Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Namen Ross Paisley in Händen. Der Lord entrichtete noch eine Gebühr, die sie ihm später zurückerstatten musste, und schon konnte sie anfangen. Bei der Ausarbeitung des Ausbildungsvertrags für Spirit’s Dream war der Lord ihr ebenfalls behilflich. Einstellplätze für zwei weitere Pferde sollten sich finden lassen, bisher hatte sich allerdings noch kein Pferdebesitzer außer Bulldog für den neuen Trainer entschieden.
Natürlich versuchten Joe Fence und die beiden anderen in Addington ansässigen Trabertrainer gegen Ross Paisleys Lizenz Sturm zu laufen. Rosies Geschlecht war auf der Rennbahn schließlich allgemein bekannt. Der Rennclub stellte sich hier jedoch stur. Lord Barrington hatte großen Einfluss in Addington, und der Spediteur Tom Tibbs mochte eine kommende Größe unter den Pferdebesitzern sein. Schließlich besaß er Geld und Pferdeverstand. Ganz sicher würde niemand von der Rennleitung den von beiden protegierten neuen Trainer dazu zwingen, öffentlich die Hose herunterzulassen. Zumal sich die von Paisley trainierten Pferde ja hervorragend schlugen.
Vincent Taylor war allerdings nicht so begeistert, als Rosie Paisley ihn zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen zu ihrer Stute Diamond kommen ließ.
»Rosie, sie hat nichts!«, erklärte er nach gründlicher Untersuchung. »Sie hatte Montag nichts, und heute hat sie auch nichts. Allenfalls ist sie etwas aufgeregt, die Pulswerte sind ein wenig höher, als sie sein sollten. Aber …«
»Sie hat gezittert«, beharrte Rosie. »Und anders geschwitzt als sonst. Irgendwas stimmt mit ihr nicht, Dr. Taylor. Ich merk das.«
Vincent zuckte die Schultern. »Ich kann jedenfalls nichts feststellen. Und sie läuft doch wie immer, oder?«
Rosie nickte. »Sie hat sich für den Auckland Trotting Cup qualifiziert!«, erklärte sie stolz. »Ich weiß bloß noch nicht, wie ich sie hinkriege. Auf die Nordinsel … das ist so weit …«
»Fence schickt auch Pferde hin«, meinte Vincent nebenbei. »Aber mit dem zusammen werden Sie sie natürlich nicht transportieren wollen. Was ist mit Mr. Tibbs?«
Über Rosies Gesicht ging ein Strahlen.
»Oh, Mr. Tibbs ist ganz zufrieden!«, berichtete sie eifrig. »Der Hengst macht sich gut, wissen Sie doch, der zweite Platz am letzten Renntag. Aber für Auckland … vielleicht nächstes Jahr.«
»Ich dachte jetzt eigentlich weniger an einen Start für sein Pferd als vielmehr an ein Sponsoring für Ihres, Rosie«, meinte Vincent. »An Geld mangelt’s da doch nicht.«
Bulldogs Spedition schien zwar auf den ersten Blick klein, und Tom übernahm sogar selbst noch gelegentlich Fuhren. Aber das täuschte, im Grunde war das Unternehmen auf der gesamten Südinsel verbreitet, Tibbs unterhielt Zweigstellen in Blenheim, Queenstown und an der Westküste. Er dachte auch bereits an Motorisierung und den Kauf von Eisenbahnaktien.
Über Rosies Gesicht flog eine zarte Röte. »Ach nein, das will ich nicht«, murmelte sie. »Er zahlt schon so gut für Dreamy!«
Vincent verdrehte die Augen. »Er zahlt Ihnen das ganz normale Trainerhonorar«, meinte er. »Nicht mehr und nicht weniger. Und dafür leisten Sie doch auch sehr gute Arbeit. Sie müssen sich da auf keinen Fall schämen, Rosie!«
»Aber ich mach das doch gern!«, meinte Rosie. »Für … hm … Mr. Tibbs!«
Vincent lächelte Rosie jetzt verschwörerisch zu. »Haben Sie mal drüber nachgedacht, ob Mr. Tibbs vielleicht auch gern mal was für Sie täte?«, antwortete er auf ihre Beteuerung.
Das Leuchten in den Augen von Rosie und Tibbs war nicht zu übersehen, wenn man mit den beiden in einem Raum weilte. Aber so recht schien die Beziehung nicht voranzukommen. Das ging Vincent mit seiner Roberta natürlich auch nicht viel besser. Er seufzte, als er Trotting Diamond zum Abschied den glatten fuchsfarbenen Hals klopfte. Dabei hatte alles so vielversprechend ausgesehen, aber nach der Begegnung mit dieser halbseidenen Sängerin schien sich Roberta wieder mehr in sich zurückzuziehen. Vincent war das ein Rätsel, zumal die Frauen an jenem Abend doch ziemlich die Klingen gekreuzt hatten. Aber irgendwie musste es um Kevin gehen. Und laut Robertas letzten Briefen war diese Juliet nun auch zurück in Dunedin. Oder in Otago. Es hatte wohl ziemlich gekracht zwischen Kevin und seinem Bruder Patrick. Letzteres wusste er von seinem Freund direkt, Kevin hatte seinen Vater zu einem Treffen der Viehzüchtervereinigung in Christchurch begleitet, und die Männer hatten sich gesehen. Kevin kam dazu
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