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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Beispiel, Joe war ein gewiefter Pokerspieler und brillierte beim Blackjack. Aber vor allem liebte er Pferdewetten. Auf gut Glück – wobei er oft verlor – oder auf raffiniert manipulierte, vorher festgelegte Siege und Platzierungen. Auch das ging gelegentlich schief, aber natürlich deutlich seltener. Den Reiz bildete hier auch nicht das prickelnde Gefühl der Hoffnung oder Ohnmacht, wenn die Pferde erst gestartet waren, sondern die Arrangements im Vorfeld. Man musste wissen, wen man einweihte, wer Bestechungen gegenüber aufgeschlossen war, welches Pferd sich für welche Manipulation eignete, welches Rennen infrage kam.
    Das alles verschaffte Joe ein unbändiges Machtgefühl, erwar frei, er war Herr der Lage, er bestimmte die Zukunft. Die Lehrlinge in seinem Rennstall bewunderten ihn dafür, sie beteten ihn an wie einen Gott – kein Wunder, konnte er doch ihre Karriere als Rennfahrer vorantreiben oder beenden, indem er sie vielversprechende Pferde vorstellen ließ oder Verlierer. Dazu hingen sie an seinen Lippen, wenn er Tipps zum Ausgang eines Rennens abgab, und feierten ihn, wenn sie mittels einer gut platzierten Wette ihr karges Gehalt aufbessern konnten. Bis zu einem gewissen Grad galt das auch für die Besitzer der Pferde, die letztlich für die regelmäßigen Einkünfte des Trainers sorgten. Bei Joe wussten sie ihre Vierbeiner in guten Händen, ab und an gewann fast jedes einmal – und wenn nicht, fand er einen unbedarften Käufer, der auch für ein wenig talentiertes Pferd viel Geld bezahlte.
    All das war immer gut gegangen – bis er diesem Anfänger Tom Tibbs einen chronisch unzuverlässigen Gaul aufschwatzte, der seinem Vorbesitzer nur Ärger gemacht hatte. Spirit’s Dream war zweifellos schnell, nur seine Neigung, sich in den Galopp zu mogeln, machte ihn selbst bei manipulierten Rennen zu einem unsicheren Kandidaten. Aber dann hatte Tibbs ihn Rosie ins Training gegeben, und auf einmal trabte der Hengst – bevorzugt an Fence’ Pferden vorbei. Tibbs strich Siegprämien ein, und der Vorbesitzer des Pferdes beschwerte sich. Letztlich wanderte auch er zu Rosie ab – und es gab nichts, was Joe Fence dagegen tun konnte! Natürlich war da der Umstand, dass Rosie eine Frau war. Joe hatte schon mehrmals Eingaben beim Jockey Club gemacht, aber ohne jeden Erfolg. Lord Barrington hielt seine Hand über »Ross Paisley«, und es gab auch keinen Paragrafen in der Verbandsordnung, der Frauen als Fahrer und Trainer definitiv ausschloss. Bislang war einfach niemand auf die Idee gekommen, ein Weibsbild könnte sich in diese angestammte Domäne der Männer drängen, und dass Rosie dies auch noch recht erfolgreich tat, schiendem Club so peinlich zu sein, dass er sie lieber weiterhin als männliches Mitglied führte. Natürlich wusste jeder, was Sache war, aber niemand sprach das Thema an.
    Joe Fence blieb also nichts als ein mehr oder weniger fairer Kampf mit seiner Tante und alten Widersacherin. Die Kunde von Coltranes Ableben bestärkte ihn darin, ihn mit aller Härte zu führen. Es durfte nicht sein, dass Rosie triumphierte, schlimm genug, dass sie damals ungestraft davongekommen war, nachdem sie seinen Vater in den Tod geschickt hatte. Fence rüstete also für den ultimativen Wettkampf auf der Rennbahn in Addington. Der New Zealand Trotting Cup würde Auckland auf Dauer an Bedeutung gleichkommen, und wenn Fence seine führende Stellung als Trainer in Canterbury behalten wollte, musste er sich hier gleich positionieren. Er pachtete also neue Stallanlagen in unmittelbarer Nähe der Rennbahn, Präsentation war alles, das hatte schon Colin Coltrane gewusst.
    Und Fence bewahrte seit langem ein Stück aus seinem Nachlass, von dem niemand etwas wusste: Als Coltranes Gestüt aufgelöst wurde, hatte der Junge das bunte, protzige Schild gerettet, das über dem Eingang der Ställe gehangen hatte: COLTRANE’S TROTTING JEWELS – STUD AND TRAININGSTABLES . Es war nicht einfach gewesen, das voluminöse Teil über die Jahre aufzubewahren. Joes Lehrzeit hatte es in seinem Bett überstanden – versteckt zwischen Bettgestell und Matratze. Seit er selbstständig war, lagerte es in einer Scheune, aber jetzt war es Zeit, ihm zu neuem Glanz zu verhelfen. Ein Schildermaler frischte die Farbe auf und änderte den Namen: Für »Coltrane’s« setzte er »Joe Fence’« ein – Joe strahlte, als er das Kunstwerk am Portal seiner Ställe befestigte.
    Rosie dagegen erblasste, als sie es sah. Natürlich erkannte sie es wieder,

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