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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wofür Daphne wenig Verständnis aufbrachte. Schon als Juliet zum zweiten Mal mit einem der Honoratioren der kleinen Stadt an der Bar stand und sich zu einem Champagnereinladen ließ, nahm die rothaarige entschlossene Puffmutter mit dem Katzengesicht die Sängerin beiseite.
    »Dass wir uns richtig verstehen, Süße, du arbeitest hier nicht auf eigene Rechnung. Meine Mädels werden anständig behandelt, aber fünfzig Prozent von den Einnahmen haben sie bei mir abzuliefern, und das gilt auch für dich, wenn du hier anschaffst. Verstanden?«
    »Anschaffen?« Juliet gab sich empört. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen. Aber da wir gerade von anständig sprechen – vielleicht schaffen Sie mal einen anständigen Champagner an. Den Fusel hier kann ja keiner trinken!«
    Daphne verdrehte die Augen. »Du weißt genau, was ich meine. Auch wenn du auf höherem Niveau anschaffst als meine Mädchen, letztlich kommt es aufs Gleiche raus. Oder willst du mir erzählen, du machst es dem Glatzkopf da aus Liebe?« Sie wies auf den Mann, der geduldig an der Bar wartete. »Und für den in der letzten Woche warst du auch entflammt? Genau wie für den Schreiberling, der dich angeschleppt hat? Nein, Süße, gib dir keine Mühe. Du bleibst brav, oder du gibst mir meinen Anteil. Dafür arbeitest du in einem sauberen Zimmer ohne Ungeziefer, jeden Tag frische Laken … und nun tu mal nicht so, als wäre das für dich eine Selbstverständlichkeit. Du hast schon schlechtere Tage erlebt, das seh ich dir an!«
    Juliet hatte sich das natürlich nicht bieten lassen, sondern war am Tag darauf weitergezogen. Das nötige Startkapital hatte der Mann beigesteuert, er war wirklich generös – eine Unverschämtheit, ihn als Freier zu bezeichnen. Juliet hätte eher das Wort Sponsor benutzt. Mit dem Geld ihres »Sponsors« zog sie in Richtung Westküste. Die Gegend da war im Aufbruch, vereinzelt gab es schon sehr mondäne Hotels, auch wenn die meisten noch im Bau waren.
    Leider zeigten sich ihre Betreiber als äußerst prüde. Es ging ihnen wohl darum, sich von den Bergarbeiterpubs in denInnenstädten deutlich abzugrenzen. Juliet flog zweimal hinaus, weil sie den Abend mit Herren auf ihrem Zimmer zu beenden gedachte – wenn auch sehr distinguierten. Man erledigte das diskret, es kam zu keinem lauten Streit wie mit Daphne. Aber an längere Engagements war nicht zu denken, und das Geld der Sponsoren reichte zwar zu einem halbwegs stilvollen Leben, aber niemals für eine Schiffspassage nach Amerika oder auch nur nach Europa.
    Und nun dieses Kaff namens Addington bei Christchurch – nachdem sie in der City selbst kein Engagement gefunden hatte. Dort lebten zweifellos ein paar reiche Männer, aber wohl mehr auf Pferde fixiert als auf das Sponsoring schöner junger Frauen. Das Lokal, in dem sie singen sollte, war auch nicht nach ihrem Geschmack. The Addington Swan war ein Etablissement, das man am besten mit gutbürgerlich umschrieb. New Orleans Jazz passte hierzu wie Hummer zu Kartoffelklößen.
    Juliet ließ sich dennoch brav am Klavier nieder und sah in die Runde, bevor sie mit ihrem ersten Song begann. Schwierig war das nicht, der Raum war hell erleuchtet! Ein Unding für ihre Musik! Wie sollte sie hier Atmosphäre schaffen? Die Zuhörer wirkten zudem hausbacken. Viel zu festlich gekleidet für einen Clubbesuch, aber nicht ein bisschen raffiniert. Himmel, gegenüber Addington war Dunedin Paris gewesen!
    Aber halt, die junge Frau da in der letzten Reihe machte vielleicht eine Ausnahme. Ihr Kleid war schlicht, jedoch aufregend figurbetont – dabei eins dieser Reformkleider, die nun zum Glück wieder aus der Mode kamen. Die meisten Frauen hatten darin schließlich ausgesehen wie in Kartoffelsäcke gewandet. Die junge Frau mit ihrem langen kastanienbraunen Haar, das sie zu einer Art griechischem Zopf geflochten hatte, wirkte dagegen wie eine klassische Göttin. Solche Reformkleider hatte eigentlich nur eine Schneiderin angefertigt: Kathleen Burton von Lady’s Goldmine.
    Juliet schaute genauer hin, während sie begann, von Sehnsucht und Liebe zu singen. Die Göttin in der letzten Reihe flüsterte aufgeregt mit ihrem Begleiter, einem schmalen, jungen Mann, dessen freundlicher Gesichtsausdruck für Juliet Langeweile signalisierte. Aber die Kleine … Juliet hatte sie zweifellos schon einmal gesehen …
    Juliets Stimme beschwor und betörte, während die Sängerin ihre Dunediner Bekannten Revue passieren ließ. Schließlich fiel es ihr ein. Kevins kleine

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