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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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den Stall betrat.
    »Violet! Du hast dich kein bisschen verändert!«, begrüßte er sie. »Oder nein, ich muss jetzt natürlich Sie sagen. Entschuldigen Sie, Mrs. Coltrane. Aber Rosie redet so viel von Ihnen, da erscheinen Sie mir ganz vertraut …«
    Violet zog die Augenbrauen hoch. »Schmeicheln Sie mir nicht, Mr. Tibbs. Aber auch ich freue mich, Sie wiederzusehen – oder hoffe zumindest, dass sich das Wiedersehen erfreulich gestaltet. Sie haben es ja geschafft im neuen Land … Goldgräber sind Sie nicht lange geblieben?«
    Bulldog grinste. »Verstehe, Mrs. Coltrane, Sie wollen alles über mich wissen. Also: Erst war ich ein halbes Jahr auf den Goldfeldern, hab dann für ’n paar Dollar ein Maultier eingetauscht und seitdem jeden Cent in meine Spedition investiert. Jetzt hab ich, wie man sagt, Dependancen in Auckland und Wellington, Blenheim, Queenstown und Christchurch. Ich bin ein vermögender Mann, Mrs. Coltrane, keine Bange, ich kann Rosie … o Gott, ich kann’s noch gar nicht glauben! Also wenn ich Ihren ernsten Auftritt hier richtig sehe, dann hat Rosie wirklich angedeutet … O Gott, und ich dachte schon, sie versteht gar nicht mehr, worum’s mir geht …«
    Violet blickte streng. »Mr. Tibbs, Rosie ist nicht geistesschwach. Ich habe mein halbes Leben damit verbracht, das zubeteuern, und oft genug war’s mehr als schwierig. Aber wenn Sie wirklich Interesse an ihr haben …«
    Bulldog hob die Hände. »Rosie ist klug!«, erklärte er im Brustton der Überzeugung. »Die klügste Frau, mit der ich je zu tun hatte. Sie hat’s halt mehr mit Pferden als mit Menschen. Eine fabelhafte Trainerin und Fahrerin. Neulich hat sie mal aus Spaß ein Kaltblutgespann gefahren – ich sag’s Ihnen, Mrs. Coltrane, die schicke ich sofort mit einem Viererzug nach Otago!« In Bulldogs Augen glänzte Stolz.
    Violet lächelte etwas versöhnlicher. »Dann sollte ich mich vielleicht mal setzen«, bemerkte sie.
    Bulldog zog ihr einen Stuhl an den hübsch gedeckten Tisch. Dabei brannten seine Wangen vor Verlegenheit. »Ich hab natürlich ein Haus, Mrs. Coltrane, ich wohne nicht hier. Das ist nur … nur wegen Rosie, weil sie so ungern ausgeht. Aber essen tut sie gern, die Rosie, Gott, sie war ja schon als Kind immer hungrig. Ich hab sie da schon gemocht, wissen Sie?«
    Violet nickte. »Natürlich weiß ich das noch. Und eben das macht mir die Sache suspekt.«
    »Sus…?« Bulldog runzelte die Stirn, und Violet wurde klar, dass er nie in einem Lexikon gelesen hatte.
    »Das erscheint mir merkwürdig bis anstößig«, übersetzte Violet. »Wir brauchen uns übrigens nicht zu beeilen, Rosie ist noch auf der Rennbahn und zeigt meinem Mann Diamond und sämtliche Anlagen.«
    Bulldog nickte und wirkte erleichtert. »Ich hab mich auch schon gesorgt«, meinte er. »Sie kommt sonst nie zu spät. Sie hat ihren ganz regelmäßigen Tagesablauf, die Rosie, ganz ordentlich!«
    Violet enthielt sich einer Bemerkung dazu. Sie wusste, dass Rosie sich an regelmäßige Tagesabläufe klammerte. Jede Veränderung machte ihr Angst.
    »Rosie war damals ein kleines Kind. Sie können sich nichtin ein kleines Kind verliebt haben und dann in die Frau, die fünfundzwanzig Jahre später daraus geworden ist.«
    Bulldog schaute Violet verwirrt an. »Warum nicht? Aber die kleine Rosie hab ich natürlich nicht so lieb gehabt wie die große.« Er setzte sich auch. »Nicht so auf die Art, wie man eine Frau lieb hat. Wissen Sie, damals, da hat sie mich an meine kleine Schwester erinnert. Die ist gestorben, in London. Sie war auch so süß und blond. Und jetzt … ich erinnere mich nicht mehr genau an London. Nur noch an ihr Lächeln. Sie hatte so ein süßes Lächeln. Und sie war auch so … unschuldig. Man musste auf sie aufpassen, glaube ich, nur dass ich noch zu jung war. Sie war dann auf einmal weg. Die Bobbys sagten, ein Freier hätt’ sie erstochen … da war ich dann allein. Aber jetzt hab ich Rosie wiedergefunden. Auf Rosie kann ich aufpassen. Und ich würd’s gern tun, Mrs. Coltrane, wenn sie mich lässt.«
    Violet sah zu ihrer Verblüffung Tränen in den Augen des vierschrötigen Mannes.
    »Sie waren vorher nie verheiratet?«, erkundigte sie sich.
    Bulldog schüttelte den Kopf. »Nein. Zu viel rumgekommen – mal ein Mädchen hier oder da. Sie wissen, wie’s hier ist, viele Frauen gibt’s nicht, erst recht nicht für ’n kleinen Habenichts aus London, der sich so durchschlägt. Inzwischen wär’s natürlich was anderes, da könnt ich

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