigt, waren zurückgekommen und warteten nun vor der Stalltür auf ihren Besitzer. Sehr hungrig schienen sie nicht. Rachsüchtig hoffte Atamarie, dass sie sich in Joan Petersons Garten satt gefressen hatten, statt irgendwo in den Plains. Sie selbst spürte inzwischen auch Hunger, so weit zu laufen war anstrengend.
    Atamarie schaute zu dem Flugapparat hinüber, der wie einunglücklicher Vogel in der Hecke hing. Ob sie wenigstens die Pläne mitnehmen sollte, die sie gezeichnet hatten? Aber dann entschied sie sich dagegen. Richard musste seine Kämpfe selbst ausfechten, sie würde nicht zu Dobbins gehen und ihm womöglich den Weg ebnen. Bedauernd warf sie einen Blick auf die Werkstatt, als sie schließlich ihre Sachen gepackt hatte und sich mit etwas Brot und Käse als Proviant auf den langen Rückweg nach Timaru machte. Sie war dort so glücklich gewesen.

DER SEGEN
DER GEISTER
    Afrika
Karenstad
    Neuseeland
Dunedin, Parihaka,
Christchurch, Temuka
    1902 – 1903

KAPITEL 1
    »Na, aber wenigstens ist er kein Mitgiftjäger.«
    Heather Coltranes Bemerkung überraschte Atamarie. Da Roberta in Südafrika war, hatte sie lange überlegt, wem sie die Geschichte mit Richard anvertrauen sollte. Mit irgendjemandem musste sie reden, sie würde sonst platzen! Schließlich hatte sie sich für ihre Tante Heather und ihre Lebensgefährtin Chloé entschieden. Die zwei waren sicher nicht prüde, und zumindest Heather war auch weit herumgekommen. Sicher würden sie Atamarie nicht verdammen, und vielleicht hatten sie ja sogar eine Erklärung dafür, warum Richard sich so verhielt, wie Atamarie ihn erlebt hatte. Nun hatte sie mit allen möglichen Reaktionen gerechnet, nur nicht damit, dass Richard vor Heathers Augen geradezu Gnade fand.
    »Aber wieso sollte er? Ich …« Atamarie wollte anmerken, dass bei ihr kein Vermögen zu holen war, aber dann hielt sie inne. Ihre Tante hatte Recht: Vom finanziellen Standpunkt aus hätte Richard gar nichts Besseres tun können, als Atamarie um ihre Hand zu bitten! Atamarie hatte sich nie Gedanken über Geld gemacht,

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