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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Blicke wanderten zwischen Richard und Shirley hin und her.
    »Du willst weg?« Richards Stimme klang verwundert und enttäuscht.
    Atamarie hatte große Mühe, nicht unter Shirleys Seitenblicken zu erröten, aber dann überwog doch ihre Freude darüber, dass Richard sie offensichtlich vermisst hatte.
    »Nein!«, sagte sie. »Ich bleibe natürlich. Wir …«
    Shirley schlug die Augen nieder, aber dann nahm sie sich zusammen und lächelte.
    »Wie ich sagte, es ist alles bereit«, bemerkte sie und wies auf die Schlafzimmer im hinteren Teil des Hauses. »Jeder, der möchte, kann bleiben. Aber ich gehe jetzt.«
    Shirley nahm die Schürze ab, mit kurzen, schnellen Bewegungen. Sie beherrschte sich eisern, aber Heather, eine hervorragende Beobachterin, bemerkte doch die flammende Wut hinter dem gespielten Gleichmut.
    In Richards Schlafzimmer fand Atamarie dann tatsächlich ein frisch bezogenes Bett, und die Nacht mit ihrem Geliebten ließ keine Wünsche offen. Wieder liebte Richard sie zärtlich und ausdauernd, er flüsterte endlich Liebesworte, küsste und liebkoste Atamarie und brachte sie dem Fliegen so nah, wie das ohne Flugapparat nur möglich war. Und wieder schien er am Morgen alles vergessen zu haben, sobald er den ersten Blick auf seinen Motor warf.
    Zum Glück war Hamene schon da, um die Tiere zu füttern. Er fand nichts dabei, dass Richard nach nur kurzem Gruß in der Scheune verschwand.
    »Er redet mit den Geistern!«, erklärte der große Maori Atamarie mit äußerster Ehrfurcht. »Und es ist nicht wie bei unseren tohunga , welche die Götter anrufen und ihre Antwort nur in ihrem eigenen Geist vernehmen. Mr. Richard antworten sie ganz laut! Das ist wirklich wahr, ich habe es selbst gehört!«
    Atamarie lächelte. Sie wusste, dass Richard seit einiger Zeit mit einem Phonographen experimentierte, mittels dessen sich Stimmen und Musik auf Wachsplatten speichern ließen. Die Technik war nicht neu, aber er hoffte, seine Mutter erfreuen zu können, indem er sie verbesserte, um dann die Musik des Familienorchesters für die Nachwelt zu erhalten. Hamene musste Zeuge einiger dieser Versuche geworden sein – und sicher hatte er vorher nie etwas von der Erfindung des Grammophons gehört. Atamarie begann gleich, ihm das Prinzip zu erklären.
    »Richard würde gern auch mal den Gesang zu einem haka aufzeichnen oder ein Gebet beim powhiri «, entzauberte sie Richards Tun.
    Hamene schüttelte aber nur desinteressiert den Kopf. »Wozu?«, fragte er. »Um die Götter zu erzürnen? Das kann ihnen nicht gefallen, wenn wir nicht mehr selbst singen und tanzen, sondern eine Maschine dafür bauen. Mr. Richard ist tohunga , er mag wissen, wofür das nützlich ist. Und Waimarama sagt, er brauche den Segen der Götter, um die Dunkelheit zu überwinden. Aber wenn du mich fragst – für mich ist gar nichts von all dem sehr nützlich, was er tut. Vielleicht verstehe ich es auch einfach nicht …«
    Atamarie wunderte sich. »Aber warum hilfst du ihm dann?«, fragte sie. »Ich dachte …«
    Hamene zuckte die Schultern. »Shirley sagt, ich soll es machen«, meinte er.
    Atamarie, die ihn diesmal aufmerksamer beobachtete, sah den Glanz, der dabei in seinen Augen aufleuchtete. Deshalb also – Hamene war in Shirley Hansley verliebt. Aber ob er da Chancen hatte? Oder war es vielleicht gar nicht Richard, um dessentwillen Shirley hier war? Suchte auch sie nach einem Grund, Hamene nahe zu sein?

KAPITEL 4
    Heather lachte Atamarie aus, als sie ihr am Nachmittag von der Überlegung berichtete, es gäbe womöglich eine Romanze zwischen Hamene und Shirley Hansley. Vorher hatte sie unablässig von ihrem Tag in Richards Scheune geschwärmt, sah es doch so aus, als sei der Motor wirklich genau das, was ihm für weitere Innovationen im Bereich der Fliegerei gefehlt hatte. Davon, wie glücklich er sie in der Nacht davor gemacht hatte, brauchte sie ihrer Tante nichts zu erzählen. Heather sah das schon an ihren strahlenden Augen. Was Shirley betraf, machte sie ihrer Nichte jedoch keine Hoffnung.
    »Die Kleine und ein Maori, Atamarie? Das glaubst du doch selbst nicht! Das Mädchen ist die Verkörperung des Landlebens – eine Art Heilige –, auf jeden Fall dürfte sie sich selbst so sehen. Da opfert sie sich auf für deinen Richard, nur, damit er dann mit fliegenden Fahnen zu dir zurückkehrt! Das braucht schon Leidensfähigkeit. Den Segen seiner Eltern hat sie genau wie den der ihren, nur Richard spielt offensichtlich nicht mit. Der ist merkwürdig,

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