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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Allerdings konnte sie sich auch nicht erinnern, dass Shirley auf dem Erntefest mit irgendeinem anderen jungen Mann getanzt hatte. Sie war wohl eine sehr ernsthafte junge Frau, die lieber bei ihrer Mutter und den Matronen des Dorfes gesessen hatte, statt sich wie Atamarie zur Musik herumwirbeln zu lassen. Und jetzt öffnete sie den Besuchern ganz selbstverständlich die Tür zu Richards Farmhaus!
    Shirley trug ein altbacken wirkendes blaues Kleid mit einer weißen Schürze darüber. Sie lächelte Atamarie und Heather zu, auch wenn es etwas gezwungen wirkte.
    »Was machst du denn hier?«, erkundigte sich Atamarie wenig begeistert.
    Das war unhöflich, das wusste sie, aber sie hatte schließlich so lange auf Richards Farm gelebt, dass sie sich fast als Hausherrin fühlte.
    Shirley erwiderte ihren abschätzigen Blick – einen Herzschlag lang musterte sie Atamarie ebenso missbilligend, wie Atamarie das eben mit ihr getan hatte. Dann lächelte sie aber wieder und hob wie entschuldigend die Hände. Sie war klein und untersetzt, ihr Gesicht war rund und fast noch etwas kindlich. Gegen Atamaries schlanke Gestalt in ihrem bunten Kleid fiel sie deutlich ab.
    »Oh, ich helfe ein bisschen aus«, antwortete sie jetzt vage. »Mr. Pearse und meine Eltern … na ja, sie meinten, Richardbrauche vielleicht etwas Hilfe im Haus. Und das ist ja auch so …« Sie kicherte verschwörerisch. Wahrscheinlich hatte sie das Haus ähnlich verwahrlost vorgefunden wie Atamarie ein Jahr zuvor. »Aber bitte, kommen Sie doch herein!« Shirley trat zurück und hielt ihren Besucherinnen die Tür auf. Heather warf Atamarie einen fragenden Blick zu. Eine Haushälterin? Und eine so junge in einem Junggesellenhaushalt? In Dunedin wäre das unmöglich gewesen. »Ich habe etwas zu essen vorbereitet, und wenn Sie möchten, können Sie auch hier übernachten …«
    Es klang, als ob Shirley ein solches Ansinnen von Seiten ihrer Besucherinnen befremdlich finden, aber nicht kritisieren würde. Wieder traf Atamarie ein wenig freundlicher Seitenblick. Sie erwiderte ihn gelassen, nie hatte sie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie hier wochenlang genächtigt hatte.
    Heather trat selbstverständlich ein, während Atamarie noch schwankte, ob sie Richard und Hamene folgen sollte, die den Motor eben in die Scheune trugen, oder eher den Frauen, um vielleicht etwas mehr über Shirleys Stellung auf der Farm zu erfahren. Richard hatte nichts von ihr geschrieben … Aber danach, wie aufgeschlossen sie die Frauen begrüßte, schien sie auch nichts zu verbergen zu haben. Und sie war eindeutig mit Billigung der Pearses und Hansleys hier. Atamarie schwante etwas von Eheanbahnung – nicht ganz nach pakeha -Art, aber genau auf Richard zugeschnitten. Atamarie traute Richards Eltern durchaus zu, ihre Moralvorstellungen anzupassen, wenn es ihren Zielen diente.
    Schließlich entschied Atamarie sich dann doch für den Motor, den Richard auf einem sauberen Laken in der Mitte der Scheune platzierte und offensichtlich gleich auseinandernehmen wollte. Aber dann rief Shirley zum Essen, wozu sie sich persönlich in die Scheune bemühte.
    »Du meine Güte, Richard, du willst doch jetzt nicht mit diesem Ding spielen, oder?«, fragte sie missbilligend. »Du hastBesuch, Richard! Ich habe gekocht. Iss jetzt mit deinem Besuch und kümmere dich morgen um die Höllenmaschine.«
    Zu Atamaries Verwunderung zeigte sich Richard gehorsam und folgte der jungen Frau in die Küche.
    Atamarie ging missmutig neben ihm her. »Was ist sie? Dein Kindermädchen?«, fragte sie ungehalten.
    Richard sah sie Entschuldigung heischend an. »Ich … ich brauche wohl manchmal jemanden, der mich an meine guten Manieren erinnert«, lächelte er und schaute dabei so spitzbübisch drein, dass Atamarie gleich versöhnt war. Das klang jedenfalls nicht, als ob er mit Shirley das Bett teilte. Auch die Blicke, die er jetzt, da der Motor außer Sicht war, mit Atamarie tauschte, sprachen nicht dafür, dass es eine andere Frau für ihn gab.
    Und durch den Magen dürfte sich die Liebe auch nicht einschleichen, dachte Atamarie, als sie, begleitet von einfallsloser Konversation dem einfallslosen Essen zusprach. Kartoffelbrei und Rippchen, zubereitet mit viel zu wenig Salz. Shirley mochte eine gute Haushälterin sein, eine gute Köchin war sie nicht.
    »Ich mache mich jetzt auf den Weg. Willst du mitfahren oder hierbleiben?«, fragte Heather Atamarie schließlich nach dem Essen geradeheraus.
    Atamarie war unentschlossen. Ihre

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