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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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haben sogar eine Zeitlang hier in der Nähe gewohnt, damals war das Rennsportzentrum ja noch Woolston«, berichtete sie. »Und meine Mutter erzählte, dass sie am Wochenende oft mit uns Kindern nach Christchurch gegangen sei, zu Fuß übrigens, um die Reden der Frauenrechtlerinnen zu hören. Da hat sie Kate Sheppard kennengelernt.« Roberta lächelte. »Und Sean Coltrane wiedergetroffen.«
    »Den Anwalt und früheren Parlamentsabgeordneten?«, fragte Vincent. Sean war auf der Südinsel sehr bekannt. »Dein Stiefvater, nicht wahr? Ist der nun eigentlich ein Bruder von diesem grauenhaften Colin Coltrane? Die Verwandtschaftsverhältnisse bei euch verstehe ich immer noch nicht.«
    Roberta lachte. »Ein Halbbruder«, berichtete sie. »Und gleichzeitig ein Halbbruder von Kevin Drury. Mit Coltrane teilt er die Mutter, mit Kevin den Vater. Aber Colin und Sean sind nicht zusammen aufgewachsen. Als Kathleen ihren Mannverließ, blieb Colin beim Vater. Der muss ein ähnlicher … äh … eine ähnlich unausgeglichene Persönlichkeit gewesen sein.«
    Vincent lächelte und legte den Arm um sie, sehr vorsichtig, um sie nicht zu verschrecken. »Roberta, wenn du einmal sicher sein wirst, dass du mich liebst … wirst du dann Mistkerl sagen, wenn du Mistkerl meinst?«, neckte er sie. »Es ist ja schön, sich vornehm auszudrücken, aber manchmal finden sich in Konversationslexika … wie soll ich sagen … nicht ganz die treffenden Worte.« Roberta hatte ihm erzählt, dass ihre Mutter sich praktisch ihre gesamte Bildung aus einem mehrbändigen Lexikon angelesen hatte, das sie als junges Mädchen geschenkt bekommen hatte.
    Roberta zuckte die Schultern. »Ich bin doch schon verroht«, klagte sie. »Miss Byerly, das ist meine Vorgesetzte an der Schule in Caversham, rügt mich ständig für meine Ausdrucksweise. Und die Geschichten, die ich den Kindern erzähle … Afrika war nicht sehr gut für meine … hm … Karriere.«
    Vincent zog sie enger an sich. »Vielleicht solltest du über eine andere Art der Karriere nachdenken«, meinte er. »Als Tierarztfrau dürftest du sogar fluchen. Natürlich nicht sonntags …« Er lächelte.
    »Du ziehst mich auf!«, tadelte Roberta.
    »Nein, ich ziehe dich ins Verderben!«, erklärte Vincent. »Ich nehme dich nämlich heute Abend mit in einen Pub. Nein, keine Angst, nicht in eine dieser Spelunken rund um die Rennbahn, sondern in ein ganz angesehenes Etablissement. Lord Barrington verkehrt dort, wenn er hier ist, und alle Honoratioren des Ortes. Absolut nichts Zwielichtiges also. Und heute Abend findet dort ein Konzert statt. Es werden auch andere Damen zugegen sein, also keine Angst. Und Miss Byerly müssen wir es ja nicht verraten. Kommst du mit?«
    Roberta überlegte kurz. Im Moment fühlte sie sich wohl, es war schön, eng umschlungen mit Vincent an einem mit Schilfund Weiden bewachsenen Bachufer entlangzugehen. Nach der spektakulären, aber auch immer etwas angsteinflößenden Natur Südafrikas wirkte die Landschaft um Christchurch beruhigend. Sie sollte viel mit England gemeinsam haben … Und der Pub … Roberta vertraute Vincent, er würde sie in kein anrüchiges Lokal führen. Es wäre dumm, allein oder mit Rosie in ihrem Zimmer in der Pension zu sitzen und ein Buch zu lesen oder sich gar endlos von Pferden erzählen zu lassen, statt zu diesem Konzert zu gehen.
    »Gesang oder Instrumentalmusik?«, fragte sie mutig.
    Vincent lächelte. »Eine Sängerin wird dort auftreten«, sagte er.
    Juliet Drury-LaBree hatte schon seit langem genug von Neuseeland. Sie hatte ihren damaligen Entschluss, sich dieser Tournee nach Übersee anzuschließen und dann auch noch das Ensemble zu verlassen, schon hundert Mal bereut. Neuseeland war einfach zu klein und zu provinziell für ihre Kunst, es gab keine Bühnen, auf denen sie sich adäquat präsentieren konnte, kein Publikum, das mondän genug war, ihre raffinierten Songs und Klavierarrangements zu schätzen zu wissen.
    Das Etablissement in Queenstown, das Pit Frazer ihr so warm empfohlen hatte, entpuppte sich zum Beispiel als besserer Puff. Natürlich, es hieß Hotel, es gab eine Bühne, und die Betreiberin versuchte, das Niveau zu heben. Aber mit den Nachtclubs, in denen Juliet in New Orleans aufgetreten war, konnte man Daphne’s Hotel nicht im Entferntesten vergleichen. Hinzu kam, dass Juliet und Daphne O’Hara sehr bald aneinandergeraten waren. Juliet mochte sich weder ihr Programm noch den Umgang mit ihrem Publikum vorschreiben lassen –

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