Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Atem schneller ging unter seinen Liebkosungen. »Und es steht … es steht auch in der Niederländischen Bibel …«
Kevin lachte leise. »Warum soll es denn da nicht stehen? Wo das doch die schönste Bibel überhaupt ist, meine Liebste … Zumindest sagst du das ja immer. Wenn wir zurück in Dunedin sind, werde ich die Stelle suchen und auswendig lernen. Versprochen!«
Doortje schüttelte den Kopf und schob ihm ihren Körper entgegen. »Brauchst du nicht. Du würdest nur alles falsch aussprechen. Wie ›Mejuffrouw Doortje‹ …«
Kevin hob sie auf und trug sie zum Bett. »Mevrouw Doortje … so ist es doch richtig, nicht?«
Doortje nickte. »Genau richtig«, sagte sie zufrieden.
Juliet sah auf den ersten Blick, dass sich etwas geändert hatte. Zwischen Kevin und Doortje war eine neue Vertrautheit, als sie am Morgen zum Frühstück kamen. Sie lachten miteinander, ihre Augen strahlten – und Matariki, der das ebenfalls auffiel, schaute drein wie eine zufriedene Katze. Juliet biss sich auf die Lippen. Irgendetwas musste geschehen.
»Was … was haben wir denn heute so vor?«, fragte sie gespielt fröhlich in die Runde und biss in ihr Honigbrot.
Sie war wieder geschnürt und elegant gekleidet. Ihr Hauskleid war perfekt auf sie zugeschnitten. Doortje trug ein weites Kleid aus Parihaka, ein Geschenk Matarikis.
»Also, wir gehen zum Dorf hinauf«, meinte Matariki. »Ich will meine Freunde besuchen, und Atamarie brennt ganz offensichtlich darauf, mehr über Drachenbaukunst zu erlernen, obwohl ich eigentlich dachte, was Flieger anginge, wüsste sie schon alles. Aber jedenfalls möchte sie nachsehen, ob der entsprechende tohunga schon eingetroffen ist.«
»Mommyyy!« Atamarie errötete.
»Und du wolltest mir das Dorf zeigen!«, sagte Doortje überraschend. »Die … Schnitzereien an den Häusern und …«
Matariki nickte. Sie ging nicht darauf ein, dass Doortjewochenlang auf Elizabeth Station gelebt hatte, ohne ihren Nachbarn auch nur einen Besuch abzustatten.
»Du wirst sehen, es ist ganz anders als die Krals in Afrika«, bemerkte Kevin. »Ein ganz anderer Baustil, wohl auch nicht vergleichbar mit den Hütten in Polynesien, nicht, Riki?«
Matariki zog die Schultern hoch. »Ich war noch nie auf den Inseln, von denen die Maori ursprünglich kamen. Aber ich weiß, dass es dort viel wärmer ist als hier. Also wird man luftigere Hütten gebaut haben, vielleicht so wie eure in Afrika, Nandé, magst du nicht auch mitkommen? Juliet passt sicher mal selbst auf ihre Tochter auf. Das wäre nicht schlecht, Juliet. Es wird sonst später peinlich, wenn May dich auf Gesellschaften gar nicht erkennt.«
Juliet blitzte ihre Schwägerin verärgert an. Aber sie erkannte auch ihre Chance. Kevin wirkte nicht so, als ließe er die Frauen allein gehen. Während Patrick sicher auf der Farm zu tun hatte.
»Ich werde mitkommen«, erklärte sie gelassen. Lizzie fiel vor Überraschung fast ihre Kaffeetasse aus der Hand. Juliet strich ihr Haar zurück, eine Strähne hatte sich aus der perfekten Frisur gelöst und fiel ihr immer wieder ins Gesicht, um dann mit einer lasziven Geste zurückgeschoben zu werden. Der Effekt war zweifellos gewollt. »Wenn es euch nichts ausmacht, dass ich mich der Führung anschließe. Ich interessiere mich von jeher sehr für … Schnitzereien.« Sie lächelte sardonisch. »Griechische Götterstatuen zum Beispiel … der David …« Sie ließ den Blick an Kevins Körper herabwandern. Der merkte es gar nicht.
»Das ist Bildhauerei«, verbesserte Atamarie mit vollem Mund. »Ganz lecker, der Honig! Den macht ihr jetzt selbst, nicht, Patrick? Also Bildhauer klopfen an Marmor herum. Maori schnitzen eher aus Holz. Oder Pounamu-Jade. Ein sehr interessantes Material.«
»Aber primäre Geschlechtsmerkmale finden sich auch anunseren tiki «, bemerkte Matariki trocken. »Juliet wird also zweifellos auf ihre Kosten kommen.«
Zu ihrer Überraschung unterdrückte neben Atamarie auch Nandé ein Glucksen. Doortje und Lizzie konnten mit der Anspielung wenig anfangen, Matariki jedoch fragte sich, ob die Schwarze sich vielleicht ein Beispiel an Violet nahm und begonnen hatte, Lexika zu lesen.
Kevin begleitete die Frauen tatsächlich hinauf zum Dorf. Lizzie blieb zu Hause, sie hatte angeboten, die Kinder zu hüten. Es regnete, und Matariki und Atamarie warfen immer wieder ärgerliche Blicke auf Nandés elegante Herrin, die sich von ihrem Dienstmädchen mit einem Schirm vor der Nässe schützen ließ. Juliet hielt
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